Interview: Vorausschauende Spediteure sind gut vorbereitet

Logistiker treten üblicherweise kaum öffentlich in Erscheinung. Sollte davon im Krisenfall abgewichen werden? Frank Roselieb: Wenig bis gar nicht in der Öffentlichkeit zu kommunizieren, funktioniert in der Regel nur bei typischen Ad-hoc-Krisenfällen - beispielsweise einem LKW-Unfall oder einem Ladungsdiebstahl. Hier übernimmt die Kommunikation der Ereignisse meist die Polizei oder Feuerwehr. Außerdem ist der Fall meist schnell vergessen. Demgegenüber kommt bei schleichenden Krisenfällen - beispielsweise öffentlicher Kritik an angeblich überlangen Lenkzeiten - der Dienstleister an einem Mindestmaß an Krisenkommunikation nicht vorbei. Sonst entsteht ein Informationsvakuum, das sich schnell mit Halbwahrheiten Dritter füllt. Stichwort Hacking. Wenn die interne Kundendatei gestohlen wird, müsste ein Unternehmen alle Kunden informieren. Sollte der Betrieb das tun und sich so ohne Not in die Schlagzeilen bringen? Im B2B-Bereich interessieren sich für die Daten in der Regel nur die Hacker selbst. Sowohl der Datenbankbetreiber als auch die Diebstahlopfer - also die Firmenkunden - sind meistens gut beraten, öffentlich Stillschweigen über den Vorfall zu bewahren, damit nicht noch weitere Täter aufmerksam werden. Hier erfolgt die Kommunikation oft nur mit der Polizei und dem zuständigen Landesdatenschutzbeauftragten. Müssen sich Mittelständler und kleinere Spediteure überhaupt mit dem Thema Krisenmanagement befassen und wie könnte ein Präventionsprogramm aussehen? Vorausschauende Spediteure kommen nicht an einem Minimum an Krisenvorbereitung vorbei. Zur Mindestausstattung gehören ein kurzes Krisenhandbuch am Firmensitz, eine Krisencheckliste beim Fahrer und eine 24-Stunden-Handynummer für den Notfall. Das Krisenhandbuch beinhaltet die Kontaktdaten wichtiger Einrichtungen (zum Beispiel der Berufsgenossenschaft für Unfallmeldungen), eine Auflistung von zehn bis 15 Sofortmaßnahmen bei typischen Krisenfällen (zum Beispiel einem Unfall mit Todesfolge) sowie Kernbotschaften für Mustertexte (Pressemeldungen). Die Krisencheckliste des Fahrers ist selten länger als zwei Seiten und gibt Hinweise zur Erstreaktion am Ereignisort. Das 24-Stunden-Handy liegt meistens auf dem Nachttisch des Chefs - oder eines erfahrenen Mitarbeiters. Eine solche Minimalausstattung ist bereits für unter 1000 Euro erhältlich und lässt den Spediteur meist deutlich ruhiger schlafen.

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