Vier Räder mehr Dampf

Auf deutschen Baustellen ist MAN - neben dem Marktbegleiter aus Stuttgart - eine Macht. Anders als im Fernverkehr tut sich der etablierte Wettbewerb schwer, in der Grube Fuß zu fassen. Und anders als im Autobahneinsatz gereicht es dem MAN nicht zum Nachteil, dass die letzte Modellpflege keine Revolution gebracht hat. Abseits befestigter Straßen und im Zubringerdienst spielt der Münchener Löwe seine Stärken aus: keine Experimente, stattdessen verlässliche Technik. Das beginnt beim 12,4-Liter-Sechszylinder. Der als D26 bekannte Vierventiler erweist sich auf der Baustelle als souveräner Antrieb. Mit 2500 Nm maximalem Drehmoment bei bescheidenen 930 Touren ermöglicht der zweistufig aufgeladene Motor auch in schwierigem Terrain gutes Vorankommen. Im losen Sand kann der Fahrer alleine durch gefühlvollen Umgang mit dem Gaspedal seine Fuhre auf Trab halten. Getriebe - in der Summe gut gelöst Sicher wird es Kritiker geben, die dem automatisierten Traxon-Getriebe zu träge Schaltwechsel nachsagen. Und um der Wahrheit die Ehre zu geben, sind I-Shift oder Opticruise etwas schneller. Echte Probleme entstanden dadurch während der Testfahrt nie. Ganz im Gegenteil manövriert sich die Schaltbox so gut wie ein versierter Fahrer durch die Schaltstufen und findet auch im Wechselspiel der vielen Steigungen und engen Dorfpassagen der Testrunde stets den passenden Gang. Der integrierte GPS-Tempomat agiert exzellent und überrascht, weil er selbst auf kleinen Nebenstraßen nie den Bezug verliert. Dazu muss man MAN das Kompliment machen, dass besagter Tempomat gefühlvoll vor Kuppen Gas wegnimmt und Eco-Roll passend zuschaltet. So lässt sich auch mit einem Kipper Kraftstoff sparen. Die magische 40 schafft er Auf der Testrunde den Durchschnittsverbrauch unter 40 l/100 km zu drücken, fällt selbst einem gewichtsoptimierten 4x2 schwer. Umso beachtlicher, dass es der 26.500 auf der Test-Achterbahn mit 42,3 l/100 km hinbekommt. Die magische 40 erreicht er zumindest auf der Autobahn. Vollgetankt und mit Fahrer bringt es der Dreiachser auf ein Gewicht von 9600 Kilo - kein schlechter Wert. Zu den positiven Seiten des MAN gehört unter anderem sein "Pritarder". Der Wasserretarder an Stelle der Wasserpumpe ist ideal für den Baueinsatz, verzögert gut bei niedrigen Drehzahlen und passt so bestens zum Einsatz. Wie MAN versichert, ist die Technik inzwischen "bulletproofed". Die automatisierte Schaltung tut das Ihre, dass Drehzahl und Bremsmoment gut zusammenpassen. In Kombination mit der kräftigen Motorbremse bleibt der Tritt aufs Bremspedal so meist obsolet. Zudem zeigt sich der TGS als leise und für eine Zugmaschine dieser Konfiguration auch als komfortabel. Es liegt in der Natur der Sache, dass die beiden angetriebenen Achsen zum Untersteuern beitragen. Dafür kommt man damit auch auf losem Untergrund sehr gut weg. Im Bereich Kaufpreis sowie Service- und Wartungskosten - der TGS glänzt unter anderem mit einem Wartungsintervall von 140.000 km auf - liegt der MAN erfahrungsgemäß recht gut. Und selbst wenn die letzte Überarbeitung nur Veränderungen im Detail gebracht hat, goutieren es die Fahrer, dass der Kühlschrank endlich einen vernünftigen Platz gefunden hat, Radio und Navi an Qualität zugelegt haben und der Fahrstufenschalter jetzt besser erreichbar ist. Im Innenraum finden sich zahlreiche Ablagen für den täglichen Papierkram. Dazu gibt es sehr bequeme Sitze. Das Multifunktionslenkrad ist leider noch immer das alte - mit dem Nachteil der ungünstig platzierten Tasten. Dafür lässt sich der TGS leicht sauber halten. Als 6x4 mit Zusatzfunktion für den Geländebetrieb, der neuen EasyStart-Anfahrhilfe sowie einem in der Not einsetzbaren Freischaukelmodus verschiebt sich die Traktionsgrenze weit nach oben. Das sind gute Argumente, 6x4 statt 4x2 zu fahren - zumal es sonst kaum Nachteile gibt. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Test & Technik www.verkehrsrundschau.de/dossiers Kommentar Bewährtes für den BaueinsatzMan kann es dem MAN ankreiden, dass er nicht so modern ist wie ein Scania oder Mercedes. Oder aber man erfreut sich daran, dass man mit dem TGS ein bewährtes Stück Technik an die Hand bekommt, das im Baueinsatz zuverlässig seinen Job macht. Zumal der Münchener im Bereich der Fahrassistenzsysteme alles mitbringt, was der Fahrer in puncto Sicherheit und Fahrkomfort wirklich braucht und sinnvoll nutzen kann.Gerhard Grünig VR-ChefredakteurKontakt: gerhard.gruenig@springernature.com

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