Brüssel. Die Verladervereinigung European Shippers‘ Council (ESC) hat die Entscheidung der niederländischen Regierung harsch kritisiert, die Flugrechte von arabischen Golf-Carriern zu beschneiden. Der für die Airline-Politik des Verbandes zuständige Joost van Doesburg nennte den Schritt „protektionistisch“ und „unangemessen“. Er verlangte im Namen seiner Organisation, dass für Frachtflüge eine Ausnahme von der Kontingentierung gemacht wird. Falls nicht, würde durch die Entscheidung der niederländischen Politik ein Abwandern der lokalen Fracht nach Brüssel, Frankfurt oder Luxemburg bewirkt werden, warnte der Manager. Dies könne nicht im Interesse der niederländischen Wirtschaft und speziell des Flughafens Schiphol sein, so van Doesburg.
Zugleich erinnerte das ESC daran, dass die Anzahl der Vollfrachter in Schiphol ohnehin zurückgehe, da Air France-KLM-Martinair beschlossen hätten, fünf dort stationierte MD-11F aus dem Verkehr zu ziehen. Zugleich warf die Organisation der niederländischen Politik vor, ihre Entscheidung zu Lasten der Golf-Airlines bereits vor dem Ergebnis von Untersuchungen der EU-Kommission gemacht zu haben. Diese ermittelt derzeit Vorwürfe gegen Emirates, Qatar Airways und Etihad, wonach diese Gesellschaften permanent unerlaubte Staatssubventionen erhielten und sich daher illegale Wettbewerbsvorteile gegen europäische Fluglinien sicherten.
Anlass der ESC-Reaktion war das Vorpreschen der niederländischen Transportministerin Wilma Jaqueline Mansveld, die gestern das Einfrieren von Flugrechten der drei Golf-Airlines von und nach Schiphol verfügt hat. Begründet wurde dies von ihr mit dem Ungleichgewicht der Verkehre zwischen Schiphol und den Zielorten Dubai, Abu Dhabi und Doha. Es gebe pro Tag nur Bedarf für jeweils einen Flug seitens der arabischen Anbieter. Derzeit bietet beispielsweise Emirates zwei Rundflüge zwischen Dubai und Amsterdam pro Tag mit Großgerät an. „Zusammen mit meinen europäischen Kollegen werden wir härter gegen die Fluglinien vom Persischen Golf wegen des dringenden Verdachts auf unfaire Wettbewerbspraktiken zu Lasten unserer eigenen Gesellschaften vorgehen“, begründete Mansveld gegenüber der niederländischen Zeitung Financieele Dagblad ihre Entscheidung für die Einschränkung der Flugrechte. Eine Reaktion der arabischen Linien auf den Bann liegt bislang nicht vor. (hs)