Brüssel. Die EU will den Kohlenstoffpreis ab 2019 nicht mehr alleine dem Markt überlassen, sondern den Preis für den Ausstoß einer Tonne Kohlendioxid durch gezielte Eingriffe stabilisieren. Der Ministerrat der EU und das Europäische Parlament haben sich kürzlich darauf verständigt, eine „Marktstabilitätsreserve“(MSR) von rund einer Milliarde Tonnen zu schaffen, die der EU-Kommission für ein aktives Management des europäischen Emissionshandels (ETS) zur Verfügung steht.
Durch die Verknappung der Rechte steigt der Preis für Luftverschmutzung, was Investitionen in klimaschonende Technik attraktiver macht. Die EU-Kommission hatte ursprünglich 2021 als Startjahr vorgeschlagen. Nun sollen die Eingriffe zwei Jahre früher beginnen, um den Klimaschutz zu stärken. Für den Verkehr hat die Entscheidung keine unmittelbare Bedeutung, allerdings gilt die Einbeziehung des Verkehrs in den ETS in Brüssel als eine Option, um die Verkehrswirtschaft klimapolitisch auf Linie zu bringen.
Emissionen im Verkehr steigen weiter an
Denn im Unterschied zu allen anderen Sektoren steigen die Emissionen aus dem Verkehr weiter an. Zwar werden Fahrzeuge immer umweltfreundlicher, das wird aber durch den Anstieg des europäischen Verkehrsaufkommens mehr als ausgeglichen.
Nach einer Untersuchung der Beratungsfirma PricewaterhouseCoopers (PwC) wird der Verkehr auch in Zukunft keinen nennenswerten Beitrag zur Senkung der Treibhausgase leisten, weil sich neue, emissionsarme Technologien nicht durchsetzen. Die von der Bundesregierung für Deutschland vorgegebenen Ziele könnten jedenfalls aus heutiger Sicht auch unter günstigen Bedingungen kaum erreicht werden. Danach sollen alle Verkehrsbereiche zusammen 2020 zehn und 2050 vierzig Prozent weniger Energie verbrauchen als 2005.
Studie entwirft Zukunftsszenarien
PwC untersucht sechs unterschiedliche Szenarien im Hinblick auf den Einsatz der Antriebstechnik: Status quo, Elektromobilität, Hybridszenario, verzögertes Szenario, Erdgasszenario und Effizienzsteigerung. Sie unterscheiden sich durch den Einsatz unterschiedlicher Antriebstechniken für Pkw. Im letzten Szenario werden außerdem Maßnahmen ergriffen, um die Energieeffizienz von Lkw zu erhöhen, etwa durch eine bessere Aerodynamik oder den verstärkten Einsatz von Flüssiggas.
Selbst im Hybridszenario, in dem die meisten Fahrzeuge sowohl über einen Elektro- als auch einen Verbrennungsmotor verfügen, würden die Emissionsziele der Bundesregierung verfehlt. Am wenigsten CO2 stoßen die Pkw im Elektromobilitätsszenario aus, in dem elektrische Antriebe dominieren. Die Emissionen im Zeitraum 2014 bis 2050 wären damit nur halb so hoch wie im Referenzszenario. Verstärkt durch Effizienzmaßnahmen bei Lkw könnten die Gesamtemissionen um bis zu 54 Prozent unter das Referenzszenario gesenkt werden.
Nach Ansicht der Experten von PwC ist es jedoch unwahrscheinlich, dass es dazu bis 2050 kommt. Bislang seien nur 19.000 Elektroautos zugelassen, heißt es in der Studie. Das von der Bundesregierung anvisierte Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen bis 2020 sei damit praktisch nicht mehr erreichbar. Realistischer erscheine dagegen, dass die Zahl der Hybridfahrzeuge, gegenwärtig sind davon 86.000 zugelassen, zunehme. (diwi)