Brüssel. Die europäischen Verlader haben sich gegen zwischen der EU-Kommission und den Linien-Reedereien ausgehandelten Modalitäten für Preiserhöhungen ausgesprochen, wonach Preiserhöhungen in Zukunft frühestens einen Monat vor Inkrafttreten angekündigt werden. In einem Brief an Wettbewerbskommissarin Margarethe Vestager macht der European Shippers Council (ESC) erhebliche geltend, negative Auswirkungen auf die Kunden der Reedereien könnten insbesondere dann nicht ausgeschlossen werden, wenn die gegenwärtigen Überkapazitäten abgebaut seien.
Die Reedereien haben zugesagt, Preiserhöhungen in Zukunft transparenter und höchstens 31 Tage im Voraus anzukündigen. Damit sei es den Reedereien aber weiterhin möglich, „ihre gegenseitigen Absichten offenzulegen und ihre Preispolitik abzustimmen“, heißt es in dem Brief des ESC. Das erleichtere ihnen die Kontrolle darüber, ob Preiserhöhungen durchgesetzt werden könnten. Der Zweck der neuen Regeln, Preisabsprachen zu verhindern, sei damit verfehlt.
Die bestehende Freistellungsverordnung erlaube den Reedereien außerdem eine „technische Zusammenarbeit“, die abgestimmtes Verhalten bei Kapazitäten und Service-Angeboten erleichtere und einer weitere Konzentration Vorschub leiste Eine von Brüssel abgesegnete Vereinbarung sei außerdem ein gefährlicher Präzedenzfall für andere Verkehrsträger, insbesondere für den Frachtverkehr in der Luft.
Die Erfahrung der ESC-Mitglieder zeige, dass die tatsächlichen Frachtraten in den meisten Fällen weit unter den veröffentlichten Listenpreisen lägen. Eine von der EU tolerierte Kommunikation der Reedereien über Preiserhöhungen schwäche die Position besonders der kleineren Verlader in den Verhandlungen mit den Reedereien und sei insofern geeignet, die Frachtpreise im Seeverkehr zu erhöhen. Das sei umso bedenklicher als es –anders als an Land - praktisch keinen konkurrierenden Verkehrsträger gebe. (tw)