Stuttgart. Von einem offenen Dissens zwischen Wirtschaftsminister Nils Schmid (SPD) und dem grünen Verkehrsminister Winfried Hermann, will der Pressesprecher im Hause des Landesverkehrsministers nicht sprechen. Er macht aber deutlich, dass die Zulassung des Lang-LKW auf Strecken in Baden-Württemberg nicht dem entspricht, was im rot-grünen Koalitionsvertrag festgelegt wurde. Dort wurde als Ziel die Verlagerung von Verkehren von der Straße auf die Schiene und die Wasserstraße formuliert. Der Lang-LKW stehe diesem Ziel entgegen, so der Sprecher.
SPD-Wirtschaftsminister Nils Schmid hat weniger Probleme mit dem Lang-LKW und hat sich Anfang der Woche bei einem Treffen mit Vertretern der Nutzfahrzeugbranche dafür ausgesprochen, dass über Teststrecken für den Einsatz von Lang-Lkw neu diskutiert werden solle. An dem Nutzfahrzeug-Dialog nahmen neben Vertretern des Herstellers Daimler unter anderem auch Vertreter von Bosch, ZF Friedrichshafen und Mahle teil.
Baden-Württemberg nimmt derzeit nicht am bundesweiten Feldversuch für den 25-Meter-Lkw teil. Der Autohersteller Daimler hat im deutschen Südwesten 17 Strecken identifiziert, auf denen das Unternehmen den Lang-Lkw einsetzen möchte. Für diese Strecken hat der Konzern bereits im November Ausnahmegenehmigungen beim Verkehrsministerium und der Landesregierung beantragt. Den jährlichen Spareffekt durch den Einsatz des Lang-LKW beziffert Daimler mit 3,2 Millionen gefahrene Kilometer und 2700 Tonnen CO2. „Die Ausnahmeanträge haben wir bereits gestellt“, sagte Daimlers Nutzfahrzeugvorstand Wolfgang Bernhard. „Nun erwarten wir eine zügige Genehmigung durch die Landesregierung.“ Die Aufgeschlossenheit des Wirtschaftsministers für die Anliegen der Branche sei „viel versprechend.“
Winfried Hermann (Grüne) teilte auf Anfrage der VerkehrsRundschau mit, dass man auf Arbeitsebene in Kontakt mit dem Konzern stehe. Im Februar soll es Gespräche auf Arbeitsebene geben. „Dabei soll es auch darum gehen, wie Güter zukünftig klimafreundlich transportiert werden können und ob die Gigaliner dazu einen Beitrag leisten können“, sagte Hermann. Gleichzeitig macht der grüne Minister klar, dass er kein Freund des Lang-LKW ist: „Wir stehen den Gigalinern aus umwelt- und verkehrspolitischen Gründen seit langem skeptisch gegenüber“, so Hermann. Die Befürchtung, dass der Lang-LKW zu mehr Güterverkehr auf der Straße führt und die Verlagerung auf Schiene und Wasserstraßen behindert werden könnte ist für Hermann auch durch den positiven Zwischenbericht zum bundesweiten Feldversuch nicht widerlegt, den die Bundesanstalt für Straßenwesen (Bast) im September veröffentlicht hat. „Genau zu diesem wichtigen Aspekt kann der Feldversuch natürlich nur sehr begrenzte Erkenntnisse erbringen“, sagt Hermann. (diwi)