Istanbul. Das vor einem Jahr noch glühende Verhältnis zwischen der türkischen und der deutsche Fluglinie ist offenbar abgekühlt. Laut Informationen der VerkehrsRundschau, scheinen damit im November 2012 öffentlich verkündete Pläne vom Tisch zu sein, die eine enge Verzahnung der Aktivitäten beider Airlines zum Ziel hatten. Von türkischer Seite war sogar Interesse an einer Kapitalverflechtung durch eine Überkreuz-Beteiligung geäußert worden. Auch sprach Linien-Chef Temel Kotil seinerzeit von der Möglichkeit, dass Wunschpartner Lufthansa Teile der eigenen Firmenzentrale von Frankfurt nach Istanbul verlagert.
Trotz medialer Zurückhaltung der deutschen Fluglinie tagten in der Folgezeit diverse Arbeitsgruppen, um Felder für eine engere Zusammenarbeit auszuloten. Dies betraf vor allem die technische Wartung der Flotten und das Catering, also die Versorgung der Passagiere während der Flüge mit Speisen und Getränken, gemeinsame Marketingaktionen und den Luftfrachtversand. Beide Airlines sind Mitglieder des globalen Verbundes Star Alliance. Zudem gehört ihnen der in Antalya registrierte und schnell wachsende Ferienflieger Sun Express zu jeweils 50 Prozent.
Prüfung verlief negativ
Anfragen bei Turkish Airlines und Lufthansa, warum die ursprünglich vorgesehene Vernetzung nicht realisiert und das gesamte Vorhaben inzwischen offenbar zu den Akten gelegt wurde, blieben unbeantwortet. Hinter den Kulissen war zu hören, dass die Lufthansa nach gründlicher Prüfung zu dem Resultat gekommen ist, dass eine enge Verflechtung mit dem türkischen Partner für sie kaum Vorteile bieten würde. So würden für sie keinerlei Synergien aus möglichen Gemeinschaftsflügen und der Verzahnung der Flugnetze resultieren. Vielmehr sei mit einem Abwandern von Passagieren zu rechnen, da Turkish Airlines rund ein Dutzend deutsche Städte mit dem Drehkreuz Istanbul Atatürk verbindet, teilweise mit bis zu fünf Frequenzen pro Tag. Hinzu komme auf Sicht der am Schwarzmeer geplante Großflughafen, der 2017 eingeweiht werden und in der Endausbaustufe über sechs Start- und Landebahnen mit verfügen soll. Spätestens mit dessen Inbetriebnahme sei mit einem Verlust von Passagieren und Fracht zu Lasten der Lufthansa und ihrer drei interkontinentalen Drehkreuze Frankfurt, München und Wien zu rechnen, so ein Insider.
Wie aus internen Quellen zu erfahren war, wurden die Verhandlungen beider Fluglinien über eine vertiefte Partnerschaft zwar formal nicht abgebrochen, aber geräuschlos auf Eis gelegt. (hs)