Berlin/Bonn. Im festgefahrenen Tarifkonflikt bei der Deutschen Post weitet die Gewerkschaft Verdi den Arbeitskampf massiv aus: Nachdem am Dienstag vor allem in den Briefverteilzentren rund 8000 Beschäftigte dem Aufruf von Verdi zu Arbeitsniederlegungen gefolgt waren, sollen jetzt auch Briefträger und Paketboten schrittweise in den Ausstand einbezogen werden, kündigte die Gewerkschaft an. Damit könnten sich die Folgen des Ausstandes, die sich bislang in Grenzen hielten, auch bei den Postkunden immer stärker bemerkbar machen.
Seit Wochenanfang stehen beim weltweit größten Post- und Logistikkonzern die Zeichen auf Konfrontation. Nicht mehr mit Nadelstichen, sondern mit unbefristeten Streiks will Verdi die Post zum Einlenken zwingen. In der vergangenen Woche war der Streit zwischen dem Postmanagement und Verdi eskaliert. Ein Angebot der Gewerkschaft, das unter anderem die Rückführung der ausgegliederten regionalen Paketgesellschaften in den Haustarifvertrag und den Verzicht auf lineare Gehaltserhöhung vorsah, hatte die Post als Mogelpackung zurückgewiesen.
Bislang hielten sich die Folgen des Streiks für die Briefempfängern in Grenzen. Nach Einschätzung der Post werden durch die Arbeitsniederlegungen rund 7 Millionen Briefe oder 11 Prozent aller Sendungen ihren Empfänger erst einen Tag später erreichen. Die Beteiligung an dem unbefristeten Ausstand liege aktuell auf dem Niveau der vergangenen Warnstreiktage, teilte das Unternehmen mit.
Zalando bleibt Post treu
Doch die Lage könnte sich durch eine Ausweitung des Arbeitskampfes ändern. So wollten auch Online-Händler wie Zalando Auswirkungen auf die Kunden nicht mehr ganz ausschließen. „Natürlich ist ein Streik eine unvorhersehbare Situation, weshalb wir einzelne längere Paketlaufzeiten nicht ausschließen können“, räumte eine Unternehmenssprecherin ein. Aber die Kunden könnten sich darauf verlassen, dass ihre Lieferungen so schnell wie möglich und in den allermeisten Fällen auch pünktlich bei ihnen seien. Ein Wechsel des Anbieters sei derzeit nicht geplant.
Bei der Post arbeiten auch 40.000 Beamte, die nicht streiken. Daher hatte die Post auch bei wochenlangen Warnstreiks zuletzt einen Teil ihres Angebots aufrechterhalten können. Millionen Briefe und Pakete kamen allerdings deutlich verspätet. (dpa)