Veränderung als Chance

Auch wenn Führungskräfte es sich wünschen: Veränderungsprozesse im Unternehmen haben selten einen klar definierbaren Anfang. Noch seltener finden sie ein eindeutiges Ende. Zu viele verschiedene Kräfte wirken heute auf Unternehmen ein - und auf jeden einzelnen Mitarbeiter. Immerhin lassen sich so Erstarrungen und Verkrustungen im betrieblichen Alltag auflösen. Vorausgesetzt, dass Hierarchien und Zuständigkeiten nicht mehr in Stein gemeißelt sind, sondern an wechselnde Bedürfnisse und Abläufe angepasst werden. Nötig ist dafür ein Umdenken sowohl bei der persönlichen Karriereplanung als auch bei der Personalentwicklung. Denn die Basis für einen fliegenden Wechsel bei Positionen und Aufgaben ist, dass Mitarbeiter mit einem breiten Querschnittswissen ausgestattet sind. Das gilt sowohl für branchentypisches Know-how als auch für arbeitgebertypische Dinge. Die Personalentwicklung muss entsprechend vorausschauend und auf lange Frist angelegt sein, ständig wechselnden Verhältnissen angepasst und intensiv überprüft werden. Nicht jede Organisation ist dafür leistungsfähig und flexibel genug - und auch nicht jeder Mitarbeiter. Zumal sich im Lauf des Lebens Situationen ergeben können, die den ursprünglichen Karriereplan auf den Kopf stellen. Individuelle Potenziale ermitteln In der Regel jedoch macht sich der Aufwand bezahlt. Der Aufwand, schon beim Eintritt ins Unternehmen die individuellen Potenziale zu ermitteln und daraus einen Plan zu entwickeln, der geeignet ist, Mitarbeiter und Unternehmer in einer Partnerschaft zu verbinden. Der Aufwand, immer wieder zu fragen, zu prüfen und neu zu bewerten, ob dieser Plan noch taugt. Was bei Hardware und Software inzwischen selbstverständlich ist, sollte für die "Human Resources" mindestens genauso wertgeschätzt werden. Auch um Fluktuation zu vermeiden, weil Signale übersehen, Möglichkeiten nicht genutzt und Chancen verpasst wurden, die Bindung zu vertiefen oder zu verstärken. Konsequent umgesetzt ergibt sich aus diesem aufmerksamen Umgang mit menschlicher Veränderung ein wirksames Instrument gegen den Fachkräftemangel. Eine wissenschaftliche Studie der Initiative für Gesundheit und Arbeit (IGA) zeigt: 20 Prozent der Arbeitsleistung von deutschen Unternehmen gehen aufgrund innerer Kündigung von Beschäftigten verloren. Sinnverlust macht krank und kostet Diese Erscheinung ist häufig mit Sinnverlust, Minderleistung und erhöhtem Krankheitsrisiko verbunden, etwa mit psychischen und chronischen Erkrankungen des Bewegungsapparats und des Herz-Kreislauf-Systems. "Für Unternehmen entstehen Ausfallkosten und Kosten durch verringerte Produktivität und Qualität. Zudem treten häufig auch Spannungen im beruflichen Umfeld auf, die sich wiederum nachteilig auf die Leistung eines Teams auswirken können", heißt es in der Studie, zu der es sogar einen Podcast gibt (Details siehe Kasten). In Zahlen ausgedrückt: Für die deutsche Wirtschaft entstehen nach einer Studie des Beratungsunternehmens Gallup durch innere Kündigung Kosten in Höhe von rund 100 Milliarden Euro jährlich. Verglichen damit macht sich der höhere Aufwand eines intensiven, qualifizierenden "Chance Management" für einzelne Arbeitskräfte sicher bezahlt. Mehr zum Thema im Dossier Unternehmensführung www.verkehrsrundschau.de/dossiers In Kürze Fluktuation bezeichnet längst nicht mehr das "Abfließen und Zufließen von Mitarbeitern", sondern die Möglichkeit eines fließenden, wenn nicht sogar fliegenden Wechsels bei Positionen und Aufgaben. Wie das in der Praxis gelingen kann, erklärt der Experte Ludwig Kastl vom LBS. Tipp: Podcast zeigt Wege aus der inneren Kündigung Mit dem Podcast"Innere Kündigung" informiert die Initiative Gesundheit und Arbeit (IGA), in der gesetzliche Kranken- und Unfallversicherung zusammenarbeiten, über Ursachen und Folgen der inneren Kündigung und zeigt Gegenmaßnahmen auf. Drei je 20-minütige Episoden vermitteln die im"iga.Report 33" erschienenen Ergebnisse des Studienprojekts "Engagement erhalten - innere Kündigung vermeiden", für das rund 380 Personalverantwortliche und Führungskräfte befragt wurden. In der ersten Folge erfahren die Podcast-Hörer, was man unter innerer Kündigung versteht und welche Signale es gibt. Mit den Auswirkungen der inneren Kündigung auf das Unternehmen befasst sich die zweite Episode. In der dritten Folge wird erläutert, welche Möglichkeiten es gibt, der inneren Kündigung vorzubeugen und negative Auswirkungen für Mitarbeiter und Unternehmen zu vermeiden. Der Podcast richtet sich an betroffene Beschäftigte und Führungskräfte und steht hier kostenlos zum Download bereit: www.iga-info.de akw

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