V- statt S-Klasse

Künftig zieht Mercedes V-Klasse und Vito weiter auseinander. Der V wird ins PKW-Programm integriert, während der Vito bei den Vans respektive den Nutzfahrzeugen angebunden bleibt. Für erste Probefahrten standen ein V220 CDI und ein 250 Bluetec zur Verfügung. Beide treibt der 2,1 Liter große OM 651 an, der 163 und 190 PS leistet. Letzterer ist nur mit Automatik in Euro 6 zu haben, während V200 und V220 vorerst nur in der verschärften Norm "Euro 5b+" kommen und ihre Kraft serienmäßig via Sechsganggetriebe portionieren. Die 7-G-Tronic harmoniert gut mit dem 2,1-Liter und lässt sich in drei Versionen einstellen: Standard bildet der Komfort-Modus C, der sich per Wippschalter in den Eco- oder Sport-Modus ändern lässt. Im ersten Fall stuft der Wandler schnellstmöglich in die höchstmöglichen Gänge hinauf und hält diese auch solange wie möglich, um das Drehzahlniveau zu senken. Selbst bei Kickdown lässt er sich lange Zeit, bevor er zurückschaltet - weshalb man bei Überholmanövern auf C oder gar S stellen sollte. Sport ist das Gegenteil von Eco: Selbst bei Autobahntempi von 120 bis 130 km/h bleibt die V-Klasse im sechsten Gang und bleibt so stets "auf Zug". Generell schaltet der Automat dann eher drehzahl- als verbrauchsoptimiert und verleiht der V-Klasse ein ganz anderes Temperament. Die Komfortstellung C darf hier getrost als goldene Mitte betrachtet werden. Das gilt auch für die 163-PS-Version des V220 CDI, die jederzeit genug Kraft zur Verfügung stellt und sich im Alltag mit sieben bis gut acht Liter Verbrauch bewegen lässt. Um in die Nähe der proklamierten 5,7 Liter zu kommen, muss man sich sehr bemühen. Theoretisch kann man den Langhuber aber zum Knausern bewegen und die Sechs-Liter-Marke unterschreiten, wie Tests mit dem ähnlich motorisierten noch aktuellen Vito ergaben. Auch mit dem größeren und schwereren Sprinter sind Verbräuche knapp über sieben Liter machbar. Dafür ist der langhubige Daimler-Allzweckdiesel weder drehfreudig noch angenehm im Arbeitsgeräusch. Womit der Hauptkritikpunkt an der neuen V-Klasse genannt wäre. Sonst gelang den Schwaben ein großer Sprung nach vorn. Da profitiert die V- von der S-Klasse. Von der stammt auch die elegante Tasterleiste, was auch für das übrige Styling gilt. Ordert man Ledersitze, Ambientebeleuchtung, Burmester-Soundsystem und gönnt sich die Leisten in Holzoptik, die tatsächlich aussehen wie echt, kann man den V tatsächlich auf S-Klasse-Niveau heben. Der Fahrer freut sich dank des Heckantriebs über einen weiterhin vergleichsweise knappen Wendekreis von 11,8 Metern, viel Platz für das linke Bein und die exakte Lenkung, die sich bei höheren Geschwindigkeiten angenehm verhärtet. Das Fahrwerk bietet jede Menge Reserven und ordentlichen Reisekomfort, auch kurze und tiefe Wellen werden gekonnt absorbiert. Wo die V-Klasse Maßstäbe setzt Auf schnellen Autobahnpassagen soll der Seitenwindassistent ein zu starkes Zerren an der V-Klasse gezielt unterbinden und der Attention Assist warnt vor Müdigkeit. Darüber hinaus lässt sich die Großraumlimousine (die dieses Wort jetzt zu Recht trägt) mit zahlreichen Assistenten der S-Klasse ausrüsten. Dazu gehören der Abstandsregler Distronic Plus samt Collision Prevention Assist, Verkehrszeichenassistent mit Falschfahr-Warnfunktion. Licht wirft gegen Aufpreis das LED Intelligent Light-System auf die Straße und der adaptive Fernlichtassistent blendet selbsttätig auf und ab. Dagegen sind die ebenfalls aufpreispflichtigen Spurhalte- und Totwinkelassistenten sowie die 360-Grad-Kamera fast Standards. Auch hier macht die V-Klasse einen großen Sprung nach vorn. Den Euro-NCAP-Test soll sie mit fünf Sternen bestehen, was wegen strengerer Sicherheitsvorschriften zu einem geringfügigen Größenwachstum und gleich bleibenden Gewichten führte. Der V200 CDI startet offiziell bei 2075 Kilogramm. Darum sollte man sich den 3,05-Tonner gönnen, der die Nutzlast auf 905 bis 975 Kilo erhöht. Gleiches gilt für die Anhängelast: Hier bietet Daimler neben den 2000 auch 2500 Kilogramm an. Grund genug, nach dem V220 CDI den V250 Bluetec zu fahren, der (analog zum Actros) eine kurzfristige Overtorque-Funktion bietet, die das Drehmoment um 40 Newtonmeter erhöht und zehn Kilowatt Leistung extra bereitstellt. In der Tat tritt der V250 kräftiger an, wobei der Unterschied zum V220 aufgrund des gleichen Basisantriebes nicht so überragend ausfällt, wie man auf dem Papier herauslesen mag. Overtorque spürt man vor allem bei schnellen Überholmanövern und im Anhängerbetrieb, ansonsten tut es auch der V220 CDI, der darüber hinaus noch kein Adblue benötigt. Trotz eines sehr guten cW-Werts von 0,31 genehmigt sich der V250 auf schnellen Autobahnpassagen mehr als zehn Liter Diesel auf 100 Kilometern. Die Höchstgeschwindigkeit von 206 statt 195 km/h beim V220 CDI ist eher theoretischer Natur: Ab 180 km/h legt der V nur noch langsam an Geschwindigkeit zu. Schnell zulegen sollte die V-Klasse dagegen bei den Verkaufszahlen: Im Segment der 2,8-Tonner setzt sie tatsächlich neue Maßstäbe. Und ist der S-Klasse bei Raumangebot und Kosten immer überlegen. Alle Tests und Fahrberichte seit dem Jahr 2008 für Premium-Abonnenten unter www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank Technische Daten MotorVierzyl.-Reihen-Dieselmotor, Common-Rail, Bi- Turbo, vier Vent. pro Zyl, LLK, Euro 5b+/6, Steuerk., Hubraum: 2143 cm3 , Leistung: 136/163/190 PS (100/120/140 kW) bei 3800/min. (m. Overtorque plus 10 kW), max. Drehm.: 330 Nm b. 1200-2400/min., 380/440 Nm b. 1400-2400/min. (m. Overtorque plus 40 Nm), Service: 40.000 kmKraftübertragungman. Sechsgang-Schaltgetriebe, Siebengang-Wandlerautomatik, HeckantriebFahrwerk & Bremsenvorn: Einzelradaufh., McPhersonfederb., Spiralfedern, Stabi, hinten: Einzelradaufh., Schräglenker, Stabi, Bereifung: 195/65 R 16 C, 205/65 R 16, 225/55 R 17 ESP, ABS, ASR, BAS, Hillholder SerieMaße & GewichteLxBxH: 4895/5140/5370x2249x1880 mm, Radst.: 3200/3430 mm, LxBxH (Lader.): 463/708/936x1552x1220 mm, Breite zw. Radkästen: 1205 mm, BxH Schiebetür: 837x1220 mm, Ladekante: 542 mm, Wendekreis: 11,80 m, zul. GG: 2800/3050 kg, Leergewicht: ab 2075 kg, Nutzlast: ab 655 kg, Anhängelast (gebremst): 2000/2500 kg, 57-l-Tank (opt. 72 l)Preise & Ausstattung (Euro netto)MB V200 CDI: ab 36.050,- V220 CDI: ab 36.900,-V250 Bluet.: ab 41.330,- Ausstattung Avantgarde: 6500,- Ausstattung Edition 1: 1100,-Kurzurteil+ Sicherheitsausst., komfortables Fahrwerk, dichtes Servicenetz, Edition 1-Preis- träger und unkultivierter Motor, große Außenlänge, relativ hohes Leergewicht

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