Update unter der Haube

Eigentlich ist die Transporter-Testrunde der VerkehrsRundschau Kastenwagen-Modellen vorbehalten. In diesem Fall machen wir aber eine Ausnahme, deren Grund sich im Bug dieses nicht weniger als 57.720 Euro teuren Mercedes-Benz Vito "Tourer Pro" befindet. Denn das Testfahrzeug wird bereits vom neuen Vierzylinder-Diesel namens OM 654 mit exakt 1,95 Litern Hubraum angetrieben. Dieser steht bis auf Weiteres nur für die bestuhlten Varianten der Modellreihe zur Verfügung. In den heck- oder allradgetriebenen Kastenwagen arbeitet dagegen noch der bekannte 2,1 Liter große CDI-Vorgängermotor. Im Vergleich zu dem bringt das neue Aggregat vor allem eines: angenehme Ruhe. Die Laufkultur des aus dem Daimler-Pkw-Regal entliehenen Vierzylinders ist spürbar besser, zudem reagiert der Motor agiler auf Gaspedalbefehle. Erst recht, wenn er wie hier in seiner stärksten Form mit 190 PS und souveränen 440 Newtonmetern Drehmoment antritt. Bei Bedarf reißt der bis zu 3,1 Tonnen schwere Van gar die 200-km/h-Marke; solche Manöver treiben aber den Verbrauch. Wer den Tourer wie wir ökonomischer, jedoch keinesfalls langsam auf Langstrecken bewegt, landet trotz voller Besetzung auf der Autobahn bei niedrigen 8,6 l/100 km, zu denen sich noch 0,4 Liter AdBlue für die Abgasreinigung auf Euro 6d-Temp gesellen. Großen Anteil daran hat die ebenfalls neue "9-G-Tronik"-Automatik - ein manuelles Getriebe bietet Daimler für den OM 654 vorerst nicht an. Dank neun Gängen korrigiert das Wandlergetriebe die Drehzahl gehörig nach unten, selbst bei Tempo 160 liegen gerade einmal 2000/min an. Sensibler Gasfuß vonnöten Zumindest solange keine Steigung im Weg steht. Dann nämlich lässt sich die Steuerungselektronik zu meist unnötigen Drehzahlorgien hinreißen. Gleiches passiert, wenn man zu unvorsichtig aufs Gaspedal tritt, allerdings ebenso auf dem umgekehrten Weg: Denn lupft man das Pedal, schaltet der Automat sofort in die nächsthöhere Fahrstufe. Neu im Vito-Programm ist zusätzlich das Multimedia-Radio und Navigationssystem "Audio 40" (ab 1050 Euro). Mit diesem will Mercedes-Benz die Kritik am langsamen und fummelig zu bedienenden Becker Map-Pilot (weiterhin erhältlich, 548 Euro) ausgemerzt haben. So ganz gelingt das allerdings nicht. Zwar klappt die Routenführung ohne Beanstandungen, und auch auf Verkehrsstörungen oder Ähnliches reagiert die Software schnell und zuverlässig. Die Bedienung des Audio 40 gelingt aber alles andere als intuitiv und damit ähnlich fummelig wie beim Map-Pilot. Und warum entschieden sich die Daimler-Ingenieure eigentlich ausgerechnet für diese stark lispelnde Damenstimme? Vielleicht um für regelmäßige Heiterkeit bei den Insassen zu sorgen. Gute Stimmung kommt im Vito aber auch so auf. Mit dem neuen laufruhigen, kraftvollen und ökonomischen Antrieb ist der Tourer ein perfekter Langstreckenkünstler. Hoffentlich weitet der Hersteller das Angebot bald auf die verblechten Versionen der Baureihe aus. Alle Tests und Fahrberichte für Abonnenten www.verkehrsrundschau-plus.de In Kürze Noch bietet Mercedes-Benz den neuen 2,0-l-Dieselmotor im Vito nur für die bestuhlten Varianten an. Gleiches gilt für die 9-G-Tronic-Automatik, die die Drehzahlen des Vierzylinders deutlich nach unten korrigiert. Testurteil + laufruhiger Motor, niedriger Verbrauch, ausgewogene Fahreigenschaften, gute Sicherheitsausstattung- hoher Anschaffungspreis, fummeliges Navigationssystem, Automatik setzt in Steigungen auf hohe Drehzahlen

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