Rom. Unwetter haben fast ganz Italien getroffen und schwere Schäden angerichtet. Mehrere Menschen werden von Bäumen erschlagen. Auf die Brenner-Autobahn in Südtirol rutschten Erdmassen. Die wichtige Verkehrsverbindung zwischen Österreich und Italien wurde am Montag zeitweise gesperrt. Venedig vermeldete ein Hochwasser, so schlimm wie seit zehn Jahren nicht mehr, der Markusplatz wurde evakuiert. Die Polizei brachte Touristen in Sicherheit. In Rom knickte der Wind Bäume um wie Streichhölzer, Antennen flogen von den Dächern.
In Südtirol rief der Zivilschutz die höchste Alarmstufe Rot aus
Die Schlechtwetterfront mit Starkregen und Sturmböen lähmte das Land praktisch von Nord bis Süd. Schulen und Kindergärten blieben in vielen Regionen geschlossen, darunter in Venetien, in Ligurien, in ganz Rom und in Teilen der Toskana. Auch am Dienstag sollten sie in vielen Orten, darunter in Rom, zu bleiben.
In Südtirol rief der Zivilschutz die höchste Alarmstufe Rot aus, das bedeute, dass ein „Katastrophenfall“ möglich sei. „Der Boden kann nur mehr wenig Wasser aufnehmen“, erklärte die Feuerwehr. Damit steige die Gefahr für weitere Erdrutsche. Auch die Flüsse dürften weiter anschwellen.
Auf der Autobahn zwischen Brenner und Sterzing hatte schon am Sonntag ein Erdrutsch mehrere Autos erfasst, es gab aber keine Schwerverletzten. Auf Bildern war zu sehen, wie Autos im braunen Schlamm feststecken. Der ADAC rief Autofahrer auf, die Gegend weiträumig zu umfahren.
In Venetien war die Lage angespannt. Vor allem in Venedig ist man Hochwasser gewohnt, doch die Lage am Montag war so kritisch wie selten. Bürgermeister Luigi Brugnaro zeigte sich in einem Video vor dem Markusplatz – dahinter reißende Wassermassen. Der Platz sei evakuiert worden, die Polizei trug Kinder durch das Wasser.
In Ligurien leidet unter Sturmflut mit hohen Wellen
Am Montagnachmittag wurden 156 Zentimeter über dem Meeresspiegel in Venedig gemessen - so viel wie seit zehn Jahren nicht mehr. Das bedeutet, dass 70 Prozent der historischen Altstadt überflutet sind. Und das Wasser in der Unesco-Welterbestadt sollte weiter steigen. Brugnaro rief alle Bewohner auf, zuhause zu bleiben. Im Hinterland, im bekannten Skiort Cortina d'Ampezzo, mussten Dutzende Menschen ihre Häuser räumen.
In Ligurien war ebenfalls höchster Alarm. Der Zivilschutz sprach von einer Sturmflut mit Wellen, die bis zu acht Meter erreichen könnten, meldete Ansa. Wegen der Unwetter wurden in der nordwestlichen Region Italiens alle Häfen geschlossen. Ankommende Schiffe müssten vor der Küste auf ein Ende des Sturmes warten, teilte Regionalpräsident Giovanni Totti am Montagabend in Genua mit. Auch der internationale Flughafen Cristoforo Colombo in Genua war am Dienstagmorgen dicht.
In Rom knickten zahlreiche Bäume im Zentrum um, Autos wurden zerquetscht, Straßen gesperrt. Das Kolosseum, der Palatin-Hügel und die Kaiserforen wurden für Besucher gesperrt.
Weiter im Süden blieben Schiffe im Hafen, so wurde zwischen Neapel und der Insel Ischia der Verkehr eingestellt. In Alghero auf Sardinien sprachen Medien von Hagelkörner so groß wie Tischtennisbälle. (dpa/ag)