Unterschätztes Risiko

Der VdTÜV fordert offensichtlich die generelle Ausrüstung von Lkw mit Alkolocks? Der TÜV-Verband fordert keine generelle Ausrüstung von Lkw mit Alkolocks. Wir haben aber eine Umfrage in der Bevölkerung gemacht. Vier von fünf Bundesbürgern würden den Einsatz von Alkohol-Wegfahrsperren im gewerblichen Transportwesen befürworten. Wir wollen eine Diskussion anregen, wie wir Alkoholfahrten und die damit einhergehenden Risiken verringern können. Übrigens schreibt die EU bei Neufahrzeugen ab 2022 eine Schnittstelle für Alkolocks vor. Betrifft das auch leichte Lkw, sogenannte Polen-Sprinter, sowie Busse? Ja, es geht um eine generelle Ausrüstung von Fahrzeugen im gewerblichen Verkehr. Haben Länder, die Alkolocks vorschreiben, niedrigere Unfallzahlen? Es gibt Studien, die auf einen präventiven Effekt hindeuten: je schärfer die Interlock-Gesetzgebung, desto weniger alkoholbedingte Unfälle. Eindeutige kausale Zusammenhänge sind allerdings nicht so einfach herzustellen. Aus Sicht des TÜV-Verbands könnten Wegfahrsperren vor allem im Rahmen der Rehabilitation von Alkoholfahrern eingesetzt werden. Wichtig ist, dass dieses Potenzial nur ausgeschöpft werden kann, wenn die technischen Systeme in Kombination mit verkehrspsychologischen Rehabilitationsmaßnahmen eingesetzt werden. Hat sich das Thema Alkoholmissbrauch im Straßenverkehr verschlimmert? Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes standen im Jahr 2018 bei 13.447 Unfällen mit Personenschaden die Fahrer unter Alkoholeinfluss. Das entspricht einem Anstieg von 4,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Nach den letzten verfügbaren Zahlen sind im Jahr 2017 bei Alkoholunfällen 231 Menschen ums Leben gekommen, weitere 4531 wurden schwer verletzt. Diese Zahlen sind in der Tendenz über die Jahre zwar rückläufig, aber leider immer noch ein alltägliches Phänomen. Und: Wir müssen von einer hohen Dunkelziffer ausgehen. Kann das Verbot der Verbringung der Wochenruhezeit Besserung bringen? Das ist ein wichtiger Beitrag für die Verkehrssicherheit. Wie in fast allen Bereichen ist eine deutliche Stärkung der Verkehrsüberwachung jedoch der entscheidende Schlüssel. Ein freiwilliger Einbau von Alkohol-Interlockgeräten, wie es einige Unternehmen vormachen, untermauert diese Selbstverpflichtung. Unterschätzen viele Fahrer das Thema Restalkohol, denn oft wird erst nach einer Schlafpause gefahren? Die gesellschaftliche Akzeptanz, sich unter Alkoholeinfluss nicht mehr ans Steuer zu setzen, ist glücklicherweise gestiegen. Jedoch wird die Gefahr des Restalkohols am Morgen nach einer Nacht mit reichlich Alkoholkonsum oft unterschätzt. Restalkohol beeinflusst das Reaktionsvermögen negativ. Erst im Laufe des Tages baut sich dieser vollständig ab. Begleitende Maßnahme Die EU-Kommission strebt mit der Strategie der Vision Zero an, die Zahl der Verkehrstoten in Europa bis zum Jahr 2050 auf null zu reduzieren. Bei derzeit rund 25.000 Verkehrstoten pro Jahr in der EU ist nach Ansicht des VdTÜV also noch viel zu tun. Der Verband fordert deshalb eine Novellierung der Führerscheinrichtlinie, um Menschen auf moderne Mobilitätsanforderungen vorzubereiten sowie MPU und Alkohol-Interlock-Programme als Rehabilitationsmöglichkeit zu nutzen. Marc-Philipp Waschke Referent Fahrerlaubnis, Begutachtung und Förderung der Fahreignung sowie Verkehrssicherheitsexperte des VdTÜV (Verband der TÜV e.V.)

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