Decín/Bad Schandau. Für Umweltverbände aus Deutschland und Tschechien ist die Elbe als Wasserstraße ein Auslaufmodell. „Seit Januar erreichte die deutsche Elbe an 74 Tagen noch nicht mal eine Fahrrinnentiefe von einem Meter - das entspricht einem Drittel des Jahres 2018. Da sind keine Transporte mehr möglich”, erklärte Nikol Krejcová von der tschechischen Umweltorganisation Arnika am Montag.
Auf der Elbe zuverlässig Güter bis Hamburg zu transportieren, sei ein Hirngespinst. „Denn eins ist sicher: Auch nach dem geplanten Staustufenbau kämen die Schiffe nicht weiter. Hier wird verantwortungslos mit Steuermitteln und nicht zuletzt mit den Hoffnungen der Bevölkerung umgegangen.”
Es sei illusorisch zu glauben, dass sich die Schiffbarkeit der Elbe in Deutschland maßgeblich verbessern würde, sagte Iris Brunar vom Elbeprojekt des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Das werde schon seit 25 Jahren versucht, aber ohne Erfolg: „600 Millionen Euro wurden für die Wasserstraße und die Häfen ausgegeben. Gebracht hat es nichts. Es werden immer weniger Güter transportiert.”
Fahrrinnentiefe von 1,40 nur bei bestimmten Wassermengen
Zwar werde in Deutschland eine Fahrrinnentiefe von 1,40 Meter angestrebt, doch diese könne nur erreicht werden, wenn eine bestimmte Wassermenge vorhanden ist und wenn zugleich die Umwelt- und Naturschutzziele umgesetzt werden: „Eine Antwort, woher das erforderliche Wasser kommen soll, gibt es nicht.”
Der Potsdamer Klimaforscher Tobias Conradt geht davon aus, dass Niedrigwasserphasen in der Elbe künftig noch häufiger auftreten.
„Vieles, was derzeit noch extrem erscheint, wird in den kommenden Jahrzehnten üblich werden, denn durch den Klimawandel erleben wir sowohl Trends - Veränderung der mittleren Verhältnisse über mehrere Jahrzehnte - als auch eine Vergrößerung der Schwankungsbreiten.”
Keine konstanten Fahrbedingungen
Konstante Fahrbedingungen, wie man sie für die Planung von Gütertransporten auf der Elbe benötige, seien in Zukunft noch weniger als jetzt zu erwarten, teilten die Verbände mit. Deshalb brauche man ein Umdenken an der Elbe. Statt den Fluss auszubauen, sollte man sein touristisches Potenzial nutzen.
Umweltschützer aus beiden Ländern fuhren am Montag mit Schlauchbooten von Decín nach Bad Schandau, um gegen neue Elbe-Staustufen auf tschechischer Seite zu protestieren. Seit mehr als zwei Jahrzehnten kritisiere man die Planung weiterer Staustufen an der Elbe, hieß es. BUND und Arnika forderten die sofortige Einstellung der Staustufenplanungen. (dpa)