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Trucker verzweifelt gesucht - Zehntausende Fahrer fehlen

17.10.2019 11:13 Uhr
Lkw-Fahrer
Stress und schlechte Vereinbarkeit mit dem Privatleben: Der Beruf des Lkw-Fahrers verliert mehr und mehr an Attraktivität
© Foto: Africa Studio / stock.adobe.com

Fehlende Vereinbarkeit von Beruf und Familie, ungünstige Arbeitszeiten, mangelnde Wertschätzung, mäßige Bezahlung – Trucker ist längst kein Traumberuf mehr – dabei braucht die Branche dringenden mehr Personal.

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Bad Lauterberg. Immer weniger Menschen wollen am Steuer eines Lastwagens sitzen. „Bundesweit fehlen derzeit schon mehr als 60.000 Fahrer“, beklagt Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbands Güterkraftverkehr, Logistik und Entsorgung (BGL). Die Gewerkschaft Verdi geht sogar von 90.000 unbesetzten Stellen aus.

Ein Großteil der derzeit rund 560.000 bei den Speditionen in Deutschland angestellten Fahrer werde in den kommenden Jahren in Rente gehen. Deshalb werde das Problem immer größer, sagte Engelhardt im Vorfeld der Mitgliederversammlung des Verbands am Donnerstag im südniedersächsischen Bad Lauterberg. Seine Branche befürchte einen Versorgungs-Kollaps. Im BGL sind rund 7000 Unternehmen organisiert.

Nachfrage nach Fahrern steigt stetig

Statt weniger würden eigentlich immer mehr Fahrer gebraucht, sagte der BGL-Vorstand. Dazu trage auch das ständig steigende Frachtaufkommen aus dem Online-Handel bei. „Derzeit gibt es bundesweit pro Jahr 3,5 Milliarden Paketsendungen“, sagte Engelhardt. „Und man kann davon ausgehen, dass das Volumen innerhalb der nächsten zehn Jahre auf neun Milliarden Pakete steigen wird.“

Diese Frachtmenge sei kaum zu bewältigen, sagte Engelhardt. Schon jetzt klagten die meisten Speditionen, dass sie nicht mehr alle Aufträge erledigen können. Wegen des Fahrermangels seien schon zahlreiche Fahrzeuge abgemeldet und viele Fuhrparks verkleinert worden. Derzeit erwerben nach Angaben des BGL in Deutschland rund 15.000 Menschen pro Jahr einen Lkw-Führerschein. Da die Zahl der in Rente gehenden Trucker doppelt so hoch sei, werde sich die Lage verschärfen. Die zuletzt deutlich gestiegenen Löhne hätten an der Situation nichts geändert. Nach Angaben von Verdi verdienen Lastwagenfahrer in Deutschland derzeit zwischen 1900 und 3500 Euro brutto im Monat.

Beruf schwer mit Familie vereinbar

Die nach Einschätzung der Gewerkschaft weiterhin zu schlechte Bezahlung trage aber nur zum Teil zur ständig sinkenden Attraktivität des Berufs bei, sagte der Bundesfachgruppenleiter Speditionen, Stefan Thyroke. „Familie und Beruf lassen sich immer schlechter vereinbaren.“ So gebe es keine Sicherheit bei der Tourenplanung. „Richtig schlimm ist das bei Fahrern aus anderen EU-Mitgliedsstaaten, die ihren Wohnsitz im Heimatland haben und teilweise für mehrere Monate unterwegs sind, ohne zwischendurch nach Hause zu kommen“, sagte Thyroke. Verdi beklagt zudem die allgemein fehlende Wertschätzung für die Fahrer. Dazu gehörten oft auch stundenlange Wartezeiten an den Laderampen. „Da sagen sich viele Lkw-Fahrer: Das tue ich mir nicht mehr an.“

Erschwerend kommt nach Darstellung des BGL hinzu, dass an den Fernrouten weiterhin Parkplätze fehlen, wo Fahrer die gesetzlich vorgeschriebenen Pausen einlegen können. „Die allabendliche vergebliche Parkplatzsuche gehört für Zehntausende Fahrer leider noch immer zum Arbeitsalltag“, beklagt Vorstandssprecher Engelhardt.

Zusätzliche Fahrer in osteuropäischen EU-Ländern anzuheuern ist nach Darstellung des BGL anders als in früheren Jahren kaum noch möglich. Auch dort gebe es inzwischen einen eklatanten Fahrermangel, bestätigt Verdi-Experte Thyroke. So fehlten etwa in Polen ebenfalls mehrere Zehntausend Trucker, was dazu führe, dass deutsche Speditionen Personal mittlerweile in der Ukraine und sogar auf den Philippinen anheuerten. (dpa)

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KOMMENTARE


Vosi

17.10.2019 - 20:15 Uhr

Auch der Arbeitsmarkt untersteht marktpolitischen Gegebenheiten. Ich würde schon lannge wieder LKW fahren, wenn die Bezahlung stimmen würde. Aber Osteuropäer fahren immer noch zu Tiefstpreisen. Daher verstehe ich diese Diskusionen nicht. Eins funktioniert nicht: Tiefstpreise für Fahrer, die der Sprache in Wort und Schrift mächtig sind und eine gewünschte Arbeitseinstellung haben. Also, lasst die Günstigen fahren und hört auf zu klagen.


Andy

17.10.2019 - 20:59 Uhr

Heute ist keiner mehr interessiert das er alles Hilfsarbeiter hergestellt wird. Viel Verantwortung. Und weniger verdienen wie eine Putzfrau und das ist die Frechheit. Und alleine die Vorschriften , und der teure Führerschein noch dazu.


Ingo Ockenfels

17.10.2019 - 21:13 Uhr

Ich hätte ja idehen den Beruf wieder interessant zu machen,doch wo sind die es dann auch umsetzen. Vorschriften die sogenannten Regelungen werden immerwieder von solchen gemacht die selber noch nie LKW gefahren sind.


Olli

17.10.2019 - 21:36 Uhr

Lösung zu Abhilfe wäre unter anderem für den Nahverkehr wieder 3 alt heute B bis zu 7,5 Top Freigabe und die Wehrpflicht wieder einführen somit kommen im jedem Quartal 3500 bis 4000 Neue CE Besitzer auf den Markt und wenn man auch noch Familien orientiert arbeiten würde das die Fahrer am Wochenende Zuhause sind denke ich das es auf dem Fahrer Markt sich ein wenig entspannen wird


H.J.Koelling

17.10.2019 - 21:50 Uhr

Wenn die Löhne passen würden, gäbe es auch Personal


Patrick

17.10.2019 - 22:46 Uhr

Mehr Parkplätze, mehr geld, und regelmäßige Kontrollen der Fuhrunternehmen auf Einhaltung der Gesetze. Größere Kabinen und bessere Straßen und vor allem Straßenkreuzungen wie z.b. in Holland wären auch ein guter Beitrag. Gut ausgebaute Radwege wie in Holland würden den LKW Fahrern das Fahren erleichtern, weil kein Radfahrer mehr mit 50kmh über den Gehweg fahren muss. 3x 15 Stunden+ 2x13 Stunden =71 Stunden schichtzeit die woche und viele Chefs überziehen und sagen man soll ausdrucken, Firma bezahlt die Strafe, WENN Kontrolle kommt. Bei 282h maximale Schichtzeit im Monat und einem Bruttolohn von 2400€ ist man natürlich weit unter dem gesetzlichen Mindestlohn, jedoch interessiert es keinen. Man sollte vielleicht über staatliche Zuschüsse zu dem Lohn nachdenken, obwohl wir ja so viele schlaue Menschen in der Regierung sitzen haben die ja fürs nachdenken bezahlt werden...


Johannes Holzhauer

17.10.2019 - 23:21 Uhr

Man sollte aber erst einmal die Entladung bei Lidl, Aldi , Edeka und Co. abschaffen. Das ist eine Zumutung für die Fahrer. Außerdem die vielen Arbeitstunden. Wie kann es sein ,daß ein Mensch zwei mal 15 Std. und drei mal dreizehn Stunden täglich arbeiten muß. Kein Wunder daß viele LKW auf der Seite im Graben liegen oder auf einen anderen auffahren. Die Gesetzesgeber sollten erst mal diesen Job machen,dann denken sie bestimmt anders . Sind eben Theoretiker und haben keine Ahnung.


Dmitriy

18.10.2019 - 06:55 Uhr

Schlechte Arbeitszeiten Überstunden werden nicht bezahlt kaum Freizeit am Abend niedriger Lohn immmer im Streß nach 20 Jahren mein Traum Job aufgeben


Guillermo Vazquez Turner

18.10.2019 - 07:17 Uhr

Der Tierschutz in Deutschland wird schärfer überwacht und geregelt als die Arbeitsbedingungen der Lkw Fahrer!! Es gibt immer noch keine Pflicht für Standklima ! Mich hat noch keiner im Sommer aus dem heißen Führerhaus gerettet Die Verordnung 561/2006 wird ignoriert! Weil das Personal lieber als SOKO Poser etc werbewirksam im TV Auftritt!! statt Lkw kontrollen durch zuführen!! Der Ostblock macht hier was er will der Staat ist nicht Mal in der Lage Bußgelder ein zu fordern!! z.B Kölner Rheinbrücke!! Im Fernverkehr muss in Deutschland eine Mindestlohn Untergrenze von 2800€ Pflicht sein wer das nicht leisten kann sollte sein Unternehmen schließen!


Hermann Martin

18.10.2019 - 07:56 Uhr

Wie auch... Mit 10.50€ die Stunde sind gerade mal Miete und Auto gedeckt... Ende des Monats heißt es Haferschleim drei Tage... Überstunden werden vom Staat so stark besteuert das einem noch 3.50€ pro Überstunde über bleiben


Ursula Leopold

18.10.2019 - 11:35 Uhr

Warum den auch von Januar bis Januar hört oder liest man in der Presse... LKW UNGEBREMMST..... LKW UNFALL VERURSACHT..... LKW FAHRER MIT WAS WEISS ICH WIEVIEL PROMILLE. Also die Presse macht gezielt NUR NEGATIV MELDUNGEN. Da kann man bei der Bezahlung und den Parksiuationen und Alltagsschwierigkeiten (man hält selbst Abstand und ein netter Autofahrer meint die Lücke nützen zu müssen, rate mal wer zahlen darf wegen zu wenig abstand ). Ich kenne kein Land wo der Beruf so scheiße dasteht wie in Deutschland.


Michael

18.10.2019 - 16:57 Uhr

Man kann in diesem Job einfach nur verlieren. Firmeninteressen, BG-Vorschriften und Gesetze sind unter schon genannten Bedingungen nicht zu vereinbaren. Das Anstellen ausländischer Fahrer zerstört das Ansehen auch nur noch mehr. (Lohn-) Absprachen zwischen Spediteuren, regional hier 2300 Brutto + Spesen, sind ein Witz. Selbst im FV dann noch als Springer ohne festes Auto usw ist einfach nur noch frech. Ich hoffe sogar auf einen Kollaps der Branche: vielleicht begreift dann auch der letzte Unternehmer, dass wir Fahrer dringend gebraucht werden und nicht nur ein notwendiges Übel sind. Alle Nicht-Berufsfahrer merken das auch erst wenn sie nicht mehr tanken können, die Regale leer bleiben, der Müll nicht abgeholt wird usw. usw.


Günther Bruns

19.10.2019 - 09:11 Uhr

Wenn die Kraftfahrer sich einig werden, sollte der Stundenlohn bei 18 €. liegen. Darunter ist kein Kraftfahrer bereit zu fahren. Die Unternehmer hört man nur klagen. Sie sollten vernünftige Stundenlöhne zahlen und dafür sorgen, dass die 40 Stundenwoche möglichst nicht überschritten wird. Dann kann man sich zu dem Beruf Kraftfahrer entscheiden. Zum Führerschein sollte ein Zuschuss gezahlt werden. Im Verhältnis zu unseren Volksvertretern ist es zur Zeit ein Hungerlohn, was die Kraftfahrer bekommen.


Wulf Bluhm

19.10.2019 - 10:05 Uhr

Dieses permanente Gejaule der Speditionsbranche ist nicht mehr zu ertragen. Die Herre Spediteure haben doch aus reiner Gier „- ich kann das günstiger „ diese prekäre Lage selbst herbeigeführt. Seit der sogenannten „Wende „ gab es nur Lohndumping. Immer mehr Stunden sollte gefahren werden, bei den Discountern sollte der Fahrer plötzlich selbst Be- und Entladen, hier wird dann natürlich der Tachograph auf Pause gestellt. Der Lohn wurde weil es die Konjunktur ja nicht hergab gekürzt und es gab immer Kollegen, die für 1750 brutto gefahren sind. Ich habe sieben Jahre bei einer Verbrecherfirma gefahren, zum Stundenlohn von 9,50 € brutto, täglich bis 15 Stunden, mein bester Monat 389 Stunden und der Chef tönte noch stolz, daß in seiner Firma jeder die Höhe seines Einkommens selbst bestimmen kann. Die Strafen bezahlte er quasi aus der Portokasse. Auch die hohen Kosten des Führerscheines, die zum Teil unsinnigen Vorschriften, die permanenten Kontrollen und Überwachungssysteme, das Gelüge und die Drohungen der Disponenten, die überhaupt nicht vorhandenen Wertschätzung des Berufsstandes lassen junge Menschen zurückschrecken, diesen Beruf zu ergreifen. Da helfen auch die momentan grassierenden Blöddokus wie „Asphaltcowboys“ und „ Truckerbabes“ nicht, die da tolle Welt vorgaukeln. Ich fahre jetzt seit über vierzig Jahren schwere Lkw und bin seit vier Jahren im Nahverkehr, fahre Kipper in einer tollen Firma, mit super Betriebsklima, Wertschätzung der Mitarbeiter, hier gibt es keinen Fahrermangel, jedes Jahr kommen zwei LKW dazu, Berwerbungen gibt es ausreichend ohne jede Stellenannonce. Ein guter Lohn, Urlaubs- und Weihnachtsgeld , 30 Tage Urlaub sprechen für sich. Es geht doch !


C

12.02.2020 - 01:00 Uhr

Ich wollte mal dazu was äußern. Man versucht ständig überall vieles zu kritisieren viele der Punkte sind meiner Meinung nach unwichtig. Fakt ist die Bezahlung ist schlecht daran muss man arbeiten. Unter 3000 Brutto zzgl Spesen uns Zulagen geht gar nix und ich werde auch darunter nicht arbeiten. Schnallt es endlich


Thomas Frank

10.09.2020 - 20:08 Uhr

"und die Wehrpflicht wieder einführen somit kommen im jedem Quartal 3500 bis 4000 Neue CE Besitzer auf den Markt". Wie wäre es, wenn diese Branche selbst mehr BKF statt Speditionskaufleute ausbilden würde?


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