Dessau-Roßlau. Der Straßengüterverkehr ist umweltfreundlicher als sein Ruf – so lautet die Botschaft von Dirk Engelhardt, Vorstandssprecher des Bundesverbandes Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), nachdem die Bundesregierung kürzlich ihr Klimaschutzpaket präsentiert hat. Auf der Mitgliederversammlung des Landesverbands des Verkehrsgewerbes Sachsen-Anhalt (LVSA), die am Wochenende in Dessau stattfand, präsentierte er als Reaktion auf die Eckpunkte zum Klimaschutzprogramm 2030 teils überraschende Zahlen und Fakten zum Anteil des Straßengüterverkehrs an den CO2-Emissionen.
Laut Engelhardt macht der Lkw-Verkehr nach aktuellem Stand nur knapp fünf Prozent des CO2-Ausstoßes aus, der insgesamt in Deutschland verursacht wird. Zwar sei der Anteil der Verkehrs-Emissionen im Vergleich zu anderen Branchen seit 1990 gestiegen, damit einhergehend jedoch auch die Fahrleistungen und der Bestand der Lkw. Heute würden gleichwohl 80 Prozent der Mautkilometer mit Kraftfahrzeugen der saubersten Euro-6-Abgasnorm zurückgelegt. Engelhardt sagte: „Es wird uns ein Schmuddel-Image sondergleichen angehängt, obwohl unsere Unternehmen die modernste Technik kaufen, die sie am Markt bekommen können.“
2028: Über fünf Milliarden Pakete mehr erwartet
Warum immer mehr Lkw auf den Straßen unterwegs sind und dies auch in Zukunft nötig sein wird, erklärte Engelhardt anhand der Entwicklung der Sendungsvolumina im Bereich der Kurier-, Express- und Paketdienstleistungen. Während aktuell etwa 3,5 Milliarden Pakete versendet werden, soll sich das Aufkommen in 2028 auf 9 Milliarden Pakete belaufen. „Wir fahren nicht aus Spaß, sondern weil der Kunde es entsprechend bestellt oder der Verlader entsprechend verkauft hat“, kommentierte der BGL-Vorstandssprecher die Zahlen. Man müsse mehr Aufklärungsarbeit leisten, um zu vermitteln, dass jeder Einzelne mit seinem Konsum zu einem vermehrten Straßengüteraufkommen beitrage.
Engelhardt stellte auch klar, dass die Pläne des Klimakabinetts zur Förderung umweltfreundlicherer Kraftstoffe und Motoren im Straßengüterverkehr teilweise unrealistisch sind. Wolle man künftig etwa die gesamte Energie für den Straßengüterverkehr aus Strom bereitstellen, müsse man 18 zusätzliche Kernkraftwerke in Deutschland bauen. Derzeit gibt es sieben. Auch die Variante, Lkw allein mithilfe erneuerbarer Energien anzutreiben, sei schwierig umsetzbar. Im Vergleich zu den 29.500 bestehenden Windkraftanlagen wäre knapp eine Verdreifachung auf über 85.000 notwendig. Oder anders gesagt: Auch künftig wird man erstmal nicht auf den Dieselmotor verzichten können.
Die Aufgabe von Unternehmen und Verbänden aus der Transport- und Logistikbranche sei es nun, diese Zahlen und Fakten verstärkt gegenüber Politikern und Gesellschaft zu vermitteln, um dadurch mehr Verständnis und Akzeptanz für den Straßengüterverkehr zu schaffen, sagte Engelhardt. (sn)