Traktion an allen Rädern

Glasklar ist die Sicht auf die Ötztaler Alpen, die offiziell seit Herbstende gesperrte Passstraße hoch zur italienischen Staatsgrenze ist jedoch längst unter Schnee und Eis verborgen. Es knirscht, doch Mirko Bänisch, Leiter Gesamtversuch bei Mercedes-Benz, ermutigt den VerkehrsRundschau-Tester, mehr Gas zu geben. Im Zentraldisplay blinkt die ESP-Anzeige, beinahe unbemerkt, aber die integrierte 4ETS-Traktionskontrolle arbeitet effektiv. Durchdrehende Räder werden mit Impulsen abgebremst, Räder mit mehr Traktion erhalten per elektronischem Signal gleichzeitig mehr Antriebsmoment. Auch der Allradantrieb wird elektronisch aktiviert, um die 190 PS des V6, der aktuell den 319 CDI zur vortriebsstärksten Version macht, dann fest im Verhältnis 35 zu 65 auf die Straße oder hier auf die heterogene Schnee-/Eis-Schicht zu bringen. Gemeinsam sorgen die ESP-Systeme auf den 13 Kilometern bis zur Passspitze an der Landesgrenze für Spursicherheit, erlauben teils geradezu lässiges Fahren. Gegenlenken ist kaum nötig, der rote Allradler, auch schaltfaul mit Siebengang-Automatik erhältlich, erledigt genau das, was der Fahrer erwartet. Selbst an Stellen, die Daimler zuvor als anspruchsvoll beschrieben und entsprechend mit orangeweißen Pylonen markierte. Neue Offroad-Charaktermerkmale Schon optisch zeigt der neue 4x4-Van mit angehobener Karosserie (vorne/hinten: +155/135 mm), dass er fürs Gelände gut bestückt ist: Die 3,5-Tonnen-Variante bietet vorne einen um zehn Grad vergrößerten Böschungswinkel, bezogen zum Hecktriebler. Am Heck sind es 25 anstatt 17 Grad. Selbst fürs Überfahren von steileren Kuppen ist der Sprinter 4x4 gerüstet - sein Rampenwinkel wächst auf 23 Grad statt 14 Grad (beim Standard-Radstand). Auch die Steigfähigkeit hat zugelegt - je nach Motorisierung um circa 20 Prozent im Vergleich zum konventionell angetriebenen Sprinter. Für Rangiermanöver, extreme Steilstrecken sowie Fahrten mit voller Auslastung oder Anhängerbetrieb im Gelände hat der 4x4 noch ein Ass im Ärmel: das optionale, zuschaltbare "Low-Range"-Untersetzungsgetriebe. Per Tastendruck im Stand bei laufendem Motor aktiviert, verkürzt sich die Übersetzung um 42 Prozent. Die Maximalgeschwindigkeiten in den einzelnen Gängen reduzieren sich, gleichzeitig steigt die Bremskraft. So kann der Sprinter 4x4 kupplungsschonend und vorausschauend mit niedrigen Geschwindigkeiten im Gelände gefahren werden. Elektronische Hilfen - bergab, bergauf Auch eine Zusatzelektronik lässt Gebirgseinsätze noch sicherer werden: Die optionale Downhill-Speed-Regulation (DSR) stellt per Schalter bergab eine konstante, vorgewählte Geschwindigkeit sicher. Dies wird durch ein Zusammenspiel von Motor, Getriebe sowie gezielten Bremseingriffen möglich. Die Geschwindigkeit lässt sich per Lenkradwippe regeln. Ebenso offeriert Mercedes-Benz seinem Allrad-Neuling auf Wunsch eine Berganfahrhilfe. Auch die Anzahl der Standard-Assistenzsysteme ist nun zweistellig: "Um häufige Flankenbeschädigungen abzustellen, haben wir auch den Parkassistenten auf den 4x4 übertragen", erklärt Bänisch. Das Mehrgewicht des aktuellen Allrad-Sprinters gegenüber seinem konventionellen Pendant beträgt 140 Kilogramm. Mehr dürfte Interessenten aber weiterhin der hohe Mehrpreis von mindestens 8750 Euro schrecken. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Transporter www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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