Tor auf und Bühne frei für die Rampe

Tür zu - es zieht!" Zwischen LKW und Lager verhallt diese häuslich oft gebrauchte Aufforderung meist folgenlos. Denn an der Schnittstelle zwischen Intralogistik und Distribution muss es schnell gehen. Das Gebäudeabschlusstor, in der Regel ein stabiles, einbruchsicheres Sektionaltor, ist zu langsam, um es vor und nach jeder Staplerdurchfahrt zu öffnen und wieder zu schließen. Ein Energieverlust, der sich inzwischen nachfrageseitig niederschlägt. "Das Thema Energieeffizienz wird in den Ausschreibungen für Neubau- und Sanierungsprojekte immer wichtiger", weiß Alexander Lehmann, Geschäftsführer der ITB-Industrietorbau. "Thermisch getrennte Tore, bei denen Sektionaltore hallenseitig mit Schnelllauftoren nachgerüstet werden, liegen im Trend." Während der Arbeitszeit ist das Sektionaltor permanent geöffnet, während das ergänzende Schnelllauftor flotte Prozesse ermöglicht und zugleich die kalte Luft draußen lässt. RFID macht die Ladebrücke intelligent Auch jenseits der Kombination verschiedener Tortypen geschieht im Bereich der Verladetechnik an der Rampe gegenwärtig eine Menge. "Bei den Roll- und Sektionaltoren sind die grundlegenden Prinzipien sicher ausgereizt", urteilt Lehmann. Doch die Entwicklungssprünge bei Materialien und anderen Technologien eröffnen auch für Tore neue Möglichkeiten. So unterstützen etwa neue Frequenzumrichter und höherwertige Lager kürzere Öffnungsund Schließzeiten der Tore. Impulsgeber mit Laserscanner sorgen automatisch für schnelles, sicheres Öffnen des Tores, sobald sich jemand im Scanbereich bewegt. Ladebrücken der jüngsten Generation, wie kürzlich von Hörmann vorgestellt, integrieren die Radiofrequenz Identifikation (RFID) in die Prozesse an der Rampe. Dazu hat Hörmann ein RFID-Lesegerät in die Ladebrücke eingebaut. Ist die Palette mit einem Transponder ausgestattet, so können Ladungsträger und Ladebrücke miteinander reden. Bringt beispielsweise ein Stapler eine Palette mit den Waren, die nicht für den vor dem Tor wartenden LKW vorgesehen sind, erkennt diese die Ladebrücke an dem Transponder und schlägt Alarm. Hat auch der Warenempfänger eine solche RFID-Ladebrücke, unterstützt sie ihn auf die gleiche Weise im Wareneingang. Werden falsche Paletten abgeladen, meldet sich ein Warnsignal. Die RFID-Leseeinheit ist dazu jeweils mit der nachgelagerten IT des Lagers verbunden. Wenn nicht alle Packstücke auf der Palette einzeln erfasst werden müssen , erspart die High-Tech-Ladebrücke dem Lagerarbeiter zudem das Scannen von Barcodes, da der Ladungsträger über den integrierten Transponder vollständig erfasst wird. Die in die Ladebrücke verbaute Leseeinheit erspart dem Betreiber den Aufbau eines sogenannten RFID-Gates. Das ist ein Tor vor dem Tor, auf das die Leseeinheiten montiert sind. Diese können von übereifrigen Staplerfahrern im Akkordeinsatz schon einmal angerempelt werden. Hersteller mischen ist schwierig "Neue Sensortechniken, Produktionstechniken oder Beschichtungsverfahren sowie neue Technologien, die gänzlich andere Möglichkeiten etwa bei der Steuerungstechnik bieten, werden ständig auf ihre Anwendbarkeit geprüft und gegebenenfalls eingebunden", sagt Annette Arnold, Geschäftsführerin Arnold Verladesysteme. Der Hersteller eintwickelt eine standardisierte, multifunktionale Steuerungseinheit, mit der sich fabrikatsübergreifend sowohl die Tore der Verladestelle öffnen und schließen als auch Wegfahrsperren aktivieren, Laderampen bedienen, der Wetterschutz ausfahren und höhenverstellbare Pufferungen positionieren lassen. Mit der richtigen Gestaltung und Auswahl von Rampen und Toren lässt sich hinterher viel Kummer vermeiden. Denn einerseits lassen sich bauliche Aussparungen im Nachhinein nur mit hohem Aufwand verändern. Andererseits "sind die Hersteller untereinander nicht austauschbar - zu verschieden sind die entscheidenden Details wie etwa Aufhängungen und Abdichtungen", erläutert ITB-Chef Lehmann. Die Entscheidung für einen Torhersteller ist in der Regel eine Entscheidung für die Lebensdauer der Immobilie. Zufahrt für Stapler nicht vergessen Umso entscheidender ist die Planung und die Berücksichtigung der Lebenszyklus-Kosten. "Gerade in der Logistik ist der Preis oft das entscheidende Kriterium", sagt Lehmann über eine Angebotsstruktur, in der das typische 2,50 mal 2,50-Meter-Rampentor bereits für 800 Euro erhältlich ist. "Damit begeben sich die Nutzer schnell in eine Kostenfalle. Denn hinsichtlich Energiewerte, Ersatzteilversorgung, Wartungs- und Reparaturservice gibt es große Unterschiede bei Herstellern und Anbietern." So erfolgen beispielsweise mehr als 85 Prozent aller Kollisionen im unteren Torblattbereich. Einrichtungen für einen schnellen Wechsel, entsprechende Torblattmodule auf Abruf und umgehend ein Monteur vor Ort sind wichtige Servicemerkmale. "Je höher die Frequenz, mit der Tore genutzt werden, desto höherwertiger sollten Material und Steuerung sein", rät auch Tim Denkhaus, Geschäftsführer von Promstahl. Wie viele Tore die Halle braucht und wo sie einzuplanen sind, bestimmt der Materialfluss. Bei Neubauten sollten neben der geplanten Erstverwendung spätere Nutzungsoptionen und Veränderungen der Geschäftsprozesse mitbedacht werden. "Dann wird gleich beispielsweise eine höherwertigere Torabdichtung gewählt - was ohnehin Vorteile bei der Energiebilanz bietet", so Arnold. Als Faustregel bei der Planung gilt: Wareneingangstore sollten etwa 2,50 bis 3,50 Meter breit und 3,00 Meter hoch sein, bei Warenausgangstoren können 1,50 bis 2,50 Meter Breite und 2,50 Meter Höhe reichen. Das habe sich aufgrund der typischen Sendungsgrößen und -strukturen im Wareneingang und -ausgang bei kleinen und mittleren Speditionen so bewährt, so der Logistikberater Erhard Gläser. "Bei größeren Kontraktlogistikdienstleistern sieht das dann anders aus", so Gläser. "Die bearbeiten den Wareneingang und -ausgang in der Regel über die gleiche Torart." Mit Blick auf die Rampen raten Experten, an wenigstens einer Stelle eine Jumborampe einzuplanen, um auch größere LKW gut bedienen zu können. Damit Stapler direkt zwischen Halle und Hof fahren können, sollte die Halle zudem eine Langrampe, eine ebenerdige Hallenzufahrt oder mindestens einen Hubtisch vorhalten. Im Trend sind Tore, die die Vorteile mehrerer Tortypen in sich vereinen. Rolltore lassen sich aufgrund ihrer kompakten Bauweise, die im Sturzbereich nur wenig Raum für den Wickelballen benötigt, nahezu überall einsetzen. Sektionaltore hingegen werden im geöffneten Zustand meist ganzflächig nach oben hinten in den Hallenraum gezogen. Das birgt Probleme. So auch bei Constantia Teich. Sektionaltore können Sprinkler stören Im österreichischen Werk Weinburg benötigte der Verpackungshersteller insgesamt elf thermisch hoch isolierende Tore - sechs für den Gebäudeabschluss, weitere fünf trennen 60 Grad heiße Temperaturkammern von den restlichen Produktionsflächen. Das ursprüngliche Vorhaben mit Sektionaltoren, die unter die Decke gefahren werden sollten, scheiterte. "Im Innenbereich ließen das die Wärmeauslässe der Kammern nicht zu, bei den Gebäudeabschlusstoren wären die unter dem Hallendach montierten Sprinkler verdeckt worden", erklärt Alexander Kocevar, Leiter Technischer Einkauf und Category Manager von Constantia Teich, das Problem. Die Lösung waren sogenannte Spiral-Schnelllauftore. Das ist eine Mischung aus Sektionaltor, Roll- und Schnelllauftor. "Mit den extrem hoch isolierten Spiral-Schnelllauftoren können wir unsere Energieverluste eingrenzen." Zudem erfüllen die Tore besondere Anforderungen hinsichtlich der Windlast. Weil der Hersteller überwiegend für die Lebensmittelindustrie produziert, herrscht in den Hallen ein leichter Überdruck, damit beim Öffnen der Tore keine Partikel hineinwehen. Die Tore sind in ihrer Laufeigenschaft auf diesen Druckunterschied ausgerichtet. Wenn bei der Entscheidung eher Aspekte wie Flexibilität, Schall- und Wärmedämmung tragen, sind in der Regel jedoch Sektionaltore die erste Wahl. Anders als die Lamellen der Rolltore bestehen die breiten und durchschnittlich 40 Millimeter starken Sandwich-Paneele der Sektionaltore aus äußeren (Blech-)Schichten, die innnenwandig mit Polyurethan aufgeschäumt sind. Das trägt gegenüber Rolltoren nicht nur zu einer höheren Stabilität, sondern auch zur Energieeffizienz der gesamten Anlage bei. Experten vermuten daher, dass die Paneelstärke der Zukunft wahrscheinlich bei 60 oder 80 Millimeter liegen wird, um die Dämmwerte zu erhöhen. Besonders bei Neubauten verzeichnen die Hersteller derzeit eine steigende Nachfrage nach Komplettlösungen. "Die werden häufig vorab geplant und als Stufenlösung realisiert", weiß Promstahl-Geschäftsführer Denkhaus. Dabei gehe es darum, mehr Nutzfläche in der Halle zu erzielen. Die Rampe zum Umbauen So wird zunächst der Andock-Bereich installiert. Im Trend: Angebote, bei denen etwa das Einfedern der LKW, der Rammschutz, die LKW-Wegrollsicherung und die Positionierung der LKW in allen drei Achsrichtungen aufeinander abgestimmt sind. Der LKW fährt an die Verladestelle und kann direkt be- oder entladen werden. "Weder Höhenanpassung oder -überbrückung durch Verladebrücken noch zusätzliche Sicherungen sind dann erforderlich", erklärt Arnold. Sicherheitssysteme wie automatische Wegfahrsperren oder im Hofboden versenkbare Anti-Roll-Systeme reduzieren das manuelle Handling. Während der weiteren Hallennutzung werden dann anhand der Prozesse sukzessive die Tore an schnellere Öffnungs- und Schließzeiten angepasst und außen Einhausungen mit gedämmten Verschlüssen vorgesetzt. Noch einen Schritt weiter weist - im Sinne der wandelbaren Systeme - die Konzeption einer komplett demontierbaren Verladeanlage, die Butt, entwickelt hat. Für künftige Expansion wollte der Bauherr sich die Flexibilität bewahren, das gesamte, ebenerdig erstellte Hallengebäude später zu verlängern und die Verladeanlage als Ganzes zu versetzen. Darüber hinaus musste angesichts zunehmender LKW-Beladung ein Rampenniveau mit Auffahrschräge für Stapler geschaffen werden. Butt konzipierte eine komplette Verladerampe inklusive Auffahrschräge sowie vier Andockstationen mit jeweils gedämmtem Sektionaltor, Torabdichtung und elektrohydraulischer Vorschubbrücke. Die gesamte Konstruktion ist in Stahl-Modulbauweise realisiert, sodass sie bei der Gebäudeerweiterung abmontiert und an anderer Stelle wieder aufgebaut werden kann. In dieser Zeit zieht es aber - da hilft auch der Ruf "Tor zu!" nichts. Anbieter (Auswahl) Altec www.altec-singen.deArnold Verladesysteme www.arnold-verladesysteme.comButt www.butt.deCrawford Hafa www.crawfordsolutions.deEfaflex www.efaflex.comHörmann www.hoermann.deITB Industrietorbau www.itb-tore.deMBW-Maschinenbau www.mbwi.deMeyer-Tonndorf www.meyer-tonndorf.deNani Verladetechnik www.nani.dePromstahl www.promstahl.deJürgen H. Schrader Stahlbau & Verladetechnik www.schrader-verladetechnik.deStertil Verladetechnik www.stertil.deC. Teckentrup www.c-teckentrup.deZuccaro Montagetechnik & Metallbau www.zuccaro.de

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