Tore

Tore Blaue Flecken drohen von oben Es gibt sie an und in jeder Lagerhalle: Tore. Werden diese mit Motorkraft geöffnet und geschlossen, müssen sie einmal im Jahr geprüft werden. Vor allem die Schließkraft steht dabei im Fokus. Asterix, Obelix und ihre tapferen gallischen Freunde hatten vor nichts Angst, außer dass ihnen der Himmel auf den Kopf fällt. Dass ihren Mitarbeitern im Lager der Himmel auf den Kopf fällt, davor müssen sich Lagerleiter nicht fürchten – sie haben ja ein Dach über dem Kopf. Aber davor, dass den Mitarbeitern nicht ungewollt ein Tor auf den Kopf knallt, darum sollten sich Lagerverantwortliche schon sorgen. Nach der Arbeitsstätten-Richtlinie (ASR) A1.7 müssen in Deutschland alle kraftbetätigten und gewerblich genutzten Industrietore auf ihren sicheren Zustand geprüft werden. Bestandteil der Prüfung ist die Schließkraftmessung sowie die Kontrolle der Reversierfunktion. Alte Tore genießen keinen Artenschutz Die Schließkraft ist die Kraft, mit der die Hauptschließkante – zum Beispiel die untere Kante des Roll-, Sektional-, Schnelllauftores oder Rollgitters – auf die Gegenschließkante, den Boden, trifft. Oder eben den Mitarbeiter, der gerade durch das Tor läuft. Die Reversierfunktion sorgt in diesem Fall dafür, dass das Tor stoppt und wieder nach oben schnellt. Entscheidend ist, wie lange das dauert. „Weil der Bestandsschutz für ältere Tore aufgehoben wurde, müssen ab sofort alle gewerblich genutzten Tore nach dem aktuellen Stand der Technik bewertet werden“, mahnt Marc Wellerdiek, Leiter Service und Wartung beim Industrietorhersteller Hörmann. All das gilt nur für „kraftbetriebene und gewerblich genutzte Tore“, wer seine Tore noch von Hand öffnet und schließt, muss auch keine Schließkraft messen – nur die Kraft zum Schließen haben. „Dabei sieht die von der Berufsgenossenschaft anerkannte TTZ-Verbandsempfehlung mindestens eine Kraft- und Zeitmessung bei der Öffnungsweite von 50 und/oder 300 Millimetern zwischen Haupt- und Gegenschließkantenmitte vor“, sagt Wellerdiek. Beim Auftreffen auf einen Gegenstand oder eine Person, in der Prüfsituation auf die Messkeule, darf die maximal einwirkende Kraft 400 Newton nicht überschreiten und diese Kraft muss nach spätestens 0,75 Sekunden durch das Reversieren des Tores auf maximal 150 Newton abgebaut werden. Nach insgesamt fünf Sekunden darf die Kraft nur noch höchstens 25 Newton betragen. Nicht einmal ein blauer Fleck Wenn das Tor funktioniert und die Kraft-zeit-Grenze einhält, entsteht „noch nicht einmal ein blauer Fleck“, erläutert Wellerdiek. Als Dauerdruck indes wären 400 Newton schon „unangenehm“. Entscheidend für die Folgen sei das schnelle Reversieren des Flügels. Schafft ein Tor die Normen nicht, wird es zwar nicht stillgelegt, der Betreiber ist aber in der Verantwortung und muss es im Zweifel austauschen. Sonst drohen im Falle eines Unfalls unangenehme Fragen seitens der Versicherung und der Berufsgenossenschaft. Oft lassen sich alte Tore nachrüsten und können so die Hürde der Sicherheitsnormen wieder überspringen. Dazu bietet sich die Montage einer voreilenden Lichtschranke an, die die Schließkante berührungslos absichert. Die Lichtschranke muss vom Hersteller als für den „Personenschutz zugelassen“ ausgewiesen sein. „Dadurch entfällt auch die Pflicht zur Prüfung der Schließkräfte“, weiß Wellerdiek, da niemand außer der Gegenschließkante mit der Anlage in Berührung kommen kann. Allerdings müssen die Funktion der Lichtschranke und das Reversieren geprüft werden. Bei Hörmann kostet eine solche Lichtschranke gut 90 Euro plus eine Arbeitsstunde für den Einbau. Eine weitere, allerdings weniger komfortable Möglichkeit ist die Umstellung auf den sogenannten Totmannbetrieb. Bei dem kann das Tor nur bewegt werden, wenn jemand den Knopf für Öffnen oder Schließen gedrückt hält und so während des Vorgangs nicht selbst durch das Tor gehen kann sowie sieht, ob jemand anderes sich auf den Weg auf die andere Seite macht. Das ist nur technisch eine günstige Lösung, da sie teure Arbeitszeit kostet. Grundsätzlich bieten aber alle automatischen Tore diese Alternative. Wellerdiek beruhigt: Wurden Tore regelmäßig gewartet, schaffen sie auch im fortgeschrittenen Alter noch die Grenzwerte. Zur Sicherheitsüberprüfung gehört seit Längerem schon mehr als nur die Schließkraftmessung. Bei Sektionaltoren ist die Spannung der Torsionsfeder entscheidend. Sie hält das Tor und bewahrt es vor dem Absturz. Den zu verhindern ist die Aufgabe der ebenfalls zu kontrollierenden Federbruchsicherung. Dazu kommt der Check von Motor, Getrieben und Laufrollen (Torlauf). Verhindern, dass einer durchschlüpft Ebenfalls auf der Checkliste der Prüfer stehen die Kontaktleiste sowie die Kontakte einer eventuellen Schlupftür. Die Leiste sorgt dafür, dass das Tor am Ende jeweils abschaltet. Die Schlupftürkontakte verhindern, dass bei geöffneter Tür das Tor bewegt wird. Angeboten werden solche Prüfungen in der Regel von den Herstellern der Tore. Je nach Größe und technischer Ausstattung eines Tores schätzt Wellerdiek den Prüfaufwand auf 20 Minuten bis anderthalb Stunden. Danach sind die Gallier dann zwar immer noch nicht vor dem Himmel, aber vor den Himmelstoren sicher. ❙❚■ Serge Voigt Alle gewerblich genutzten Tore müssen dem aktuellen Stand der Technik entsprechen Industrietor-arten im Überblick (Auswahl) Torart Funktion Einsatzbereich Sektionaltor manuell oder elektrisch betriebener Paneelverschluss, der in seitlichen Beschlägen bei Öffnung senkrecht hoch oder unter die Gebäudedecke gezogen wird Abschluss der Gebäudehülle Rolltor manuell oder elektrisch betriebener Folien- oder Lamellenverschluss, der bei Öffnung aufeinanderliegend aufgerollt wird Abschluss der Gebäudehülle oder interner Abteilungen Schnelllauftor manuell oder elektrisch betriebener Folien- oder Aluverschluss, der in Schneckenspiralen ohne Berührungspunkte aufgerollt wird Abschluss der Gebäudehülle oder (selten) interner Abteilungen Spiralschnelllauftor manuell oder elektrisch betriebener Lamellen- oder Aluverschluss, der in Schneckenspiralen ohne Berührungspunkte aufgerollt wird. Abschluss der Gebäudehülle Pendeltor in der Regel zweiflügliger PVC-Torverschluss, der bei Durchfahrt nach beiden Seiten schwingend öffnet Abschluss interner Abteilungen mit wenig frequentem Verkehr Falttor mehrere Torflügel, die beim Öffnen wie ein Paravent aufrecht stehend zusammengeklappt werden Gebäudeabschluss für große Wandöffnungen (Ausfahrt der Fahrzeuge) Schiebetor überwiegend aus feuerbeständigem Material und einem Element bestehendes Abschlusstor, das hängend oder laufend seitlich verschoben wird Brandschutz, Abschluss der Gebäudezufahrt Hubtor überwiegend aus feuerbeständigem Material und einem Element bestehendes Abschlusstor, das unter der Decke hängt Brandschutz rbb

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