Berlin. Toll Collect hat vergangenen Freitag den ersten Report „Mautnetz und Lkw-Verkehr“ veröffentlicht. Mithilfe der durch das Mautsystem generierten Daten analysiert der Mautbetreiber anonymisiert das Fahrverhalten von Lkw über 7,5 Tonnen auf dem mautpflichtigen Streckennetz von Januar bis April 2020. Aus dem Bericht geht hervor, dass die Fahrleistung der schweren Lkw in Deutschland wegen der Corona-Krise erheblich zurückgegangen ist.
Der Report umfasst laut Toll Collect ein Streckennetz von derzeit rund 51.000 Kilometer. Das entspräche einer tarifierten Netzlänge (Länge beider Fahrtrichtungen) von rund 102.000 Kilometern. Auch die Befahrung einzelner Streckenabschnitte sowie die Ein- und Ausfahrten an den deutschen Grenzen wurden ausgewertet. Der aktuelle Bericht nimmt unter anderem die Kölner Durchfahrverbotszone und die neu eröffnete Hochmoselbrücke genauer unter die Lupe.
Fahrleistung wegen Corona gesunken
Laut Report betrug die Fahrleistung im April diesen Jahres 2,9 Milliarden Kilometer und damit knapp 16 Prozent weniger als im Monat vorher. Dies führen die Autoren vor allem auf die Corona-Krise zurück. Die meist befahrenen Strecken im mautpflichtigen Straßennetz waren die Autobahn-Abschnitte bei Hannover auf der A 2 mit über 9000 Lkw sowie bei den Bundesstraßen die B 10 bei Karlsruhe.
Mehr Fahrten an Sonntagen
Durch die Lockerung des Sonntagsfahrverbotes stieg der sonntägliche Fahrleistungsanteil von 1,3 auf 1,6 Prozent, absolut erhöhte sich die durchschnittliche Fahrleistung von rund 10,1 Millionen auf 11,8 Millionen Kilometer. Für die Tagesgänge der betrachteten Sonntage habe laut Report die Lockerung zur Folge gehabt, dass Lkw-Fahrten besser über den Tag verteilt wurden.
Weniger Befahrungen im April
Gegenüber März kam es im April 2020 nahezu im gesamten Mautnetz zu Befahrungsrückgängen. Nur vereinzelt, vorwiegend im Norden, habe es noch einige geringfügige Befahrungszunahmen gegeben.
Vor allem beim Autobahnnetz und dort insbesondere bei den Ost-West-Transitrouten nahm der Schwerverkehr ab. Laut Report standen die deutlichsten Rückgänge auf den Transitrouten in unmittelbarem Zusammenhang mit den Ein- und Ausreisebeschränkungen an den Grenzübergängen zu den Anrainerstaaten. Der Güterverkehr war zwar weitgehend nicht von den Einreiseverboten in europäische Länder betroffen, trotzdem ging laut Bericht die Anzahl der Ein- und Ausreisen im Schwerverkehr um über 17 Prozent zurück. Die Ausnahme bildete hier Dänemark, wo der Schwerverkehr über das mautpflichtige Netz zunahm.
Durchfahrverbot in Köln wirkt
Der Bericht analysierte auch die Auswirkungen des seit August 2019 bestehenden Durchfahrtsverbots für Lkw ab 7,5 Tonnen in der Kölner Innenstadt und den angrenzenden Bereichen Deutz und Mülheim. Ausgenommen von diesem Fahrverbot sind die Lkw-Fahrten, die ihren Start- oder Zielpunkt in der Zone haben (Anlieferverkehr). Demnach ging der Schwerverkehr in der Nord-Süd-Passage entlang des Rheinufers auf der B 51 im Vergleich von Juli 2019 bis September 2019 um die Hälfte zurück – von durchschnittlich 570 auf 270 Befahrungen pro Tag und Richtung.
Problematisch habe sich das Durchfahrverbot allerdings für Lkw gestaltet, die den Niehler Hafen aus Richtung Süden (insbesondere Verbindungsstrecke zu den Chemiewerken) erreichen mussten. Sie waren seitdem gezwungen, den Umweg über den Autobahnring zu nehmen. Weil das Fahrverbot allerdings wieder gelockert wurde, stieg die Anzahl der Lkw pro Tag und Richtung im Februar dieses Jahres auf 330 Lkw.
Starke Befahrung auf Hochmoselbrücke
Auch bei der Hochmoselbrücke, die am 21. November 2019 eröffnet wurde, ging die Anzahl der Befahrungen nach oben. Hatten bis Ende letzten Jahres noch etwas weniger als 400 Lkw pro Tag und Richtung die Brücke genutzt, kletterte der Wert bis Ende April dieses Jahr auf rund 650. Laut Bericht seien an Spitzentagen bis zu 1500 Lkw auf der Brücke unterwegs. Hier habe auch der „Corona-Effekt“ keinen wesentlichen Einfluss auf die Nutzungszunahme gehabt. (sn)