Berlin. Der ehemalige Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) soll in der geplanten rot-rot-grünen Regierung in Thüringen das Wirtschaftsressort übernehmen. Der 59jährige habe seine Bereitschaft erklärt, werde sich selbst dazu aber nicht äußern, hieß es aus Kreisen der SPD in Erfurt. Das Bundestagsbüro Tiefensees lehnte gegenüber der VerkehrsRundschau eine Stellungnahme zu den Berichten ab, dementierte diese aber auch nicht. In der thüringischen SPD wurde darauf verwiesen, dass Tiefensee in Gera geboren worden ist und dessen Bruder Eberhard seit 1997 Philosophie an der Universität Erfurt lehrt. Der neue SPD-Landeschef Andreas Bausewein hatte kürzlich bestätigt, dass mögliche Kabinettsmitglieder auch außerhalb des Landes gesucht würden. Das geplante Bündnis von Linkspartei, SPD und Bündnis90/Die Grünen ist bereits vor seiner Bildung heftig kritisiert worden, unter anderem von Bundespräsident Joachim Gauck.
Mit einer Berufung Tiefensees könne die SPD die Vorbehalte gegen einen erstmals von der Linkspartei gestellten Ministerpräsidenten abbauen, hieß es. Tiefensee hatte aufgrund seiner christlichen Erziehung den Dienst an der Waffe in der Nationalen Volkarmee (NVA) der DDR verweigert und war auch nicht Mitglied des staatlichen Jugendverbandes FDJ geworden. Nach bisheriger Planung soll der Linken-Politiker Bodo Ramelow am 3. Dezember die bisherige Amtsinhaberin Christine Lieberknecht (CDU) ablösen.
Der SPD-Politiker war von 1998 bis 2005 Oberbürgermeister von Leipzig und übernahm anschließend in der ersten Großen Koalition von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) das Amt des Bundesverkehrsministers. Mit der Bildung der CDU/CSU/FDP-Koalition musste Tiefensee seinem Nachfolger Peter Ramsauer (CSU) weichen und wurde 2012 wirtschaftspolitischer Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion. (jök)