München/Berlin/Bonn. Die trotz sinkender Ölpreise weiter extrem hohen Spritpreise sorgen für Kritik an den Mineralölkonzernen.
„Hier sind Spekulationen am Benzinpreis erfolgt, die einen massiven Aufwuchs an den Zapfsäulen vergegenwärtigen“, sagte der SPD-Fraktionsvorsitzende im Bundestag, Rolf Mützenich.
Vielen Transportunternehmern und Spediteuren dürften die beiden aus der Seele sprechen, denn während Rohöl inzwischen fast wieder auf das Preisniveau vor Beginn des Ukraine-Kriegs zurückgekehrt ist, bleibt Superbenzin rund 45 Cent pro Liter teurer, Diesel sogar rund 64 Cent. Sie bangen aufgrund der Preise um ihre Existenzen.
Kein Gleichgewicht mehr
Normalerweise bewegen sich die Preise für Öl und Sprit relativ im Gleichschritt, doch derzeit sind sie weitgehend entkoppelt. Am Dienstag sank der Preis für Öl der in Europa wichtigen Sorte Brent zwischenzeitlich unter 100 Dollar pro Fass (159 Liter) und näherte sich den Werten vor Kriegsbeginn. Am Dienstagnachmittag stieg er wieder leicht über 100 Dollar. Nach dem russischen Angriff war er bis Anfang vergangener Woche über 130 Dollar gestiegen. In der Spitze wurde kurzfristig sogar ein Wert von 139,13 Dollar erreicht.
Öl wieder günstiger – Sprit bleibt teuer
Seither ist der Preis allerdings wieder stark gesunken. Beim Sprit ist davon aber nichts zu bemerken. Im Gegenteil: Sowohl Superbenzin der Sorte E10 als auch Diesel sind in der Phase des Ölpreis-Rückgangs eher teurer als billiger geworden.
Der Wirtschaftsverband Fuels und Energie (en2x) äußerte sich dazu in der Tageszeitung (taz): „Die Raffinerien verdienen derzeit deutlich mehr Geld als vorher.“ Am Dienstag verwies der Verband auf eine höhere Nachfrage bei gleichzeitig zurückgegangenem Angebot. Die höheren Preise für Kraftstoffe aus heimischen Raffinerien oder dem Ausland seien „ein Indikator für eine Produktknappheit, die in diesem Fall europa- und weltweit gilt“.
Auch der Geschäftsführer des Tankstellenverbands ZTG, Jürgen Ziegner, sieht diese Knappheit. Vor allem bei Diesel und ihm ähnlichen Produkten werde in Deutschland weniger produziert als verbraucht. Ein relevanter Teil des Imports sei bisher aus Russland gekommen, doch viele Händler nähmen bereits ein mögliches Importverbot vorweg.
Dadurch werde der Treibstoff knapper und damit teurer. Dazu kämen Angst und Spekulation. Und es sei auch nicht auszuschließen, dass manche Unternehmen versuchten, etwas Speck anzulegen, um für sinkende Preise gewappnet zu sein. Die Tankstellen selbst hätten dagegen kaum Möglichkeiten, die Preise zu gestalten. (ste/dpa)