Tankgutschein statt Gehaltserhöhung

Viel wird zurzeit wieder über die kalte Progression diskutiert. Wer seine Angestellten am wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens teilhaben lassen möchte, ist mit einer Gehaltserhöhung womöglich schlecht beraten. Denn die Steuerlast frisst den Aufschlag meist völlig auf. Arbeitgeber können ihre Mitarbeiter aber auch auf andere Weise belohnen: zum Beispiel, indem sie ihnen Sachwerte gewähren. Wegen der steuer- und sozialversicherungsrechtlichen Vorteile sind diese sowohl für den Arbeitnehmer als auch für den Arbeitgeber attraktiv. Christiane Mero leitet bei der Steuerberatungsgesellschaft Gehrke Econ in Hannover die Lohn- und Gehaltsbuchhaltung. Sie rechnet die Vorteile des Sachbezugs vor: "Hat der Unternehmer dem Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung von 100 Euro brutto zugesagt, bekommt der Arbeitnehmer nur ungefähr 50 Euro netto wieder raus. Wandelt man das Ganze in eine Sachleistung um - etwa einen Tankgutschein - hat der Arbeitnehmer das Gleiche netto in der Tasche und der Arbeitgeber spart sich zu den 100 Euro die 56 Euro Bruttoleistungen und die Sozialversicherungsabgaben in Höhe von ungefähr 20 Prozent." Steuerliche Freigrenze bis 44 Euro Sachbezüge sind steuerlich allerdings nur bis zu einer Freigrenze von 44 Euro pro Monat begünstigt. Wichtig ist, dass es sich um eine Freigrenze handelt, nicht um einen Freibetrag. Werden die 44 Euro im Monat überschritten, ist die Steuervergünstigung für den ganzen Betrag hinfällig. Zudem wird die komplette Summe dann auch wieder der Sozialversicherung unterworfen. Lohnexpertin Mero weist noch auf einen anderen Punkt hin: "Ein Sachbezug hat für den Arbeitnehmer den Nachteil, dass auf die steuerbegünstigte Sachleistung keine Sozialabgaben abgeführt werden, also er aus diesem Teil des Gehalts später keinen Anspruch hat auf Leistungen aus der Rentenoder Arbeitslosenversicherung." Hier könne der Arbeitgeber zwar zusätzliche Versicherungen für den jeweiligen Angestellten abschließen. Davon sei aber abzuraten, weil der Aufwand dafür zu groß sei. Tankgutscheine für Mitarbeiter Gerade in der Transportbranche seien Tankgutscheine eine gute Wahl für einen Sachbezug. "Hier gibt es Scheckkarten, die man monatlich mit bis zu 44 Euro aufladen kann. Damit kann man bei verschiedenen Anbietern einkaufen, also nicht nur bei Tankstellen, sondern auch in Kaufhäusern oder Internetshops", sagt Mero. Da die Finanzämter den Steuervorteil nur für einen echten Sachbezug gewähren, dürfen die Guthaben nicht in bar ausgezahlt werden. Unternehmer sollten also darauf achten, dass die Akzeptanzstellen ihrer Gutscheine dies vertraglich zusichern. Darüber hinaus ist es wichtig, dass der Arbeitgeber nachweisen kann, wann er den Gutschein überreicht hat. Entscheidend ist für die Finanzverwaltung, dass in einem Monat tatsächlich nur Sachbezüge im Wert von höchstens 44 Euro geflossen sind. Sämtliche Sachzuwendungen werden zusammengerechnet, nicht ausgeschöpfte Beträge dürfen nicht in den nächsten Monat übertragen werden. Zudem dürfen keine tariflichen Ansprüche in Gutscheine umgewandelt werden: Ein Tankgutschein darf also nicht das Urlaubsgeld ersetzen. Eine weitere Möglichkeit, seinen Fahrern etwas Gutes zu tun, ist der Aufbau einer betrieblichen Gesundheitsförderung. Hier kann der Arbeitgeber dem Mitarbeiter Leistungen im Wert von bis zu 500 Euro pro Jahr steuer- und sozialversicherungsfrei zukommen lassen. Voraussetzung: Die Leistungen müssen zusätzlich zum ohnehin geschuldeten Lohn gewährt werden. Andreas Islinger, Lohn-Fachmann bei der Ecovis-Gruppe, erklärt: "Das kann eine Entspannungsmaßnahme sein. Aber auch Bewegungsprogramme, Rückentraining oder Nichtraucherkurse sind steuerlich begünstigt." Hierzu haben die gesetzlichen Krankenkassen die wichtigen Punkte in einem umfangreichen Leitfaden zusammengefasst. Im Unterschied zum klassischen Sachbezug ist die Summe von 500 Euro ein Freibetrag. Wird also der Freibetrag überschritten, ist nur die darüber liegende Summe steuer- und sozialversicherungspflichtig. Fitnessstudios bieten besondere Kurse Teilweise sind es größere Fitnessstudios, die derartige Kurse speziell für Unternehmen anbieten. "Hier ist es wichtig, dass der Eintritt nicht unter die steuerliche Begünstigung der Gesundheitsvorsorge fällt", erläutert Islinger. Generell eigne sich ein Fitnessgutschein durchaus als Sachbezug - wenn er unter 44 Euro im monatlich bleibe. "Auch hier ist der Zufluss entscheidend: Es muss wirklich ein monatlicher Gutschein und darf kein Jahres-Abo sein", warnt Islinger. Sonst ist die Steuervergünstigung hinfällig. Sollte der Arbeitgeber einmal etwas Wertvolleres schenken, kann er die Sachzuwendung pauschal mit 30 Prozent versteuern. Dies kann er bis zum Jahresende entscheiden - spätestens mit der letzten Lohnsteuer-Anmeldung des Wirtschaftsjahres. Tipp: Nicht jeder Sachbezug wird in die Berechnung der 44-Euro-Grenze mit einbezogen. So kann ein Mitarbeiter, der einen Firmenwagen auch privat nutzt und dies korrekt versteuert, noch einen Tankgutschein erhalten. Auch Personalrabatte oder die verbilligte Überlassung von Vermögensbeteiligungen bleiben hier außen vor. Checkliste Die fünf wichtigsten Fragen zur Gewährung von Sachbezügen - Was ist ein Sachbezug?Im Prinzip jede Zuwendung des Arbeitgebers, die nicht in Euro und Cent ausgezahlt wird. Einige Sachbezüge gelten als Arbeitslohn oder müssen als geldwerter Vorteil versteuert werden - etwa die private Nutzung des Dienstwagens. Andere wiederum gehören nicht zum steuerpflichtigen Arbeitslohn, weil sie als Aufmerksamkeit eingestuft oder im betrieblichen Interesse überreicht werden.- Wie können Unternehmen mit Sachbezügen Steuern sparen?Sachbezüge sind steuerlich begünstigt - allerdings nur bis zu einer Freigrenze von 44 Euro pro Monat. Bis zu dieser Höhe fallen auch keine Sozialversicherungsbeiträge an.- Gilt der Betrag für jeden einzelnen Sachbezug im Monat?Nein. Bei der 44-Euro-Grenze handelt es sich nicht um einen Freibetrag, sondern um eine Freigrenze. Das bedeutet: Wird die Grenze von 44 Euro im Monat überschritten, ist die Steuervergünstigung für den kompletten Betrag weg. Sämtliche Sachbezüge eines Arbeitnehmers werden hier pro Monat zusammengezählt. War der Sachbezug günstiger als 44 Euro, darf die restliche Summe auch nicht auf andere Monate übertragen werden.- Gibt es besondere Aufzeichnungspflichten?Der Arbeitgeber muss Kopien der Gutscheine, die er an die Mitarbeiter herausgegeben hat, behalten. Alle Sachbezüge - inklusive der ausgegebenen Gutscheine - müssen in der Lohnabrechnung eingetragen werden.- Fallen Aufmerksamkeiten auch unter die 44-Euro-Freigrenze?Nein. Aufmerksamkeiten zu persönlichen Anlässen - zum Beispiel zum Geburtstag oder zur bestandenen Prüfung - zählen nicht zum Arbeitslohn. Solche Geschenke können bis zu einem Betrag von 40 Euro steuerfrei überreicht werden. Die beiden Freigrenzen für den monatlichen Sachbezug und persönliche Aufmerksamkeiten können Arbeitgeber nebeneinander gewähren. Allerdings gilt auch hier: Wird die Freigrenze überschritten, so gehen Steuer- und Sozialversicherungsfreiheit ab dem ersten Cent verloren. ce

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