Aachen. Die Inform-Studie „Trendreport für das Supply Chain Management 2021 – SCM digital denken: Krisensicher dank beschleunigter Digitalisierung?“ überprüft die Behauptung, dass sich die Pandemie als Katalysator positiv auf Digitalisierungsprojekte in der Wirtschaft ausgewirkt habe. Ist die Digitalisierung im Supply Management tatsächlich vorangeschritten? Mit welchen Digitalisierungsmaßnahmen befassen sich die Teilnehmenden in der Praxis? Die Studie vermittelt außerdem ein Stimmungsbild zu aktuellen Hindernissen solcher Projekte und gibt einen Überblick darüber, welchen Technologien sich die Verantwortlichen in SCM und Logistik sich konkret zuwenden.
„Neben allgemeinen Kostensenkungen treibt ein gesteigertes Bedürfnis nach Krisenfestigkeit und Resilienz Digitalisierungsvorhaben voran“, sagt Stefan Witwicki, Bereichsleiter Inventory & Supply Chain bei Inform. „Das ist gut, so lange damit auch die Bereitschaft einhergeht, Geschäftsmodelle und Prozesse neu zu überdenken, anstatt nur Althergebrachtes absichern zu wollen. Können die Unternehmen aus ihren Daten wirklich Mehrwert schöpfen und sich daran anpassen? Das wird entscheidend sein.“
Die wichtigsten Ergebnisse des Inform-Trendreports im Überblick:
Resilienz: Die meisten Befragten (93 %) halten die Digitalisierung ihres Supply Chain Managements (SCM) für entscheidend, um in kommenden Krisen resilienter aufgestellt zu sein. Ebenso misst ein Großteil (86 %) der Unternehmen der Digitalisierung des SCM eine hohe oder sehr hohe Relevanz bei. Bei über der Hälfte der Unternehmen (54 %) hat die Pandemie Digitalisierungsvorhaben beschleunigt.
Digitalisierung des SCM: Je 81 % der Befragten haben im Bestandsmanagement und in der Lagerverwaltung konkrete Digitalisierungsprojekte angestoßen oder planen sie. Am häufigsten begonnen wurden Projekte im Bestandsmanagement (60 %), in der Lagerverwaltung (54 %) sowie in der Produktionsplanung und -steuerung (45 %). Am häufigsten geplant sind Projekte im Lieferantenmanagement (39 %), zur Nachhaltigkeit im SCM (34 %) sowie Supply Chain Risk Management (33 %).
Know-How: Immerhin ein Drittel (34 %) der Befragten fühlt sich in diesem Bereich über den Stand der Technik und über Anwendungsmöglichkeiten gut informiert. Dennoch wünschen sich viele Befragte Unterstützung bei konkreten Anwendungsfällen (35 %) oder fühlen sich gar schlecht informiert (23 %). Am häufigsten informieren sich die Befragten über Internetrecherche (73 %), Fachzeitschriften (42 %) oder ihr eigenes, überwiegend internes berufliches Netzwerk (32 %).
Künstliche Intelligenz: Nur ein Viertel (25 %) der Befragten nutzt oder implementiert aktuell schon KI in Logistik- oder SCM-Prozesse. Dennoch sehen die meisten Unternehmen, die noch nicht so weit sind, akuten (28 %) oder künftigen (57 %) Handlungsbedarf. Insgesamt glauben fast alle Befragten (92 %), dass wer heute in KI investiert, in fünf Jahren besser oder deutlich besser am Markt positioniert sein wird. Als die drei wichtigsten Anwendungsgebiete von KI für Logistik und Supply Chain Management gelten Absatzplanung und Bedarfsprognosen (56 %), Bestellabwicklung und -verfolgung (44 %) sowie die Produktionsoptimierung (34 %).
Hindernisse: Die Unternehmen, die KI in SCM und Logistik noch nicht nutzen, geben als Gründe hierfür Zeitmangel (62 %), fehlendes Know-how (52 %) und eine mangelhafte IT-Infrastruktur (46 %) an.
„Auch wenn wir hinsichtlich KI-Lösungen in Logistik und SCM insgesamt wahrscheinlich noch am Anfang stehen, zeigen die folgenden Studienergebnisse doch, dass die Befragten schon mehrheitlich einen klaren Nutzen in deren Einsatz sehen“, so Witwicki. „Positiv gefasst, ist die Bereitschaft der Unternehmen für Digitalisierungs- und KI-Projekte durchaus vorhanden, wenn es die Rahmenbedingungen zulassen. Die großen Potenziale von KI in der Supply Chain warten noch auf ihre Entdeckung. Aber wer jetzt nicht investiert, ist spätestens in fünf Jahren abgehangen.“
Über die Studie
In der Studie wurden in Zusammenarbeit mit LOGISTIK HEUTE 190 Fach- und Führungskräfte, überwiegend aus Logistik und Supply Chain Management, befragt. Über zwei Drittel (67 %) der Teilnehmern arbeiten für produzierende Branchen, darunter Automobil und Zulieferer, Chemie und Pharma, Konsumgüter, Lebensmittel, Maschinen- und Anlagenbau, Elektronik oder Metall. 23 % vertreten Einzel- und Großhändler, die übrigen Logistikdienstleister und sonstige Branchen. Die befragten Unternehmen haben zu 95 % ihren Sitz in DACH, 5 % weltweit. (ste)