Hannover. Die Deutschen stehen der Elektromobilität nach einer Studie des Autozulieferers Continental aufgeschlossen gegenüber - im Vergleich zum Wachstumsmarkt China ist die Kaufbereitschaft für ein E-Mobil jedoch noch sehr begrenzt. Während sich derzeit nur vier Prozent der befragten Autofahrer in der Bundesrepublik vorstellen können, ein Elektroauto anzuschaffen, sind es im Reich der Mitte heute bereits 14 Prozent. In den USA äußerten dies nur zwei, in Frankreich ein Prozent der PKW-Besitzer. Das sind die Ergebnisse einer Untersuchung des Markt- und Sozialforschungsinstituts Infas im Auftrag von Conti, die am Donnerstag in Hannover vorgestellt wurden.
Die Autoren der Analyse befragten rund 4000 Autonutzer über 18 Jahren in den vier Ländern nach ihrer Einstellung zu neuen Mobilitätskonzepten. Für die Ermittlung des konkreten Nachfragepotenzials wurde vorausgesetzt, dass sie überwiegend Kurzstrecken fahren und auch bereit sind, einen höheren Preis für ein Elektroauto als für ein herkömmliches Fahrzeug zu zahlen. Die grundsätzliche Absicht, sich später einmal ein E-Mobil anzuschaffen, wurde noch deutlich häufiger genannt: In Deutschland sagten dies 15 Prozent und in China 58 Prozent der Autofahrer aus der Stichprobe.
Dahinter lagen die USA mit 14 Prozent und Frankreich mit 8 Prozent. Auch bei der Einschätzung der Alltagstauglichkeit von Elektroautos sind Chinesen besonders zuversichtlich. 64 Prozent von ihnen erwarten dies in den nächsten vier bis zehn Jahren. In Deutschland sind es etwas weniger (49 Prozent). Die USA kommen auf 41 Prozent, Frankreich liegt mit 13 Prozent erneut auf dem vierten und letzten Platz.
Aus Sicht von Continental zeigen die Resultate, dass es beim Thema Elektromobilität noch viel Luft nach oben gibt. "Die Leute haben eine ganz klare Forderung: Sie erwarten Mittelklasseautos zu bezahlbaren Preisen", sagte Conti-Marktforscher Klaus Sommer. Für viele spiele auch die Umweltfreundlichkeit eine zentrale Rolle. Die Zweifel an einer genügenden Reichweite und an den Zusatzkosten für ein Elektroauto werden nach Einschätzung des Konzerns bald abnehmen.
Infas erhob auch die Meinung junger Leute von bis zu 35 Jahren in zehn Metropolregionen. Die Befragungen in Berlin, Hamburg, Paris, Moskau, Los Angeles, São Paulo, Delhi, Singapur, Peking und Bangkok zeigten unter anderem, dass der Stellenwert des eigenen Autos höchst unterschiedlich ist. "In China gehört zum Autobesitz noch dazu, einen gewissen Status erreicht zu haben. Das ist auch in den USA wichtig, verändert sich bei uns in Europa aber doch stark", sagte Sommer.
Die stärkere Betonung der Nützlichkeit von Autos könne die Nachfrage nach E-Mobilen auch in Europa anschieben: Statt großer Limousinen würden Hybrid- und Elektroautos interessanter. Auch im Carsharing eingesetzte E-Autos sollen die Technik populärer machen. (dpa)