Freiburg/Berlin. Eine aktuelle Studie, die das Öko-Institut mit Forschungspartnern durchgeführt hat, hat gezeigt, dass Oberleitungs-Lkw eine effiziente Möglichkeit der Stromnutzung im Güterfernverkehr sind. Demnach könnte auf einem Streckennetz von rund 4000 Kilometern allein ein Drittel des Lkw-Fernverkehrs mittels Oberleitung elektrisch erfolgen, wenn dort ein leistungsfähiges Oberleitungssystem für Lkw existiert. „Bauen wir ein solches Oberleitungsnetz für Lkw auf, können die direkten Treibhausgasemissionen allein des Straßengüterfernverkehrs pro Jahr um bis zu zwölf Millionen Tonnen CO2 sinken“, fasst Florian Hacker, Leiter des Projekts, zusammen. „Das entspricht mehr als einem Drittel der Emissionen des schweren Straßengüterverkehrs.“
Klimavorteil von Oberleitungs-Lkw
Auch wenn man die Treibhausgasemissionen bei der Stromerzeugung berücksichtigt, könne ein Oberleitungs-Lkw im Jahr 2025 die Treibhausgasemissionen im Vergleich zu einem heutigen Diesel-Lkw nahezu halbieren, so die Forschungspartner. Bis zum Jahr 2030 steige der Vorteil unter den Vorgaben des Kohleausstiegs sogar auf 60 Prozent an. Im Vergleich der Antriebstechnologien würden Oberleitungs-Lkw neben batterieelektrischen Lkw damit das höchste Potenzial zur Treibhausgasminderung im Güterverkehr aufweisen.
Strategischer Streckenausbau der Oberleitungen
Fast zwei Drittel des Lkw-Fernverkehrs findet auf rund einem Drittel des deutschen Autobahnnetzes statt. Auf diesem etwa 4000 Kilometer langen Kernnetz wurden im Projekt 17 Strecken identifiziert, die sich für den Oberleitungsaufbau besonders anbieten. Dabei versprechen beispielsweise Zubringer zum Hamburger Hafen oder Verbindungen zwischen Ballungsräumen, besonders große Potenziale für den frühzeitigen Einsatz von Oberleitungs-Lkw. Diese könnten zuerst gebaut werden und über die Zeit zu einem Gesamtnetz zusammenwachsen.
Hintergrund: Güterverkehr als Klima-Sorgenkind
Der Straßengüterverkehr hat laut Forschungspartnern in Deutschland einen Anteil von etwa einem Drittel an den Treibhausgasemissionen des Verkehrs. Ihn künftig CO2-frei zu gestalten, sei daher entscheidend, um die Klimaschutzziele im Verkehrssektor zu erreichen.
Heute entfielen circa 19 Prozent des Gütertransports auf die Bahn und 75 Prozent auf die Straße. Selbst bei einer ambitionierten Verlagerung des Straßenverkehrs auf die Schiene werde künftig immer noch mehr als die Hälfte des Gütertransports von Lkw geleistet. Daher seien Alternativen zu treibhausgasintensiven Diesel-Lkw dringend nötig. Das Projekt wurde im Rahmen des Programms „erneuerbar mobil“ durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit gefördert. (ja)