Gewerkschaften: Streit um die Macht

G DL, EVG, IG Metall: Über Gewerkschaften wird zur Zeit viel diskutiert. Das Außergewöhnliche dabei: Es heißt nicht mehr Arbeitnehmer gegen Arbeitgeber - sondern Gewerkschaft gegen Gewerkschaft. Was bei der Bahn auf die Spitze getrieben wurde, sehen Kontraktlogistiker in der Automobilindustrie seit Jahren. Statt GDL gegen EVG kämpft hier die IG Metall mit Verdi um die Macht. BMW bevorzugt die IG Metall Viele Jahre hatte die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi die Nase vorn, nun wildert die IG Metall im Revier der Schwestergewerkschaft. Mit Erfolg: Immer mehr Automobillogistiker schließen auf Druck der Industrie Verträge mit der IG Metall ab. Aktuell sorgt BMW für Schlagzeilen. Der Münchner Konzern will in Zukunft bei wettbewerbsfähigen Angeboten diejenigen Dienstleister bevorzugen, "die einen Haustarif mit der IG Metall abschlossen haben" (siehe Seite 18). Für Kontraktlogistiker ist das keine Petitesse - höhere Lohnkosten und bessere Sozialleistungen im Metall-Tarif belasten die Kasse der Dienstleister. Aus dem Markt ist zu hören, dass viele Automobillogistiker um ihre Marge fürchten, da sie die Mehrkosten nicht an die Auftraggeber durchreichen können. Eine Gefahr für das Outsourcing als Erfolgsmodell in der Kontraktlogistik? Möglich wäre es. Doch zum Glück sind die Lohnkosten nicht das einzige Outsourcing-Argument. Höhere Qualität und professionelle Abwicklung sind ebenfalls ein Pfund der Dienstleister. Und genau darauf muss sich die Branche konzentrieren, denn auf Sicht werden - auch durch neue Regeln für Werkverträge - die Lohnkostenvorteile bei Outsourcing weiter schrumpfen. Die nächsten Monate werden nicht ruhiger: Das Tarifeinheitsgesetz (sollte es nicht vom Verfassungsgericht gekippt werden) dürfte zwar den GDL-EVG-Streit beenden. Für die Logistikbranche könnte es jedoch das Gegenteil bedeuten: Wo zwei starke Branchengewerkschaften konkurrieren, stachelt der nun verankerte Mehrheitsgrundsatz den Wettbewerb zwischen den Kontrahenten weiter an. Der Kampf IG Metall gegen Verdi geht nun erst richtig los - und nicht nur in der Automobilbranche.

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