Berlin. „Die Lage ist wirklich besorgniserregend. Deshalb meine dringende Bitte an beide Seiten: zurück an den Verhandlungstisch“, sagte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) anlässlich des aktuellen Tarifkonflikts zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft Deutscher Lokführer (GDL). Man habe die Lieferketten „unter größten Anstrengungen seit über einem Jahr stabil gehalten“, doch durch den Streik verschärfe sich die angespannte Rohstoffsituation für die deutsche Wirtschaft noch zusätzlich. „Ich kann nur an beide Seiten appellieren, die positive Entwicklung nach der langen Covid-Durststrecke nicht durch einen langwierigen Tarifkonflikt wieder zunichte zu machen“, sagte Scheuer am Freitag, 20. August, in Berlin.
Die GDL hat angekündigt, ab Samstag, 17 Uhr, den Güterverkehr zu bestreiken. Dieser Streik schädige das System Schiene insgesamt, sagte der Bundesverband Spedition und Logistik (DSLV) und befürchtet, dass „die zuletzt positiven Entwicklungen im Schienengüterverkehr durch die Streikaktionen zunichte gemacht werden“.
Zusatzaufwand treibt Kosten in die Höhe
„Streiks bleiben offensichtlich eine Achillesferse des Systems Schiene“, sagte DSLV-Präsident Axel Plaß. „Auch bei vollem Zugeständnis der Rechtmäßigkeit von Tarifauseinandersetzungen und bei allem Verständnis für Arbeitnehmerinteressen: diese Form des Arbeitskampfes ist ein massiver Eingriff in die Rechtsgüter unbeteiligter Dritter mit negativen Auswirkungen nicht nur auf nationale, sondern auch auf internationale Beschaffungs- und Absatzwege sowie Produktionsprozesse – und das zu einer Zeit ohnehin bereits äußerst angespannter Lieferketten und Versorgungsengpässe für Industrie und Handel.“
Speditionen würden Massenguttransporte jetzt so weit wie möglich auf die Binnenschifffahrt verlagern und zeitkritische Güter auf den Lkw umdisponieren müssen – bei ohnehin knappen Laderaumkapazitäten. Auch private Eisenbahnverkehrsunternehmen werden durch den Streik behindert und können nur eingeschränkt arbeiten. „Die Logistikbranche und ihre Kunden müssen sich jetzt gewaltigen Herausforderungen stellen, denen sie sich aber in der Vergangenheit in vergleichbaren Streiksituationen größtenteils gewachsen zeigten“, sagte Plaß. Der organisatorische Zusatzaufwand werde aber die Kosten deutlich in die Höhe treiben. (tb)