Im Tarifkonflikt um die Entlohnung der Hafenarbeiter will die Gewerkschaft Verdi auch am Freitag, 15. Juli, den Warenumschlag an allen Seehäfen an der Nordseeküste lahmlegen. Die Gewerkschaft hatte zu dem am Donnerstagmorgen begonnenen Warnstreik aufgerufen und will so nach sieben ergebnislosen Runden den Druck auf die Arbeitgeber nochmals erhöhen. Der Ausstand soll am Samstagmorgen enden. Es ist bereits der dritte Warnstreik binnen weniger Wochen und der heftigste Arbeitskampf in den Häfen seit mehr als vier Jahrzehnten.
Er betrifft alle wichtigen Häfen an der Nordsee – also neben dem mit Abstand größten deutschen Seehafen Hamburg auch Bremerhaven, Bremen, Emden, Wilhelmshaven und Brake. Für den Mittag hat Verdi eine zentrale Kundgebung in Hamburg angekündigt. Nach einem Demonstrationszug wollen sich Streikende vor dem Gewerkschaftshaus in Bahnhofsnähe versammeln und für ihre Lohnforderungen werben. Erwartet werden mehrere tausend Beschäftigte.
Der Streik kommt für die Hafenlogistiker zur Unzeit
Der Ausstand in den Seehäfen kommt für die Hafenlogistiker zur Unzeit. Coronabedingt herrscht im globalen Verkehr von Container- und Frachtschiffen ohnehin schon lange großes Durcheinander. Der neuerliche Warnstreik bringt nun die Abläufe an den Kaikanten noch mehr aus dem Tritt. Damit verschärft sich die ohnehin gespannte Lage mit einem Schiffsstau auf der Nordsee weiter. Die größte deutsche Containerreederei Hapag-Lloyd hatte ihre Kunden bereits am Mittwoch gewarnt, dass an den Containerterminals für zwei Tage voraussichtlich nichts mehr gehen wird.
Der Zentralverband der deutschen Seehafenbetriebe (ZDS) nennt den Streikaufruf „unverantwortlich“. Während Verdi bislang stets von Warnstreiks spricht, heißt es beim ZDS, bei einem zweitägigen Ausstand könne „nicht mehr von einem Warnstreik gesprochen werden“. Der bislang letzte Verhandlungsanlauf der Tarifparteien endete am Mittwochabend nach mehr als acht Stunden ohne Ergebnis. Wie bereits von der VerkehrsRundschau berichtete, gehen mehrere Hafenbetreiber inzwischen gerichtlich gegen den Streik vor. (tb/dpa)