Oslo. Nirgendwo in Europa boomt der Verkauf von Elektroautos so sehr wie im atomstromfreien Norwegen. Das Land mit seinen 5 Millionen Menschen hat weltweit den größten Anteil an Elektroautos bezogen auf die Einwohnerzahl. Inzwischen sind 18 Prozent aller Neuzulassungen strombetriebene Fahrzeuge. Im April wurde das 50.000ste Auto dieser Art zugelassen.
Diese Entwicklung ist politisch gesteuert. Denn wer sich in Norwegen, wo Autos in der Regel 50 bis 100 Prozent teurer sind als in Deutschland, für das klimafreundliche Fahren mit Strom entscheidet, kann richtig sparen: Für ein Elbil, so der norwegische Name für Elektroautos, zahlt man weder die 25 Prozent Mehrwertsteuer, noch Importsteuer, noch Abgasabgaben. Der Kassenschlager, der VW E-Golf, ist damit rund 80.000 norwegische Kronen (8800 Euro) billiger in der Anschaffung als ein traditioneller Golf.
Freie Fahrt auf der Busspur
Doch es gibt noch weitere Vorteile: Man zahlt keine Autobahngebühren, darf die Busspuren benutzen, auf kommunalen Parkplätzen kostenlos parken, eine Reihe von Fähren sind umsonst und an vielen Stellen kann man gratis aufladen. Und Ladestationen gibt es unter anderem vor jedem Rathaus, an Tankstellen und auf vielen Firmenparkplätzen. 1726 im ganzen Land mit 6715 Ladepunkten.
Die große Popularität der Elektrofahrzeuge führt dazu, dass die staatliche Förderung immer häufiger infrage gestellt wird. Schließlich gehen dem Staat Milliarden von Kronen verloren. Doch die norwegische Regierung hat sich verpflichtet, den CO2-Ausstoß bis 2020 von 130 Gramm auf 85 Gramm pro Kilometer zu senken. So wurde die Subventionierung 2012 um weitere vier Jahre verlängert.
Norwegen schraubt Vergünstigungen zurück
Dennoch hat der Rückzug bereits begonnen. Elektrische Leasingfahrzeuge sind nicht mehr von der Mehrwertsteuer befreit. Auch die freie Fahrt auf den Busspuren der großen Städte wird vermutlich bald der Vergangenheit angehören. Die Busfahrer klagen zunehmend, dass die Elbiler ihre Wege verstopfen und sie ihre Fahrpläne nicht einhalten können. Im Westen von Oslo dürfen die Stromautos deshalb seit Juni nur noch eingeschränkt die Bus- und Taxispuren benutzen.
Wenn die Privilegien wegfallen, werde der Verkauf der Elektroautos einbrechen, ist Petter Haugneland vom der Elbil-Vereinigung sicher. „Die Fahrzeuge sind dann einfach zu teuer, weil wir so hohe Steuern in Norwegen haben.“ Er ist aber zuversichtlich, dass die Regierung bei der Stange bleibt, bis die Elektrofahrzeuge wirklich wettbewerbsfähig sind. „Es gibt einen parteiübergreifenden Konsens in der Sache und ich rechne damit, dass in fünf bis zehn Jahren die Batterien größere Reichweiten zulassen“, meint Haugneland. Dann bräuchten die Elbiler keine staatliche Förderung mehr. (dpa)