Sparsamer Bekannter

Da sitzt man in einem erst seit wenigen Wochen auf dem Markt befindlichen Transporter-Modell und kaum einer bemerkt es. Die zum Vorgänger nur dezent veränderte Front sowie neu gestaltete Rückleuchten genügen den meisten Passanten eben nicht, den "neuen" VW Caddy als solchen zu erkennen. Vor allem, weil sie nicht unter die Haube blicken konnten. Denn dort tat sich deutlich mehr. Genauer gesagt eine Hubraumsteigerung um 0,4 Liter und die Aufstufung um eine Schadstoffklasse. Setzte VW im 100-PS-Bereich bislang auf den 1,6-l-TDI, kommt hier nun ebenfalls der 2,0-Liter große Konzern-TDI zum Einsatz. Der erfüllt mittels SCR-Kat die Euro-6-Norm, weshalb das regelmäßige Wiederauffüllen des acht Liter großen AdBlue-Tanks im Motorraum Pflicht wird. Dafür soll der neue Caddy-TDI beim Diesel-Verbrauch um 0,4 l/100 km genügsamer sein als der Vorgänger. Doch dazu später mehr ... Zunächst fällt nach dem Dreh am Zündschlüssel auf: Auch fahrdynamisch hat sich am Caddy wenig verändert. Noch immer teilt die hintere Starrachse bei Bodenwellen kräftig aus, dafür lässt sich das Fahrwerk der getesteten, um 47 Zentimeter verlängerten Maxi-Version auch durch sportliche Fahrweise nicht aus der Ruhe bringen. Etwas dumpfer klingend verrichtet der neue TDI seine Arbeit, ist aber wie sein Vorgänger kein Freund niedriger Drehzahlen. Richtig zur Sache gehen die 250 Newtonmeter Drehmoment erst ab 1300 Touren. Woran das ebenfalls aus dem Vorgänger übernommene, lang übersetzte Fünfgang-Getriebe Anteil trägt. Das sorgt bei Tempo 120 zwar für niedrige 2250 Touren (ebenfalls exakt wie beim Vorgänger), dafür agiert der VW-Van beim Herausbeschleunigen nach Ortschaften aber recht träge und man greift instinktiv zum vw-typisch knackig durch die Gassen gleitenden Schalthebel. Große Unterschiede beim Leergewicht Ohne Tadel bleibt der Innenraum, den VW mittels neuem Armaturenträger "aufpeppte". Eine Verbesserung sind die neuen großflächigen Ablagen, sonst blieb sich der Caddy aber auch hier treu. Soll heißen: Perfekte Verarbeitung, intuitive Bedienbarkeit und ein weiter Verstellbereich von Lenkrad und Fahrersitz. Schade nur, dass VW auch den billigen Kunststoff vom Vorgänger übernahm. Weshalb wir weiterhin empfehlen, sich den kleinen, handschmeichlerischen Luxus "Lenkrad und Schaltknauf in Leder" für 147 Euro zu gönnen. Beides ist bereits im Lieferumfang enthalten, wenn - wie beim Testwagen - die Option "Automatische Distanzregelung" mitbestellt wurde (220 Euro). Die gleicht bei gesetztem Tempomat den Abstand zum Vordermann automatisch an. Ein auf langen Autobahnetappen komfortables und vor allem sicherheitserhöhendes Feature. Zu einer verbrauchsgünstigen Fahrweise trägt der Assistent allerdings nicht bei und blieb daher bei unserer Testfahrt abgeschaltet. Und nach der können wir bestätigen: Versprechen gehalten! Lediglich 5,8 l/100 km benötigte der Caddy auf der genormten VR-Runde, inklusive 500 Kilogramm Testballast im Laderaum. Womit er seinen Euro-5-Vorgänger (siehe VR 4/2013) um 0,5 l/100 km unterbot. Auch ein Verdienst der unauffällig arbeitenden Start-Stopp-Anlage, die VW löblicherweise jetzt serienmäßig spendiert. Ehrliche Angaben macht VW auch zum AdBlue-Konsum: 0,09 l/100 km maßen wir auf der Testrunde. Der 8-Liter-Vorrat hätte also locker für die angegebenen 8000 Kilometer gereicht. Dafür trägt die aufwendige "Schadstoffvernichtungsfabrik" dazu bei, dass der Caddy ein paar Kilo Gewicht zulegte. 1740 Kilo brachte der Maxi-Testwagen auf die Waage. Womit dem 2,3-Tonner lediglich knapp 570 Kilo Nutzlast blieben. Geblieben sind auch die vergleichsweise hohen Listenpreise bei karger Serienausstattung: 20.570 Euro werden für einen Maxi-Kastenwagen mit 102-PS-TDI mindestens fällig. Elektrische Spiegel oder Fensterheber? Weiterhin Fehlanzeige! Auch hier blieb sich der Caddy treu. In Sachen Verbrauch gab´s dafür echten Fortschritt. Der von außen aber eben nicht zu erkennen ist. Alle Tests und Fahrberichte für Premium-Abonnenten www.verkehrsrundschau.de/testdatenbank

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