Frankfurt am Main. Nachhaltiges Supply Chain Management mit Fokus auf soziale Aspekte gewinnt an Bedeutung. Zu diesem Ergebnis kommt der aktuelle „Supply Chain Monitor“ der Management- und Technologieberatung BearingPoint, zu dem 215 europäische und 51 US-amerikanische Unternehmen befragt wurden.
Demnach nehmen soziale Aspekte der Unternehmensverantwortung im Vergleich zu den umweltfreundlichen und ökonomischen Aspekten an Bedeutung zu. Für 70 Prozent der europäischen Unternehmen hat soziale Verantwortung im Supply Chain Management sogar strategische Priorität. Für weitere 12 Prozent wird das Thema in den nächsten ein bis fünf Jahren an Bedeutung gewinnen. Lediglich 11 Prozent geben an, dass die sozialen Aspekte ihrer Lieferantenkette keine Rolle spielen.
Knapp die Hälfte (51 Prozent) der europäischen Unternehmen hat ihr Engagement im sozialen Bereich in den letzten drei Jahren bereits verstärkt. Im Vergleich: 48 Prozent haben ihre ökologischen Aktivitäten ausgebaut und 45 Prozent waren vor allem mit der Optimierung wirtschaftlicher Aspekte beschäftigt. Dies reflektiert die wachsende Anforderung von Regulatoren an Unternehmen, Informationen zur sozialen Verantwortung in ihre CSR-Berichterstattung aufzunehmen.
Neues Bekenntnis zu grünen Maßnahmen
Bezüglich der ökologischen Nachhaltigkeit zeichnet die Studie ein differenziertes Bild: Unternehmen scheinen hier an ihre Grenzen zu stoßen und in den letzten Jahren waren sie primär mit einfach umzusetzenden Maßnahmen zur Reduktion der CO2-Emissionen beschäftigt. Mit dem Scheitern der Gespräche vor der Klimakonferenz der Vereinten Nationen COP21 im Dezember 2015 in Paris hatte sich offenbar auch eine Verlangsamung ökologischer Initiativen eingestellt.
Derzeit sehen die Studienautoren allerdings eine Wiederbelebung des grünen Bewusstseins, die vor allem vom Abgas-Skandal und von COP21 angetrieben wird. Für soziale Aspekte zeigt die Studie hingegen einen eindeutigen Trend: Ihre Bedeutung entlang der Lieferkette steigt kontinuierlich an, auch wenn die Messung und Berichterstattung zu sozialen Initiativen erst jetzt ein ähnliches Niveau erreicht hat, auf dem die grünen Initiativen vor vier Jahren waren.
„Die Bedeutung sozialer Themen wird für Unternehmen deutlich zunehmen. Vor allem, wenn Regulierer ihren Fokus auf soziale Nachhaltigkeit verschärfen. Verbraucher sind bereits sensibilisiert und wählen vermehrt nachhaltige Produkte, worauf zahlreiche Unternehmen bereits reagieren“, sagt Matthias Loebich, Partner bei BearingPoint. Was auf der anderen Seite passieren könne, wenn Unternehmen Aspekte der sozialen Nachhaltigkeit vernachlässigen, zeige unter anderem das Beispiel der Drogeriemarktkette Schlecker.
Wie schmerzhaft es sein könne, Fehler bei der ökologischen Nachhaltigkeit zu machen, verdeutliche der Abgas-Skandal um die Diesel-Emissionen, betont der Experte. „Unternehmen werden von zwei Seiten abgestraft – von Regulatoren und von Konsumenten. Aufgrund dessen und in Anknüpfung an die Vereinbarungen der Klimakonferenz der Vereinten Nationen ist ein erneuertes Bekenntnis zu grünen Nachhaltigkeitsaktivitäten zu erwarten“, so Loebich weiter.
Handlungsempfehlungen der Autoren
Aus der Studie lassen sich laut BearingPoint die folgenden zentralen Handlungsempfehlungen identifizieren:
- „Grüne“ Ziele und Pläne in die strategische Ausrichtung des Unternehmens integrieren
- Ziele und Prozesse der internen und externen Stakeholder verstehen und berücksichtigen
- Kohlenstoff-Fußabdruck nach führenden Standards wie EN 16258 berechnen
- Nachhaltigkeitsprogramme im Einklang mit ISO 26000 oder GRI-G4-Richtlinien einführen
- An offiziellen Programmen wie LEAN und GREEN von Global Standards One (GS1) oder Green Freight Europa teilnehmen, um die eigene Energie- und CO2-Reduktion zu standardisieren
- Nachhaltigen Lieferantenbewertungsplattformen wie EcoVadis beitreten, um die Evaluation und Zusammenarbeit mit Lieferanten zu optimieren (ag)