Sonnig mit ein paar dunklen Wolken

Trotz Brexit, trotz der weiter schwelenden Flüchtlingsproblematik, trotz einer Wirtschaftspolitik in den USA, bei der alle Anzeichen auf eine Abschottung hindeuten: Die Wirtschaft in Deutschland floriert. Und die Prognosen deuten darauf hin, dass dieser Konjunkturmotor weiterhin brummt und auch noch in diesem und im kommenden Jahr für volle Auftragsbücher in den Unternehmen sorgen wird.Wirtschaftswachstum sorgt in der Regel auch dafür, dass die Transportbranche davon in Form einer hohen Nachfrage profitiert. Die aktuelle Mittelfristprognose, die das Bundesverkehrsministerium halbjährlich in Auftrag gibt, gibt nicht nur einen Ausblick bis 2020, wie sich die Verkehrsleistung generell entwickelt. In der Studie, die von SSP Consult erstellt wurde, werden zahlreiche weitere Fragen beantwortet wie die nach der Entwicklung in den Branchen oder bei den Verkehrsträgern. Wir haben die wichtigsten Fragen und Antworten herausgefiltert. 1 Wie entwickelt sich der Transportmarkt in Deutschland bis 2020? Der Transportmarkt in Deutschland ist und bleibt ein Wachstumsmarkt. Die Transportleistung soll in diesem Jahr um 1,5 Prozent wachsen. Die weniger relevante Transportmenge nimmt um 1,2 Prozent zu. Auch bis 2020 setzt sich der Aufwärtstrend fort. Die Verkehrsleistung steigt mit jährlich 1,3 Prozent nicht mehr ganz so stark, aber durchaus beachtlich. Das Aufkommen wächst mit 0,4 Prozent per annum. So weit die positive Nachricht. Stellt sich aber natürlich die Frage, wer von dem Wachstum profitiert. Sind es eher die ausländischen Fuhrunternehmen und gehen deutsche Transportdienstleister leer aus (siehe Frage 7)? Und bei welchem Verkehrsträger landen die zusätzlichen Mengen (siehe Frage 4)? 2 Was sind die Wachstums-Ursachen? Ohne Wirtschaftswachstum auch kein Wachstum im Transportmarkt. Somit ist für die zunehmende Transportleistung das steigende Bruttoinlandsprodukt (BIP) in Deutschland verantwortlich. Es soll 2017 um 1,4 Prozent zulegen und die darauffolgenden drei Jahre um jährlich 1,5 Prozent. Doch interessant ist auch, woher sich dieses BIP-Wachstum speist. Denn eine bisher tragende Säule des Wachstums - der Konsum - schwächt sich leicht ab. Statt 2 Prozent Zunahme in den Jahren 2015 und 2016 sagen die Experten für 2017 bis 2020 nur noch ein Plus von jährlich 1,4 Prozent voraus. Dafür soll der Außenhandel sich von seiner leichten Schwächephase erholen und wird wieder zu einem wichtigen Treiber des Wachstums. Die Exporte nehmen von 2,5 Prozent (2016) auf 2,9 Prozent (2017) zu und sollen dann ab 2018 sogar um jährlich 4,0 Prozent wachsen. Die Importe steigen im gleichen Zeitraum von 3,4 Prozent (2016) und 3,8 Prozent (2017) auf schließlich immerhin 4,8 Prozent. Der wieder anziehende Außenhandel trägt mit dazu bei, dass die Ausrüstungsinvestitionen wieder anziehen. Nach nur geringen Zunahmen 2016 (1,7 Prozent) und 2017 (1,2 Prozent) wird für 2018 bis 2020 mit jährlich 3 Prozent ein spürbar höheres Wachstum erwartet. 3 Haben Brexit und Trumps Wirtschaftspolitik keinerlei Auswirkungen? Doch. Sie wirken sich negativ auf die Wirtschaftsstruktur - und hier insbesondere auf den Außenhandel - aus. Deshalb sind die Außenhandelsverflechtungen mit England und den USA etwas zurückhaltender eingeschätzt worden. Doch da weltweit und auch in der EU das BIP weiter wächst, profitiert davon auch der deutsche Außenhandel. Hinzu kommt, dass andere wichtige Rahmenbedingungen stabil bleiben und damit eine Stütze des Aufschwungs sind. So sollen die Zinsen und die gerade für die Verkehrsnachfrage wichtigen Ölpreise im Prognosezeitraum bis 2020 nur geringfügig steigen. 4 Welcher Verkehrsträger profitiert am meisten vom Wachstum? Die rote Linie, die in der Grafik links über allen anderen Linien liegt, die dürfte in der Politik auf wenig Gefallen stoßen. Bedeutet sie doch, dass es nicht gelingt, den Marktanteil der Schiene zu erhöhen. Im Gegenteil, Profiteur des Wachstums ist der Straßengüterverkehr: Von den Landverkehrsträgern erzielt der Lkw die höchste Zunahme bei der Transportleistung. Sollten die Experten recht behalten, steigt der Marktanteil des Lkw. Betrug er 2015 noch 70,8 Prozent, liegt er 2020 bei 72,1 Prozent. Der Schienengüterverkehr muss hingegen Abstriche machen. Zwar wächst in absoluten Zahlen die Verkehrsleistung, aber nicht so umfangreich wie auf der Straße, sodass der Marktanteil von 18 Prozent (2015) auf 17,4 Prozent (2020) sinkt. Noch schlechter sieht es allerdings für die Binnenschifffahrt aus. Nicht nur beim Marktanteil müssen die Partikuliere und Reedereien in dem Zeitraum von 2015 bis 2020 Abstriche machen (von 8,5 auf 7,9 Prozent). Auch absolut gesehen ist die Verkehrsleistung rückläufig, und zwar von 55,3 Milliarden Tonnenkilometer auf 54,9 Milliarden Tonnenkilometer. 5 Der Schienengüterverkehr: Verlierer auf breiter Front? Sieht man sich den Modal Split an, könnte man zu dieser Ansicht gelangen. Aber es gibt im Schienengüterverkehr zumindest ein Segment, das sich erfreulich entwickelt: der Kombinierte Verkehr (KV). 2016 war mit einem Zuwachs von 1,4 Prozent zwar ein eher enttäuschendes Jahr. Aber 2017 wird mit einem Plus bei der Transportleistung in Höhe von 2,1 Prozent gerechnet - mehr als auf der Straße. Dieser Abstand vergrößert sich in den darauffolgenden drei Jahren sogar noch. Die Verkehrsleistung im KV nimmt dann um 2,7 Prozent pro Jahr zu. Als Grund nennen die Autoren der Mittelfristprognose unter anderem, dass "die deutlichen Zuwächse im Straßengüterverkehr und die damit verbundenen starken Belastungen und die Zunahme der Stauwahrscheinlichkeiten auf den Hauptverkehrsstrecken" dazu führen, dass die Bahn als alternatives Verkehrsmittel genutzt wird. Zudem komme ihr die Förderung und die zunehmende Etablierung der intermodalen Verkehre zugute. Hingegen leidet die Bahn unter Einbußen im Massengutbereich (siehe auch Frage 6). Bahn wie auch Binnenschiff sind klassische Transportmittel für Massengüter wie Kohle oder Baustoffe, weshalb sie unter den Rückgängen beziehungsweise der Stagnation in diesem Segment stärker leiden als der Lkw. 6 In welchen Branchen brummt das Geschäft, wo stagniert die Nachfrage? 2017 wird das stärkste Wachstum im Straßengüterverkehr bezogen auf die Verkehrsleitung mit dem Transport von Maschinen, Ausrüstungen und langlebigen Konsumgütern erzielt (+ 3,1 Prozent). Auf ein fast stagnierendes Geschäft müssen sich Unternehmen einstellen, die sich auf den Transport von Kohle und Rohöl sowie Erze, Steine und Erden und Kokerei- und Mineralöl-Erzeugnisse konzentrieren. Auch im Zeitraum von 2018 bis 2020 können sich die Transporteure von Maschinen, Ausrüstungen und langlebigen Konsumgüter auf die höchste Nachfrage einstellen (+ 2,0 Prozent pro Jahr). Aber auch Frachtraum zur Beförderung von Konsumgütern für den kurzfristigen Verbrauch ist gefragt (+ 1,9 Prozent per annum). Hingegen müssen Unternehmen, die per Lkw Kokerei- und Mineralöl-Erzeugnisse befördern, mit Einbußen rechnen (- 0,7 Prozent). Im Schienengüterverkehr brummt das Geschäft mit dem Transport sonstiger Güter (darunter fällt auch der KV) mit 2,1 Prozent mehr Verkehrsleistung 2017 und jährlich 2,7 Prozent Zuwachs zwischen 2018 und 2020. Hingegen ist 2017 das Geschäft rückläufig im Segment Kohle und Rohöl (- 0,8 Prozent) und Erze, Steine und Erden, Bergbau (- 1,4 Prozent). Diese beiden Segmente kommen auch 2018 bis 2020 nicht aus der Verlustzone (- 0,9 Prozent jährlich beziehungsweise - 0,2 Prozent), werden aber noch von dem Segment Kokerei- und Mineralölerzeugnisse (- 1,0 Prozent jährlich) untertroffen. 7 Hält der Siegeszug ausländischer Lkw in Deutschland an? Ja, muss die Antwort zu dieser Frage lauten. Doch es gibt auch eine positive Nachricht: Der Vorsprung ist nicht mehr ganz so groß, wie er schon mal war. Immerhin, für deutsche Lkw sagt die Prognose für das Jahr 2017 einen Zuwachs von 1,4 Prozent bei der Transportleistung voraus. Die ausländischen Konkurrenten legen um 2,7 Prozent zu. Ein Jahr zuvor mussten sich die Inländer mit einem Plus von 1,1 Prozent begnügen, während die Ausländer satte 5,7 Prozent mehr Tonnenkilometer als im Jahr zuvor zurücklegten. Für den Zeitraum 2018 bis 2020 müssen sich die nationalen Fuhrbetriebe jedoch wieder mit einem geringeren Zuwachs (+ 0,6 Prozent) begnügen, während ausländische Frachtführer weiterhin mit 2,8 Prozent bei der Verkehrsleistung rechnen können. 8 Mit welchen Impulsen ist im Seehafen-Hinterlandverkehr zu rechnen? Auch hier fällt die Antwort zweigeteilt aus. Nach einem Minus in Höhe von 2,8 Prozent im Jahr 2015 nimmt der Seeverkehr 2017 wieder um 0,7 Prozent zu. Allerdings rechnet die Prognose in den darauffolgenden drei Jahren mit einem Plus von nur noch 0,4 Prozent. Die großen Zuwachsraten in den Seehäfen, wie sie einst prognostiziert waren und nach der Wirtschaftskrise auch erreicht wurden, die sind jedoch außer Reichweite. Mehr zum Thema im Dossier Markt für Logistik www.verkehrsrundschau.de/dossiers

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