London. Somalische Seeräuber sind einem Bericht zufolge für mehr als die Hälfte aller Piratenüberfälle weltweit verantwortlich und bleiben damit die größte Bedrohung auf den Meeren. 54 Prozent aller Piratenangriffe 2011 ereigneten sich vor den Küsten Somalias, heißt es im Jahresbericht des Internationalen Schifffahrtsbüros (IMB), der am Donnerstag in London vorgestellt wurde. Von den weltweit verzeichneten 439 Angriffen passierten 236 in der Gefahrenregion vor den Küsten Somalia. Das waren 17 mehr als 2010.
Insgesamt ging die Zahl der Attacken weltweit jedoch leicht zurück. 2010 waren laut IMB noch 445 gezählt worden. In den vier Jahren davor hatte es einen kontinuierlichen Anstieg gegeben.
Zahl der Opfer gesunken
Gesunken ist auch die Zahl der Opfer. 2011 wurden 802 Mitglieder von Schiffsbesatzungen als Geiseln genommen, im Jahr davor waren es dem Bericht zufolge noch 1181. Insgesamt seien im vergangenen Jahr auf der ganzen Welt 45 Schiffe entführt, 176 geentert und 113 beschossen worden. 105 abgewehrte Angriffe wurden gemeldet. Die Zahl getöteter Besatzungsmitglieder blieb bei 10.
Auch der Golf von Guinea vor Ostafrika entwickle sich immer mehr zu einer Risikoregion. Besonders bedenklich sei, dass das IMB von mehr als 30 Überfällen dort wisse, die nicht offiziell gemeldet worden seien. Bei Vorfällen vor Nigeria und Benin sei außerdem von extremer Gewalt berichtet worden.
Das IMB lobte die Bemühungen der internationalen Seestreitkräfte vor allem vor Somalia. Ohne deren Arbeit wäre die Situation dort sicher noch riskanter geworden. Mitgeholfen habe auch, dass viele Schiffseigner mittlerweile präventiv gegen Angriffe vorgingen und unter anderem private Sicherheitsdienste an Bord hätten.
Das Schifffahrtsbüro gehört zur Internationalen Handelskammer (ICC), die als Vertretung der Privatwirtschaft nach eigenen Angaben tausende Konzerne und Verbände aus 120 Ländern als Mitglieder hat. (dpa)