Solas: Das gilt neu für Verlader und Spediteure

Gemäß dem geänderten Übereinkommen zum Schutz menschlichen Lebens auf See (Solas) dürfen ab 1. Juli Seecontainer nur noch auf Frachtschiffe verladen werden, wenn der Reeder (Verfrachter) das Ladegewicht der Container, die sogenannte verifizierte Bruttomasse (Verified Gross Mass, VGM), kennt. Der verladende Unternehmer (Befrachter) oder der von ihm beauftragte Spediteur, der den Auftrag entweder weiter vergibt (als Befrachter) oder die Güter tatsächlich zur Beförderung übergibt (als Ablader), ist verpflichtet, dem Reeder rechtzeitig vor der Verladeplanung das genaue Gewicht eines Containers mitzuteilen. Unterbleibt dies, bleibt der Container auf dem Terminal stehen. Das sollten betroffene Unternehmer wissen: 1 Was sollen die neuen Regelungen gemäß Solas bewirken? Durch die frühzeitige Kenntnis der Containergewichte sollen die Reeder die Beladung ihrer Schiffe besser planen können. Das soll Überladungen und Ungleichgewichte vermeiden. Letztlich sollen somit Ladungsverluste bei Containern verhindert und die Sicherheit auf dem Meer verbessert werden. 2 Wie ermittelt man das Gewicht der Container? In Deutschland sind zwei Arten der Ermittlung der bestätigten Bruttomasse erlaubt. - Methode 1: Wiegen Dabei wird der vollständig gepackte und versiegelte Container auf einer Wiegestation gewogen. Das kann der Verlader selbst machen oder einen Dienstleister beauftragen. Die Waage muss kalibriert und zertifiziert sein und mindestens die Genauigkeitsklasse drei haben. Der Container darf auch auf einem Fahrzeug gewogen werden. Davon werden das Fahrzeuggewicht und das Gewicht des Tankinhalts abgezogen. - Methode 2: Berechnen Alle Packstücke und Versandgüter, die in den Container gepackt werden sollen, werden einzeln gewogen und aufaddiert. Dann wird das Eigengewicht des Containers laut Anzeige an der Containertür sowie das Gewicht der Paletten, Stau-, Verpackungs- und Sicherungsmaterialien hinzugezählt. Für die Anwendung der Methode zwei muss der Verlader oder sein beauftragter Dienstleister zertifiziert sein. Eine Zertifizierung kann aber im Rahmen einer laufenden Qualitätszertifizerung (etwa nach ISO 9001, ISO 28001 oder AEO) erfolgen. Der Verlader oder dessen Dienstleister kann auch eine eigene Berechnungsmethode verwenden. Diese muss allerdings ebenfalls zertifiziert sein. Für Betriebe, die über keine AEO-Bewilligung oder ISO-Zertifizierung verfügen, hat die Berufsgenossenschaft Verkehrswirtschaft, Post-Logistik und Telekommunikation (BG Verkehr) ein eigenes Muster für die Berechnung der Bruttomasse nach der Methode zwei hinterlegt. Diese ist genehmigt und zertifiziert. Sie muss auf dem Blatt dokumentiert und mindestens drei Monate nach Abschluss der Seereise aufbewahrt werden. Die Musterberechnung ist online abrufbar unter www.deutsche-flagge.de. Bei der Ermittlung des Gewichts von verpackter Ladung oder von Staumaterial können die Angaben der Hersteller verwendet werden. Sicherheitshalber sollten diese stichprobenhaft überprüft werden. Bei bestimmten Ladungen wie Schrott oder Massengütern ist die Methode zwei ungeeignet. 3 Wie sind leere Container zu behandeln? Es muss sichergestellt sein, dass die Container tatsächlich leer sind. Als Bruttomasse gilt das Leergewicht des Containers gemäß der angegebenen ISO-Markierung. 4 Was ist mit Containern, die am 1. Juli auf See sind (Transshipments)? Container, die vor dem 1. Juli gepackt und verschifft wurden und nach dem Stichtag umgeladen werden, unterliegen generell den gleichen Regelungen. Liegt die VGM im Umladehafen nicht vor, kann der Container nicht verladen werden. Es empfiehlt sich daher, das Containergewicht schon vorher zu bestimmen. Allerdings hat die International Maritime Organisation (IMO) ihre Mitgliedsländer dazu aufgerufen, Container, die vor dem 1. Juli 2016 verladen wurden, auch ohne Angabe der bestätigten Bruttomasse zum Bestimmungsort zu bringen. Die Übergangsregelung soll für drei Monate gelten. 5 Wo kann man wiegen lassen? Waagen stehen in der Regel auf den Container-Terminals in Seehäfen zur Verfügung. Allerdings sollte man sich nicht darauf verlassen, dass die Kapazitäten ausreichen, um das Gewicht der Container erst im Hafen zu bestimmen. Das VGM sollte möglichst bekannt und übermittelt sein, bevor der Container im Seehafen ankommt. Der Verein Hamburger Spediteure und das Komitee Deutscher Seehafenspediteure im Deutschen Speditions- und Logistikverband (DSLV) arbeiten derzeit an Listen, wo sich öffentliche Wiegestationen und private Dienstleister befinden. 6 Was passiert, wenn man das Gewicht nicht kennt oder zu spät übermittelt? Solas schreibt vor, dass ab dem 1. Juli 2016 kein Container verladen werden darf, wenn die verifizierte Angabe der Bruttomasse nicht vorliegt. 7 Was passiert, wenn ein falsches Gewicht angegeben wurde? Sollte sich bei einer Kontrolle herausstellen, dass die VGM falsch angegeben wurde, greift ebenfalls das Verladeverbot. Dieses wird erst aufgehoben, wenn die verifizierte Bruttomasse ermittelt wurde. Als letzte Instanz entscheidet der Kapitän, ob ein Container noch verladen wird, wenn die VGM verspätet oder korrigiert eintrifft. 8 Wer ist für die Übermittlung des Gewichts verantwortlich? Verantwortlich für die Ermittlung und die rechtzeitige Übermittlung der Angaben ist, wer mit dem Reeder (Verfrachter) eines Frachtschiffes den Beförderungsvertrag geschlossen hat. In der Regel ist das der Verlader oder der Spediteur (Befrachter). Der Reeder gibt die Daten an den Terminalbetreiber des Hafens weiter. 9 Wer haftet für falsche oder fehlende Angaben? Grundsätzlich haftet der Befrachter für die Richtigkeit der Angaben. In den aktuellen Allgemeinen Deutschen Spediteurbedingungen (ADSp 2016) ist festgelegt, dass ein Auftraggeber dem Spediteur alle seerechtlich relevanten Daten mitzuteilen hat. Damit darf dieser darauf vertrauen, dass die Angaben seines Auftraggebers aus der Verladerwirtschaft richtig sind. Gegenüber dem Verfrachter bleibt der Spediteur dennoch in der Haftung. Er kann entstandene Kosten aber bei seinem Auftraggeber geltend machen. Das Komitee Deutscher Seehafenspediteure im DSLV hat für seine Mitglieder zudem ein Muster einer Kundeninformation sowie ein Formular entworfen, mit dem sich der Spediteur zur Absicherung die Richtigkeit der Bruttomasse bestätigen lassen kann. 10 Gibt es Toleranzen bei den Angaben? In Deutschland herrscht eine Null-Toleranz-Grenze. Abweichungen von der angegebenen VGM werden nicht akzeptiert. Berücksichtigt werden allerdings technisch bedingte Abweichungen, die beim Wiegen vorkommen können. Auch Besonderheiten wie Schnee auf dem Container sollen bei den Kontrollen berücksichtigt werden. Andere Länder sind da kulanter. Entscheidend sind die Regelungen des Landes, in dem der Container gepackt wird. 11 Wer ist für die Kontrollen zuständig? Die BG Verkehr ist zuständig. Diese wird stichprobenartige Kontrollen durchführen. Die IMO empfiehlt aber, in den ersten drei Monaten nach der Einführung der neuen Solas-Vorschriften auf Kontrollen zu verzichten. Deutschland hat bereits angekündigt, dieser Empfehlung zu folgen. 12 Wer bezahlt die Kontrollen? Wenn bei einer Kontrolle keine Abweichung festgestellt wurde, trägt die durchführende Behörde die Kosten. Kommt es zu einer Beanstandung, muss der Verlader oder sein Spediteur die Rechnung bezahlen. Das kann teuer werden. Um den Schuldigen festzustellen, bleibt in der Regel nur die Möglichkeit, den Container zu entladen und sämtliche Einzelstücke zu wiegen. 13 Wann müssen die Daten zum Gewicht des Containers beim Reeder sein? Die Reeder händeln das recht unterschiedlich. Die entsprechende Richtlinie sieht bloß vor, dass die Daten "rechtzeitig" da sein müssen. In der Regel heißt das 24 Stunden vor der Ankunft des Seeschiffes im Ladehafen - teilweise sogar 48 Stunden zuvor. 14 Wie werden die Daten übermittelt? Die VGM ist in einem Beförderungspapier (Versandanweisung oder getrennte Meldung) zu dokumentieren. Diese Meldung kann auch elektronisch erfolgen. Dazu hat die User Group for Shipping Lines and Container Terminals die standardisierte Schnittstelle namens "VERMAS" entwickelt. Generell schreibt Solas kein Format vor. Die Meldung muss vom Befrachter oder von einer vom ihm bevollmächtigten Person unterschrieben sein. Die Unterschrift kann ebenfalls elektronisch übermittelt werden. 15 Welches Recht gilt im Zweifel? Es gelten die Solas-Vorschriften des Landes, in dem der Container gepackt worden ist. Das gilt auch für die Vorschriften zu den Wiegeeinrichtungen, Toleranzen und die Zertifizierung der Berechnungsmethode zwei. Wird der Container in einem anderen Land verschifft und davor kontrolliert, müssen die Regelungen des Ursprungslandes berücksichtigt werden. Mehr zum Thema finden Sie im Dossier Seefracht www.verkehrsrundschau.de/dossiers Solas-Übereinkommen Mehr Sicherheit auf dem Meer Das internationale Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (Solas) soll die Meere sicherer machen. Das Abkommen geht auf eine Konferenz in 1913 zurück. Ein Jahr zuvor war das Kreuzfahrtschiff Titanic gesunken. Fast 1500 Menschen starben. Damit sich ein solches Unglück nicht wiederholt, wurden Mindeststandards für die Sicherheit auf Schiffen entwickelt. Heute gelten die Solas-Vorschriften für alle Schiffe, von der Privatjacht bis zum Containerriesen. ah

Autobahnen: A565 bei Bonn wird bis Dienstag gesperrt

DKV Mobility und MFG: Neue Partnerschaft für ultraschnelles Laden in Großbritannien

KEYOU bringt schweren Wasserstoff-Lkw auf den Markt

Transformation des Straßengüterverkehrs: Aiwangers Plan für eine grüne Logistikzukunft

Umstrittenes Personal für neue EU-Kommission

Alle Schlagzeilen

Solas: Das gilt neu für Verlader und Spediteure

HASHTAG

#Seefracht

Hafen Rotterdam will Europas größter Diesel-Hub werden

Prognos/ZEW: Leichter Aufwärtstrend im Gütergewerbe

Antwerpen: Weltgrößte Schleuse eingeweiht

MEISTGELESEN

Emons Spedition siedelt sich am c-Port an

Bund und Länder fördern Brennstoffzellen-Lkw von Daimler Truck

Fiege baut Logistikzentrum bei Leipzig

STELLENANGEBOTE

Area HR Business Partner

Koordinator (m/w/d) Intralogistik mit Teamleitungsfunktion

Schichtleiter (w/m/d) Logistik - Warenausgang

Head of Logistics (w/m/d) mit fundierter Erfahrung im internationalen Versand

Leiter (w/m/d) Logistik Teilbereich Warenausgang

WEITERLESEN

NEWSLETTER