Paris. Laut der Ankündigung von Bahnchef Jean-Pierre Farandou könnte die französische Staatsbahn SNCF dieses Jahr mit Verlusten in Höhe von fünf Milliarden Euro abschließen. Grund dafür sei vor allem die Covid-19-Pandemie, teilte er kürzlich mit. Ebenso wie der Luftfahrt macht sie auch den Eisenbahnunternehmen schwer zu schaffen. Schon im ersten Halbjahr habe sie ein Minus von 2,5 Milliarden eingefahren. Es könnte sich zum Jahresende verdoppeln, erklärte Farandou. Ein weiterer Grund für die Negativentwicklung sei, dass der traditionelle Sommer-Reiseverkehr diesmal so gut wie nicht stattgefunden habe und damit auch die entsprechenden Einnahmen ausgeblieben seien.
„Das ganze Jahr 2020 haben wir auf den Finanzmärkten nach Geld gesucht, um unsere Schulden zurückzuzahlen, unser Personal zu bezahlen und unsere Lieferanten“, berichtete der Bahnvorstand. Und die von Paris gewährte Staatshilfe in Höhe von 4,7 Milliarden Euro könne sich als nicht genug erweisen. Der Verkauf von Ermewa liege zwar auf dem Tisch. Das Tochterunternehmen ist auf den Verleih von Waggons und Tank-Containern spezialisiert. Dass auch die Töchter Geodis (Stückgutlogistik) und Keolis (Personenbeförderung) zum Verkauf gestellt werden sollten, hat die SNCF-Leitung jedoch ausgeschlossen.
Frankreichs Regierung plant nun eine weitere Kapitalspritze im Umfang von 4,05 Milliarden Euro. Wie die Nachrichtenagentur „Reuters“ berichtet, soll das dem angeschlagenen Konzern dabei helfen, unter anderem das Schienennetz zu erneuern und in nachhaltige Aktivitäten zu investieren. Zu den Verpflichtungen, die die SNCF im Gegenzug für die als „außergewöhnlich“ bezeichnete finanzielle Unterstützung eingegangen ist, gehört das Versprechen, die Treibhausgasemissionen des Konzerns zwischen 2015 und 2030 um 30 Prozent zu senken. (jb/ag)