Simulation statt Crash

Wie kam es zur Idee, dass TÜV SÜD Czech ein neues Prüflabor realisiert? Das war ein logisches Ergebnis. Wir haben die Trends im Bereich der Fahrzeugprüfung analysiert und mit dem aktuellen Zustand auf dem lokalen und europäischen Markt verglichen. Die Forderung nach einer Verkürzung der Entwicklungszyklen, zusammen mit den Bemühungen, Kosten zu sparen, rückte die zerstörungsfreien Prüfungen in den Vordergrund. Dazu kommen physikalische Simulationen der Stoßverläufe, denen die Fahrzeuge und Systeme bei Verkehrsunfällen ausgesetzt sind. Während die OEMs Realcrashes mit ganzen Fahrzeugen meist auf eigenen Prüfständen durchführen, zeigt sich der Bereich der zerstörungsfreien physikalischen Simulationen der Stoßverläufe bislang weitgehend vernachlässigt. Darum unsere Überlegung, diese Dienstleistung anzubieten. Damit bleiben wir weiterhin der bevorzugte Partner für die Fahrzeughersteller. Es war uns bewusst, wenn wir auch zukünftig eine im europäischen Maßstab beachtete beauftragte Prüfstelle bleiben wollen, müssen wir bei der Entwicklung der Prüfungsmethoden aktiv sein. Eine solche Strategie verzinst sich, weil unsere Homologationsexperten im engen Kontakt mit den Prüflabors stehen und somit kompetent für OEMs und Zulieferer tätig werden können. So können wir einen großen Teil bei der Entwicklung und Genehmigung neuer Modelle abdecken. Wann erfolgte der erste Schritt zum neuen Labor? Nach ersten Gesprächen mit einem unserer Hauptkunden kam die Idee vom neuen Labor 2013 fast zwangsläufig. Die Vorbereitungen verlangten anschließend einige Monate intensiver Arbeit. Bereits im Frühjahr 2014 bekamen wir die Zustimmung des Vorstands. Wer war am Projekt beteiligt? In der Entstehungsphase drei Personen, dann ist das Team allmählich gewachsen. Heute besteht das Team aus 15 Spezialisten mit verschiedenenAufgaben - Projektleiter, Prüfungstechniker, Kameramänner, Messtechnikexperten bis hin zu den Mechanikern. Nicht zu vergessen die Spezialisten unserer Gesellschaft, etwa Controller, Qualitätssicherung oder Einkauf. Die Zusammenarbeit umfasst sowohl den lokalen tschechischen Bereich wie auch die komplette Holding. Im Laufe der Projektarbeiten haben wir ungefähr dreißig Zulieferer einbezogen, die ihre Dienstleistungen mit einbringen. Dazu gehört unter anderem das Kalibrieren der Messtechnik. Was war der anspruchsvollste Moment des ganzen Projekts? Die Autoindustrie befindet sich in einer sehr starken Konkurrenzsituation. Das Schwierigste war also weniger, unsere zukünftigen Klienten für die Idee eines modernen Labors auf europäischem Niveau zu begeistern. Vielmehr war es die Überzeugungsarbeit, dass unsere Gesellschaft zukünftig der geeignete Partner ist, wenn es um Preis und Qualität der Dienstleistungen geht. In dieser Verhandlungsphase hat uns die Tatsache sehr geholfen, dass wir die Idee des neuen Labors frühzeitig hatten und so unseren Konkurrenten weit voraus waren - auch dank der guten Vorbereitung und der globalen Unterstützung durch unseren Konzern. Welche Erwartungen verbinden Sie mit dem neuen Labor? Die neuen Prüfanlagen bringen uns und unseren Kunden neue Möglichkeiten. So verlagern wir uns im Bereich der Fahrzeugsicherung von den quasistatischen Prüfungen zur Simulation der Verläufe, bei denen sich hohe Beschleunigungen abspielen. Innerhalb unserer geografischen Ausrichtung in Mittel- und Osteuropa bieten wir damit ein einmaliges Verfahren - bei einigen Parametern stellt unsere Anlage sogar ein gesamteuropäisches Unikat dar. Das neue Verfahren ist quasi interdisziplinär: Die Simulationen von dynamischen Verläufen sind nämlich auch für andere Fachbereiche interessant wie zum Beispiel für die Luft- und Raumfahrtindustrie. Ich meine also, dass die neue Prüfstelle ein hohes Entwicklungspotenzial aus der Sicht der ganzen TÜV SÜD-Gruppe anzubieten hat. In welchen Bereichen wird das neue Labor künftig tätig werden? Wir sind traditionell stark im Prüfen von ganzen Fahrzeugen und deren Systemen. Im Bereich des Komponententestens fokussieren wir uns auf Interieur und Exterieur. Übrigens können wir auch im Bereich Nutzfahrzeuge tätig werden und beispielsweise Fahrerhäuser prüfen. Das neue Labor erweitert unsere Prüfmöglichkeiten um dynamische, zerstörungsfreie Vorgänge mit hoher Beschleunigung. Werden die Dienstleistungen international angeboten? Primär wollen wir unsere Dienstleistungen der tschechischen Autoindustrie anbieten - den Fahrzeugherstellern und den Zulieferern. Andererseits hatten wir bereits bei der Projektvorbereitung europäische Standards als Ziel gesetzt. Die Lage mitten in Europa ist da sicher ein Vorteil. Letztlich verstehen wir uns als unabhängiges Labor und sind offen für jede Art der Zusammenarbeit. Wie hat sich die Arbeit am Projekt für Sie persönlich ausgewirkt und welche Erkenntnisse haben Sie gewonnen? Im Laufe der Projektarbeit ist mir immer wieder bewusst geworden, dass man einige Risiken auch bei sorgfältigster Planung nicht in jedem Detail abwägen kann. Andererseits haben wir für jedes Problem auch immer eine Lösung gefunden - selbst wenn die manchmal unerwartet aufgetaucht ist. Nichtsdestotrotz ist jede Unwägbarkeit, zumindest im Allgemeinen, vorauszusehen. Präventive Maßnahmen bleiben dann logischerweise auch sehr allgemein. Die realen Umstände bei der Umsetzung solcher Projekte sind sehr - ich sage mal - bunt und verlangen oft nach schnellen Maßnahmen. Das geht viel besser, wenn an einem Projekt ein ganzes Team arbeitet, man das gleiche Ziel verfolgt und man sich aufeinander verlassen kann. So wie bei unserer künftigen Arbeit auch. .. TÜV SÜD Ansprechpartner TÜV SÜD Industrie Service GmbH, Dieter Roth, Truck Services Tel.: +49 / (0) 94 16 45 11 E-Mail: dieter.roth@tuev-sued.de

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