Brüssel. Eine belgischer Journalist hat in einer Undercover-Reportage DHL Aviation des Missbrauchs bei der Beschäftigung von Leiharbeitern bezichtigt. Die gut 250 Leiharbeiter von DHL Aviation am Brüsseler Flughafen Zaventem würden wochen- und manchmal monatelang nur mit Ein-Tages-Verträgen arbeiten, obwohl solche Verträge nur für Ausnahmesituationen vorgesehen sind, behauptet der Journalist in seiner TV-Reportage. DHL weist die Vorwürfe zurück.
Der Journalist hatte für seinen Film drei Wochen undercover bei DHL Aviation am Flughafen Zaventem bei der Paketsortierung in der Nachtschicht gearbeitet. In seinem Film zeigt er DHL-Mitarbeiter, die laut eigenen Aussagen seit drei Jahren auf einen längerfristigen Vertrag hoffen, bislang aber nur mit Tagverträgen beschäftigt sind. Einige Mitarbeiter sprechen offen von Ausbeutung.
Als Reaktion auf die Reportage kündigte Belgiens Wirtschafts- und Arbeitsminister Kris Peeters an, die Vorwürfe untersuchen zu lassen. „Das Problem in dieser Branche ist, dass wir keine Klagen erhalten”, sagte Arbeitsinspektor Philippe Vandenbroeck gegenüber dem Fernsehsender „Eén”, bei dem die TV-Reprotage in der Sendung „Pano” ausgestrahlt wurde. Die Leiharbeiter würden nach einem Job suchen, nach jedem Strohhalm greifen und sich deshalb nicht beklagen.
Langfristige Verträge als Ausnahme
In der Reportage ist ein Schichtführer zu sehen, der Leiharbeiter mit folgenden Worten begrüßt: "Alles, was man euch vorher von der Arbeit hier gesagt hat, ist nicht richtig." Nicht jeder bekäme einen längerfristigen Vertrag, sondern nur ein paar wenige Glückliche, die hart arbeiten, sich nie beklagen und immer pünktlich zur Schicht kommen würden.
Weiter heißt es, dass Mitarbeiter, die zu spät zur Schicht kämen, bewusst eine Woche lang nicht mehr angefordert würden. Dann hätte der Betroffene eine Wochen lang keine Arbeit mehr, könne in der Zeit aber überlegen, wie er es künftig pünktlich zur Arbeit schafft. So lerne er das schnell und effizient.
DHL teilte als Reaktion auf die Reportage mit, dass am Brüsseler Flughafen kein Leiharbeiter länger als 20 Tage mit Ein-Tages-Verträgen ausgestattet werde. Nach 20 Tagen würden die Ein-Tages-Verträge in Wochenverträge umgewandelt. Diese Verträge könnten je nach Bedarf beliebig oft verlängert werden. Weniger als zehn Prozent der aktuell rund 270 Leiharbeiter würden mit Ein-Tages-Verträgen arbeiten. Oft würden diese Leiharbeiter selbst solche Verträge bevorzugen, um sich eine „gewisse Flexibilität” zu erhalten.
Außerdem weist DHL darauf hin, dass bei den beiden Kontrollen der Arbeitsverhältnisse in den vergangenen Jahren „nicht die geringste Unregelmäßigkeit” beanstandet wurde. (kw)