Gute Zahlen nach schwierigem Jahr

Schon bei der Analyse der Halbjahresbilanzen (VerkehrsRundschau 32/2016) war klar: Es wird kein einfaches Jahr für die vier großen Logistikkonzerne Deutsche Post DHL, DB Schenker, Kühne + Nagel (K+N) und Panalpina. In der Tat setzten sich die Belastungen in der zweiten Jahreshälfte nahtlos fort. So verlief die Konjunktur hierzulande durchaus zufriedenstellend, aber die Weltwirtschaft kam nicht so richtig in Gang. Das wirkte sich auf die Transportmengen und auf den Umsatz aus. Geringere Treibstoffzuschläge und Überkapazitäten bei der See- und der Luftfracht, welche die Raten drückten, sorgten für zum Teil sinkende Umsätze. K+N wächst im Landverkehr K+N, die sich wie kein anderer der großen Logistikkonzerne auf die Seefracht konzentrieren, konnten den Gesamtumsatz trotz der widrigen Umstände konstant halten. Grund dafür war eine deutliche Zunahme beim Landverkehr. Hier konnten die Schweizer den Umsatz um fast zwölf Prozent steigern, so stark wie keiner der Konkurrenten. Das Unternehmen baut seit Jahren seine Aktivitäten auf der Straße aus. Nun scheinen sich auch die Investitionen in ReTrans auszuzahlen, einen US-amerikanischen Anbieter von Intermodal- und Landverkehrslösungen. Seefracht bereitet den Konzernen Sorge Aber K+N konnten mit mehr als vier Millionen Containereinheiten auch deutlich mehr Seefracht abwickeln. Mit einem Plus von sechs Prozent wuchs das Aufkommen deutlich schneller als das der Konkurrenz. Dennoch ging der Umsatz in diesem Segment um fast neun Prozent zurück. Unter dem Strich meldeten die Schweizer einen Rekordgewinn von 750 Millionen Schweizer Franken (umgerechnet 666 Millionen Euro). Nach Meinung von Analysten zahlt sich aus, dass der Konzern schon früh in die IT-Infrastruktur investiert hat. Allerdings weisen sie auch darauf hin, dass in einigen Bereichen das EBIT durch einmalige Sondereffekte wie den Verkauf von Anteilen gestützt wurde. Nicht nur K+N haben unter der schwierigen Lage an den Luft- und Seefrachtmärkten gelitten. Obwohl deutlich mehr transportiert wurde, war der Umsatz bei allen Konzernen rückläufig. DHL etwa musste in beiden Segmenten Einbußen von über zehn Prozent in Kauf nehmen, bei Panalpina waren es in der Luftfracht sogar minus 22Prozent. Als einziger der vier großen Konzerne verzeichnete Panalpina einen Rückgang. Am Ende machte die Sparte einen Verlust von 600.000 Euro. Auch im Gesamtergebnis war 2016 für Panalpina schwierig. Der Konzern hatte zur Jahresmitte eine Rückstellung gebildet, um sein schwächelndes Öl- und Gasgeschäft umzubauen. Da keine schnelle Erholung des für Panalpina wichtigen Marktes zu erwarten ist, wird der Bereich heruntergefahren. Zudem machte der ungünstige Wechselkurs des Schweizer Franken dem Unternehmen zu schaffen. Der seit September amtierende Vorstandschef Stefan Karlen führt die Probleme in der Seefracht-Sparte vor allem auf die Hanjin-Pleite zurück. Die hätte in der Hauptsaison für Kapazitätsengpässe und stark ansteigende Frachtraten gesorgt und die Margen unter Druck gesetzt. Ganz auf den Markt schieben kann Panalpina die Entwicklung jedoch nicht. Andere Unternehmen trotzten der gleichen Situation. Zudem legte der Markt um ein Prozent zu, während die Schweizer sieben Prozent weniger transportierten. Speditionsgeschäft bei DHL unter Druck DHL/Deutsche Post meldete dagegen ein gutes Jahr. In allen vier Geschäftsbereichen legte das operative Ergebnis (EBIT) deutlich zu. Die Zahlen zeigen aber auch, wie abhängig die Deutsche Post immer noch von ihrem Segment Post, E-Commerce, Parcel und dem Expressgeschäft ist. Die beiden Bereiche machen über ein Drittel des Umsatzes und 85 Prozent des operativen Ergebnisses aus. Beim E-Commerce dürfte die Post in den kommenden Jahren noch stärker wachsen. Post-Chef Frank Appel verkündete Ende April, was Brancheninsider schon vermuteten: Der Konzern wird seine Zusammenarbeit mit dem Versandhändler Amazon auch im Frischebereich fortsetzen. Das Speditionsgeschäft dagegen stand unter Druck. Der Umsatz im Bereich Global Forwarding, Freight, in dem die Frachtaktivitäten auf dem Land-, See- und Luftweg zusammengefasst sind, sank um fast acht Prozent. Einzig der Landverkehr konnte um 0,8 Prozent zulegen und Schlimmeres verhindern. Unter dem Strich blieb in diesem Jahr, anders als 2015, ein operatives Plus übrig. Für die Zukunft hat Konzernchef Frank Appel ambitionierte Ziele ausgegeben. Der operative Gewinn soll in allen Segmenten bis 2020 durchschnittlich jährlich um über acht Prozent zulegen. Neben Panalpina hatte auch DB Schenker zu kämpfen. Zwar konnte die Bahn-Tochter auf See und in der Luft mehr Tonnage abwickeln. Der Umsatz in der gemeinsam ausgewiesenen Sparte ging dennoch zurück. Anders als viele Konkurrenten konnte das Unternehmen die niedrigen Margen aber nicht kompensieren. Sowohl im Landverkehr als auch bei der See- und Luftfrachtsparte brach das operative Ergebnis deutlich ein. Hoffnungsträger ist allein die Kontraktlogistik. Der Umsatz stieg hier um 5,6 Prozent. Nun soll mit der Digitalisierung das operative Ergebnis verbessert werden. Von der Kooperation mit der US-Online-Frachtbörse UShip erhofft man sich mehr Umsatz bei geringeren Kosten. UShip soll Transporteure und Fracht im Landverkehr online zusammenbringen. Überhaupt hat sich DB Schenker der Digitalisierung verschrieben. Das Internetportal Drive-4Schenker soll Frachtführern einen schnellen Zugang zu Ladungsangeboten in Europa verschaffen. Subunternehmen muss nicht Bange sein Den Subunternehmen, die in vielen Bereichen mit den Konzernen zusammenarbeiten, muss angesichts der Bilanzen nicht Bange sein. Die Umsatzrückgänge sind in den meisten Fällen auf rechnerische Effekte wie geringere Zuschläge oder Wechselkursänderungen zurückzuführen. Das Volumen selbst hingegen war nicht rückläufig. Wie sich das bei den Frachtraten bemerkbar machen wird, bleibt abzuwarten. Von Analystenseite jedenfalls kommen klare Forderungen, dass die Margen der Konzerne vor allem in den Bereichen See- und Luftfracht wieder steigen müssen. Der Druck im Markt bleibt bestehen. Besser sind die Aktionäre dran. Die Logistikkonzerne erhöhten alle ihre Dividenden, sogar Panalpina. Analysten sehen darin ein Zeichen, dass in naher Zukunft keine großen Übernahmen anstehen, das Geld also nicht unbedingt benötigt wird. Mehr zum Thema im Dossier Markt Spedition www.verkehrsrundschau.de/dossiers Wagt Rhenus den Sprung in die USA? Rhenus auf Einkaufstour Die traditionell verschwiegene Rhenus-Gruppe gibt ihren Umsatz mit 4,6 Milliarden Euro an. Darunter fallen aber auch Geschäftsbereiche außerhalb der Logistik, etwa der öffentliche Nahverkehr oder industrielle Dienstleistungen. Einzelne Ergebnisse der Sparten veröffentlicht die Gruppe nicht. Ein Teil des Umsatzes kommt durch Übernahmen zustande.So kaufte der Schweizer Rhenus Alpina der schwedischen Loomis-Gruppe den Geschäftsbereich General Cargo ab. Übernommen wurde auch der Logistikdienstleister Allgemeine Land- und Seespedition (ALS).Im vergangenen Jahr hat das Unternehmen vor allem seine Auslandsexpansion fortgesetzt. In Dubai in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) hat die Gruppe erstmals einen eigenen Standort. Nach dem Einstieg in Asien und im Mittleren Osten könnte die Gruppe nun bald auch die USA für eine weitere Expansion ins Auge fassen. ah Kontraktlogistik als Wachstumsfeld Dachser mit leichtem Wachstum Die Dachser-Gruppe hat 2016 5,71 Milliarden Euro umgesetzt: 1,7 Prozent mehr als 2015. Die Zahl der Sendungen stieg um 2,4 Prozent auf 80 Millionen und das Aufkommen um 2,4 Prozent auf 38,2 Millionen Tonnen. Als Wachstumstreiber zeigten sich die europäischen Landverkehre sowie die Lebensmittellogistik. Im Landverkehr sieht Dachser-Chef Bernhard Simon den europäischen Binnenmarkt als hauptsächlichen Treiber. Die Straßenlogistik macht immerhin 75 Prozent des Umsatzes aus. Bei der Lebensmittellogistik sorgte die gute Konjunktur in Deutschland für Wachstum.Im Luft- und Seefrachtgeschäft musste Dachser beim Umsatz einen Rückgang von drei Prozent auf 1,54 Milliarden Euro verbuchen. Wie in der gesamten Branche machten sich bei gleichen Sendungszahlen die niedrigen Frachtraten und Währungseffekte bemerkbar. Dennoch will Simon dieses Geschäftsfeld weiter ausbauen. Auch in die Kontraktlogistik werde weiter investiert, so das Unternehmen. ah

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