Bern. Im alpenquerenden Schweizer Güterverkehr hat die Schiene gegenüber der Straße im ersten Halbjahr 2010 wieder zugelegt. Der Gütertransport per Bahn nahm im Vergleich zur Vorjahresperiode um 16,5 Prozent auf 12 Millionen Nettotonnen zu. Das Verlagerungsziel sei aber noch lange nicht erreicht: Wegen der besseren Wirtschaftslage wurden auch auf der Straße wieder mehr Waren transportiert. Die Zunahme fiel allerdings geringer aus als auf der Schiene wie das Departement für Umwelt, Verkehr, Energie und Kommunikation (UVEK) mitteilte.
Die Menge der auf der Straße transportierten Güter stieg in den ersten sechs Monaten 2010 um 8,1 Prozent auf 7,2 Millionen Tonnen. Nötig waren dafür 43.000 Fahrten mehr als im Vergleichshalbjahr 2009. Insgesamt fuhren rund 621.000 Lastwagen durch die Schweizer Alpen. Damit ist das bereits mehrfach hinausgeschobene Verlagerungsziel noch immer in weiter Ferne – und es wird realistischerweise auch gar nicht erreicht werden können. Bis ins Jahr 2019 - zwei Jahre nach der Eröffnung des Gotthardbasistunnel - sollen pro Jahr nämlich nicht mehr als 650.000 Lastwagen die Alpen queren.
Und so weiß man im UVEK, dass in der Verlagerungspolitik „noch weitere Anstrengungen nötig sind". Insbesondere durch die Einführung einer Alpentransitbörse könne eine Reduktion der Lastwagen-Fahrten erreicht werden, glaubt man in der Bundesverwaltung. Die Schweiz würde im Auftrag aller Alpenländer bis 2011 ein Konzept erarbeiten.
Insgesamt wurden in den ersten sechs Monaten 2010 auf Straße und Schiene 19,2 Millionen Nettotonnen Güter transportiert. Der Marktanteil der Schiene gegenüber der Straße betrug mit 62,4 Prozent wieder annähernd den Wert vor der Wirtschaftskrise, wie im UVEK festgestellt wurde. Am meisten zugelegt hat im Güterverkehr auf der Schiene der unbegleitete Kombinierte Verkehr (UKV) (+19,7%). Dieser wird vom Bund finanziell unterstützt. Mehrere Operateure hätten darauf hingewiesen, dass das Wachstum noch stärker hätte ausfallen können. Doch wegen höheren Anforderungen beim Unterhalt habe nicht genügend Rollmaterial zur Verfügung gestanden. Insgesamt wurden 38 Prozent aller Güter durch die Alpen im kombinierten unbegleiteten Verkehr transportiert.
Der traditionelle Wagenladungsverkehr (WKV) mit Bahngüterwagen hat im ersten Halbjahr 2010 ebenfalls zugelegt, aber weniger stark als der UKV (+13,4%). Die Rollende Landstraße (begleitet und kombiniert) wuchs mit 6,4 Prozent am schwächsten. Allerdings sei das Angebot der Rollenden Landstraße auch weniger stark von der Wirtschaftskrise betroffen gewesen, wie das UVEK weiter mitteilte. (hrk)