Berlin. Mehrere Konkurrenten der Deutschen Bahn (DB) liebäugeln mit einem Gebot für das Deutschlandgeschäft der britischen Arriva, das der bundeseigene Konzern bald weiterverkaufen muss. „Wenn so etwas am Markt ist, haben wir natürlich Interesse und werden es uns anschauen", sagte Hans Leister, Chef des zur französischen SNCF gehörenden Betreibers Keolis Deutschland, der „Deutschen Presse-Agentur". „Ob wir ein Angebot machen, entscheiden wir später."
Auch Veolia Verkehr als größter privater DB-Rivale hierzulande und die Benex-Holding der Hamburger Hochbahn signalisieren Interesse. Die DB will den Arriva-Mutterkonzern für 2,8 Milliarden Euro übernehmen und muss sich laut EU-Auflage von dessen Deutschlandgeschäft trennen.
Das vorgesehene Verkaufsverfahren stieß bei DB-Rivalen teils auf Kritik. Es sei eine Fehlkonstruktion, dass der Branchenführer mit der Wahl des Käufers „maßgeblich Einfluss auf die Zukunft des Wettbewerbs nehmen kann", sagte Andreas Winter, Sprecher von Veolia Verkehr.
Ein Sprecher der Hamburger Hochbahn zeigte sich „verwundert", dass die DB erkläre, die Arriva-Aktivitäten nur im Paket verkaufen zu dürfen. Benex sei interessiert, ihre Position beim Regionalanbieter Metronom aufzustocken und die dortigen Arriva-Anteile zu übernehmen.
Das gelte auch für die gemeinsam betriebene Ostdeutsche Eisenbahn (Odeg). Die deutsche Tochter des britischen Verkehrskonzerns Abellio wollte sich auf Anfrage nicht äußern.
Zu Arriva Deutschland gehören neben einer Regionalbahnsparte mit rund 240 Zügen auch 830 Busse. Seit 2004 mischt Arriva im deutschen Markt mit. Beteiligt ist das Unternehmen etwa auch an der Prignitzer Eisenbahn, den Osthannoverschen Eisenbahnen und der Regentalbahn. Der Umsatz lag zuletzt bei 460 Millionen Euro.
Die DB hat bereits angekündigt, mit dem Verkaufsprozess zu beginnen: Bahnchef Rüdiger Grube sagte nach dem EU-Entscheid am vergangenen Mittwoch, der Konzern habe ohnehin „kein Interesse am Deutschlandgeschäft von Arriva" gehabt. Daher „akzeptieren wir die Auflage des Paketverkaufs dieser Tochtergesellschaften uneingeschränkt und setzen sie konstruktiv um". Bis zum geplanten Abschluss der Arriva-Übernahme am 27. August ist der Weiterverkauf der deutschen Aktivitäten nicht zu schaffen. Bis dahin sei „durch die Europäische Kommission sichergestellt, dass die DB keinen Einfluss auf die Geschäftstätigkeit von Arriva in Deutschland nimmt".
Die Grünen im Bundestag hatten gefordert, die deutschen Arriva-Gesellschaften bis zum Weiterverkauf in eine Zwischengesellschaft auszugliedern, um einen fairen Wettbewerb sicherzustellen. (dpa)