Schneller als Europa

Mitte Mai 2014 in Brüssel: Die EU-Kommission veröffentlicht ihre "Strategie zur Verringerung der CO2-Emissionen von Lastkraftwagen und Bussen". Ein erster Schritt, den Kohlendioxid-Ausstoß zu verringern. Alleine die Methodik dazu bleibt das Geheimnis der Eurokraten. Zunächst sollen die OEMs jetzt selbst eruieren, wie hoch die CO2-Emissionen verschiedener Basis-Modelle sind. Alles andere soll das computergestützte Simulationsprogramm Vecto richten. Sinn und Zweck: Der Markt soll transparenter werden und die energieeffizienteste Technologie soll sich durchsetzen. Der europäische Verband der Hersteller, die ,European Automobile Manufacturers' Association (ACEA) klatscht Beifall: "Kraftstoff-Effizienz ist der Nummer-1-Wettbewerbsfaktor bei Entwicklung und Verkauf von schweren LKW", so der ACEA-Generalsekretär Erik Jonnaert. Recht hat der Mann - und weil es so ist, hätte man sich den ganzen Spaß, der die Branche und am Ende die Fahrzeugkäufer und Endverbraucher Milliarden kostet, sparen können. Die VerkehrsRundschau testet seit vielen Dekaden LKW und Transporter. Früher war es normal, dass ein 38-Tonner auch mal 50 l/100 km "soff" - was einer CO2-Emission von 1300 g/km entspricht. Aktuell ist der sparsamste LKW ein 40-Tonner, der Scania G 410, den wir als Fahrzeug mit dem niedrigsten CO2-Ausstoß mit dem Titel "Green Truck 2014" ausgezeichnet haben: Seine Kohlendioxidemission: 606 g/km - oder umgerechnet 23,2 l/100 km und damit 53 Prozent weniger als zu Beginn der 70er-Jahre. Dass die Transportgeschwindigkeit seitdem deutlich gestiegen ist und zudem viel höhere Nutzlasten zu Buche stehen, verbessert die Bilanz weiter. Dieser Fortschritt wurde übrigens nicht erzielt, weil die Eurokraten mit Verbrauchsgrenzwerten für LKW gedroht haben - Verbrauch und CO2-Emission hängen ja direkt proportional voneinander ab. Die dramatischen Reduzierungen beim Dieselkonsum resultieren einzig aus dem Wunsch, den Kunden möglichst verbrauchsarme und damit Fahrzeuge mit niedrigen Gesamtbetriebskosten an die Hand zu geben. Wenn jetzt die Pläne der EU trotzdem zu niedrigeren Verbräuchen führen, mögen sich die Europa-Politiker kräftig mit der rechten Hand auf die linke Schulter klopfen. Ihr Verdienst ist es dennoch nicht, dass die Verbräuche weiter sinken. Zwar wurde erreicht, dass die OEMs an der Verbrauchsschraube drehen - schon um nachher nicht als die Bösen dazustehen. Trotzdem agiert der Markt oft mit mehr (Sach-)Verstand als die Politik ... Zur Person Gerhard Grünigist im Zentralressort Test + Technik für schwere LKW zuständig. Der Diplom-Ingenieur (Fahrzeugtechnik, geboren 1964 in München) arbeitet seit 1992 als Redakteur für die VerkehrsRundschau.Ihre Meinung zur These an: gerhard.gruenig@springer.com

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