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Schifffahrtsstandort unter Druck - Sietas-Werft wackelt

21.11.2011 13:00 Uhr
Schifffahrtsstandort unter Druck - Sietas-Werft wackelt
Mit der Hamburger Traditionswerft Sietas musste ein weiteres Unternehmen der Branche einen Insolvenzantrag stellen
© Foto: Fotolia/Matthias Krüttgen

Werften brauchen Aufträge, Reedereien ächzen unter Dumping-Raten / Insolvenzanträge erschüttern wieder die Branche

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Hamburg. Der Schifffahrtsstandort Deutschland kommt nicht zur Ruhe. Betroffen sind vor allem Schiffbauer und Reeder des Mittelstands. Mit der Hamburger Traditionswerft Sietas musste ein weiteres Unternehmen der Branche einen Insolvenzantrag stellen.

Reedereien droht ebenfalls Ungemach, weil ruinöse Preiskämpfe die Frachtraten für Containertransporte in den Keller gedrückt haben. Von den Kreditgebern wird ein langer Atem gefordert, doch manche Banken stecken selbst noch in der Krise und müssen strengere Regeln bei der Kreditvergabe einhalten.

Schiffbau 

Die Geschäftsführung der Sietas Werft stellte am Donnerstag einen Insolvenzantrag wegen Überschuldung beim Amtsgericht Hamburg, wie der Vorsitzende der Geschäftsführung der Sietas-Gruppe, Rüdiger Fuchs, am Freitag mitteilte. Zur Stammbelegschaft der 1635 gegründete Werft zählen noch rund 700 Mitarbeiter, ein kräftiger Arbeitsplatzabbau steht bevor. Wie anderswo bei Insolvenzen. Bei den ehemaligen Wadan-Werften in Wismar und Warnemünde mit einst 2400 Beschäftigten konnten knapp 1000 Arbeitsplätze erhalten werden. In Hamburg sind Senat und Sietas-Führung zuversichtlich, dass das Unternehmen mit Hilfe des vorläufigen Insolvenzverwalters gerettet werden kann. Dazu, so die IG Metall Küste, müssen nur alle - inklusive Banken - an einem Strang ziehen.

Die seit März 2009 operierende Geschäftsführung konnte das Ruder in dem Familienbetrieb nicht gewinnbringend herumreißen. Zu lange hatte Sietas am Bau kleinerer Containerschiffe festgehalten. Zwar stellte der von Airbus stammende Manager Rüdiger Fuchs auf moderne Produktionsverfahren und Spezialbauten wie Schwergutschiffe, Fähren und Spezialschiffe für die Offshore-Windindustrie um.

Doch "Made in Germany" hat eben auch seinen Preis, wie die Meyer-Werft in Papenburg (Niedersachsen) im Sommer schmerzlich zu spüren bekam. Zuvor Dauerlieferant für das Rostocker Kreuzfahrtunternehmen AIDA Cruises, vergab der Reiseanbieter zwei Neubauaufträge nach Japan. Für den ausgehandelten Preis könne man in Deutschland nicht einmal das Material einkaufen, wetterte der Geschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik, Werner Lundt.

Schifffahrt

Einen Preisverfall bekommen auch die mittelständischen Reedereien in Deutschland zur spüren - bei den Fracht- und Charterraten. Überkapazitäten machen der Branche zu schaffen. Große internationale Linienreedereien drängen mit Transportvolumen von mehr als 13.000 bis aktuell 18.000 Standardcontainern (TEU) in den Markt. "Von den Großen kommt der Druck auf die Frachtraten, weil sie pro Container günstiger kalkulieren können", sagte der Geschäftsführer des Verbands Deutscher Reeder (VDR), Ralf Nagel. Die weltgrößte dänische Reederei Maersk hat die bislang größten 20 Containerschiffe mit je 18.000 TEU (Standardcontainer) in Korea bestellt. Das erste soll im Juli 2013 abgeliefert werden.

"Das ist ein Elefantenrennen, das die kleineren und mittleren Unternehmen zu zertrampeln droht." Der Verdrängungswettbewerb hat eingesetzt. Fehlende Transporte treffen nach Nagels Einschätzung die mittelständischen Reedereien ins Mark, weil die Finanzierung ihrer Schiffe und damit ihre Existenz infrage steht. "In diesem und im nächsten Jahr wird es bitter werden - für etliche." Rund 393 Reedereien mit insgesamt 3716 Schiffen zählt der VDR zu den kleinen und mittleren Betrieben.

Um das Frachtvolumen macht sich der Verband weniger Sorgen. Nach internationalen Prognosen soll es dieses Jahr weltweit um 7,5 Prozent wachsen, 2012 um knapp sechs Prozent. Damit liege es über dem Niveau der weltweiten Schifffahrtskrise 2008/09, die vom gebremsten Warenfluss gekennzeichnet war. Jenen Einbruch haben die Mittelständler laut VDR sehr gut überstanden, weil Anteilseigner und Banken gemeinsam die Wirtschaftskrise meistern wollten. Jetzt sind die Finanzierer wieder gefragt. Das Problem dabei: "Wir haben Geldinstitute als Partner, die nach der Finanzkrise selber in der Umstrukturierung sind und sich bei der Kreditvergabe an strengere Regeln halten und risikobewusster handeln müssen", sagte Nagel.

In Berlin will sich der VDR vehement für den Schifffahrtsstandort Deutschland einsetzen. Denn eines will er möglichst verhindern: weitere Insolvenzen wie jüngst bei Gesellschaften der Werse-Gruppe in Münster (15 Frachter betroffen). "Die Achterbahnfahrt, auf der sich unsere Branche seit dem Jahr 2008 befindet, ist wertevernichtend für viele Reedereien", sagte der Chef der Reederei Hamburg Süd, Ottmar Gast ("Hamburger Abendblatt"). Die Schifffahrt hat keine einfache Fahrt vor sich. (dpa)

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