Genemuiden. Der niederländische Intermodal-Dienstleister Van Dieren Maritime in Genemuiden baut sein europäisches Bahnnetz weiter aus und stärkt damit auch den als Drehscheibe und Bündelungspunkt genutzten Standort Herne in Nordrhein-Westfalen. „Wir sind der mit Abstand größte Nutzer des Container Terminal Herne (CTH)", erklärte Johan Logtenberg, Managing Director bei Van Dieren Maritime BV, der VerkehrsRundschau. Weitere Kunden der rund acht Jahre alten Anlage sind TX Logistik, Intercontainer-Interfrigo (ICF) und PCC Intermodal SA.
Als neue Verbindung nahm Van Dieren jetzt einen Ganzzug vom Ruhrgebiet bis nach Nässjö in Mittelschweden auf. In der Anlaufphase werden drei Abfahrten pro Woche und Richtung angeboten. Pro Zug können bis zu 38 Transporteinheiten mitgenommen werden. Logtenberg: „Eine Besonderheit des Zuge besteht darin, dass die Waggon-Garnitur nicht rangiert und damit auseinandergerissen wird." Die Traktion liegt in den Händen der Firma Hector Rail. Nässjö bietet nach Überzeugung des niederländischen Spezialdienstleisters unter anderem den Vorteil, dass von dort aus eine Weiterverteilung auch über die Schiene gegeben ist. Hector Rail setzt für den Zug eine Mehrstrom-Lok ein, die eine durchgehende Traktion ermöglicht. Damit ist es möglich, die Strecke von Herne bis nach Näsjö innerhalb von 15 Stunden zu bewältigen.
Der neue Dienst ergänzt den bereits vorhandenen, ebenfalls ab Herne betriebenen Bahn-Service nach Luleå, der schwedischen Hafen – und Industriestadt am Bottnischen Meerbusen. In Schweden werden die Bahneinrichtungen in Göteborg und Katrineholm als wichtige Bündelungs- und Verteilungsknoten genutzt. Als weitere Bestimmung in Skandinavien betreibt Van Dieren einen Ganzzug nach Mo i Rana in Norwegen. Das Netzwerk der Niederländer schließt darüber hinaus eine Ganzzug-Verbindung vom luxemburgischen Bettembourg nach Le Boulou an der französisch/spanischen Grenze sowie von Herne nach Melzo und Verona in Norditalien mit ein. Zu den jüngeren Verbindungen gehört ein Zug nach Istanbul, der ebenfalls Herne als Start- und Zielpunkt hat. Alle Ganzzüge werden über ein GPS-gestütztes Tracking & Tracing-System begleitet, so dass Kunden bei etwaigen Zugverspätungen kurzfristig informiert werden können. Neben dem Hauptlauf auf der Schiene kümmert sich Van Dieren auch um den Vor- und Nachlauf per LKW.
Auf den Zügen werden unterschiedliche Transportbehältnisse akzeptiert. Dazu gehören auch die vom Unternehmen intensiv vermarkteten 45-Fuß-Europaletten-breiten Container sowie Curtain-Side-Auflieger und normale, KV-fähige Trailer.
Das Unternehmen Van Dieren wurde 1959 im niederländischen Genemuiden als „Van Dieren Transport BV" gegründet. Das Hauptaugenmerk richtete sich damals auf den Transport von Teppich- und Auslegewaren. Bereits 1990 wandte sich das Management dem Thema „intermodaler Transport" zu. Heute gilt das Unternehmen, das seit 2005 Bestandteil der isländischen Schifffahrts- und Logistik-Gruppe Samskip ist, als einer der führenden Intermodal-Anbieter in Skandinavien. Auch im Baltikum ist das Unternehmen präsent, und zwar über die 1993 gegründete Van Dieren Latvian mit Sitz in der lettischen Hauptstadt Riga. 2007 erfolgte die Gründung der schwedischen Tochtergesellschaft. Seit 2008 setzt das Unternehmen konsequent Mehrstrom-E-Lokomotiven ein.
Der CTH in Herne wurde 2002 in Betrieb genommen und wird von der Wanne-Herner Eisenbahn und Hafen GmbH betrieben. Sie ist gemeinsam mit dem Schienen-Operateur ICF Gesellschafter des Terminals, der seit seiner Inbetriebnahme um zwei Ausbaustufen ergänzt wurde. Herzstück der verkehrstechnisch sehr günstig gelegenen Anlage sind drei zuglange Gleise. Der Umschlag selbst erfolgt mit Mobilstaplern. Das jährliche Umschlagaufkommen bewegt sich bei 90 000 Ladeeinheiten, wobei Trailer inzwischen einen Anteil von 70 bis 80 Prozent am Gesamtaufkommen haben. Aktuell werden in der Woche 35 Ganzzüge im Ein- und Ausgang abgefertigt. (eha )