Schicke Schale, solider Kern

Schon länger scharrt das Wielton-Kamel mit den Hufen - doch da Kamele Trampeltiere mit sanften Pfoten sind, scharrt es vergleichsweise dezent. Heißt, dem ehrgeizigen polnischen Hersteller ist wohl bewusst, dass man sich Reputation erst erarbeiten muss und dazu nicht nur passende Produkte, sondern auch Vertrieb und Service braucht. Darum hat die Deutschland-Zentrale um Marek Kotowski sich Dyrk Großmann dazugeholt, der in Wels Österreich und Südostdeutschland mitbetreut. Nachdem Wielton außerdem am Abschluss der Übernahme der italienischen Trailer-Group mit Cardi, Merker und Viberti steht und in Frankreich Anteile an Fruehauf übernimmt, geht die Expansion in Deutschland dezent voran. Laut Kotowski sind davon rund 80 Prozent Kipper. Zeit, sich die optisch auffällige, konische Alurundmulde einmal genauer anzusehen. Auf der Waage macht sie eine gute Figur: Die kompakte 24-Kubik-Version, die eher für die schweren Böden Süddeutschlands geeignet ist, bringt mit Stahlfahrgestell und Alumulde (5-Millimeter Boden und -Wand) exakt 4740 Kilogramm auf die Waage inklusive Alufallstützen und -rädern sowie elektrischem Marculin-Verdeck. Beim Boden würden wir wegen der höheren Verschleißreserven (vor allem bei quarzhaltigem Sand oder kantigen Splitten) eher auf 7 Millimeter gehen. Die Kessel thronen weit oben Der Wiegung folgt die Begutachtung der optisch auffälligen Halfpipe. Fangen wir beim Unterbau an: Der Vorführer steht auf SAF-Offroad-Achsen, deren Bremszylinder im Lenkerarm integriert sind und die so außerhalb der Schussweite von Steinen sitzen. Auch sonst zeigt sich der Unterbau aufgeräumt: Der Vorführer trug drei Alukessel, wovon zwei im Heck thronen, während der für die Liftachse über dem ersten Aggregat sitzt - alles schön weit oben. Auch die Bälge der Liftachse sind durch Stahlplatten geschützt. Weniger gefällt die teils laxe Verkabelung: Bei einigen Elektrodosen sieht man die bunten Einzelkabel. Auch die Leitungsverlegung zu den Achsaggregaten und Bremsen ist eher durchschnittlich ausgeführt und verzichtet auf verkleidende Hülsen. Und bei der Durchführung des Stroms durch die Querträger liegen die zum Paket zusammengebundenen Kabel teils ohne Hülle und Scheuerschutz direkt auf. Dass man auf die Umhüllung verzichtet, begründet Kotowski mit der Tatsache, dass sich in den Kabelhüllen gern Schwitzwasser oder Schmutz sammelt und im Ernstfall die Fehlerquellen und deren Suche eher verschlechtert. Außerdem hatte er in seiner zehnjährigen Wielton-Vetriebskarriere noch keine gravierenden Elektrikprobleme. Der Metallbau punktet mit Präzision Gehen wir einen Stock höher zum Rahmen: Der ist jetzt, in der mittlerweile dritten Generation der konischen Halfpipes, modular aufgebaut und punktet durch einen vergleichsweise simplen Aufbau. Heißt: klassische Leiter aus S-700-Stahl, vorn eingezogen und am Heck nur seitlich verstärkt. Die Finite-Elemente-Berechnung brachte an den Längsträgern dreieckige Verstärkungstaschen und zwei Löcher, die aber anders als bei Fliegl nur ausgeschnitten, aber nicht nach innen gebördelt sind. Auf eine Verstärkungsplatte am Heck wie bei Schwarzmüller oder Kögel verzichtet Wielton, auch um den Trailer damit bewusst verwindungsfreudiger zu halten. Die Kippwelle ist stahlgelagert und rechts und links mit je einem Schmiernippel versehen. Bis auf die vorderen Seitenbegrenzungsleuchten sind alle Anbaukomponenten angeschraubt. Beim Vorführer lagen die Bedienelemente für Liftachse, Bremse und Arbeitsscheinwerfer noch fahrerseitig am Rahmen aufgereiht, mittlerweile will Wielton das zusammenfassen. Ebenso wie sie den Heckunterfahrschutz geändert haben: Der breite Alubalken wiegt mit 28 Kilo rund 12 Kilo weniger als das Stahlrundrohr, sammelt dafür aber gern Schmutz und Steine. Darum hat man ihm die Riffeln wegoperiert und die Vertiefungen mit Plastikstreifen geschlossen. Das Reinigen funktioniert am einfachsten durch ein beherztes Anheben, was durch Federkraft unterstützt wird: einmal hoch- und runterklappen und sauber ist der große Balken - oder man kehrt ihn klassisch ab. Die Rückleuchten sind durch Bleche geschützt und können optional per LED erstrahlen, was bei den Begrenzungsleuchten Standard ist. Auch deren Verkabelung fällt eher durchschnittlich aus - immerhin gibt es etwas Zusatzschlaufe zum Nachziehen, falls man mal an einem Ast hängengeblieben ist. Die Querträger erinnern mit ihren ausgeschnittenen Dreiecken an die gewichtsoptimierten Berger-Sattel. Vorn tut eine 190-bar-Niederdruck-Hyva-Presse Dienst, optional bekommt man auch Binotto. Die Hyva-Presse braucht bei 1000 Touren 58,65 Sekunden, bis die Mulde bei 44,3 Grad Kippwinkel komplett leer ist, nach 24,39 Sekunden öffnet sich die Klappe. Wegen der Niederdruckausführung sind das eher durchschnittliche Zeiten, auch der Kippwinkel ist eher Durchschnitt. Samtpfötig auch auf üblem Untergrund Dafür gefällt das Kamel mit sauberem und leisem Nachlauf: Selbst fiese Querfugen lassen hier nichts klappern oder scheppern, was wiederum für die hohe Güte und Passgenauigkeit des Stahlbaus spricht. Die schicke Optik unterstützen saubere, robotergezogene Schweißnähte im Stahl- und Alubau. Die konische Form der Mulde soll das Ankleben von schwerem Boden weitgehend verhindern, zumal Wielton auf eine übertriebene Vorspannnung des Bodens verzichtet: Nur in der Mitte passt ein Blatt Papier zwischen Obergurt und Gummipuffer. Unter dem leider zweiteiligen Muldenboden unterstützt eine solide Leiterrahmenkonstruktion die Mulde. Eine sehr gute Idee ist die am Heck anschraubbare Schurre. Der Heckdeckel selbst kann mit Knebelschrauben noch dichter angepresst werden und punktet durch sauberes Aufliegen und mit Dichtstreifen in den Seitenwänden. Fazit: Der erste Auftritt des 24-Kubik-Kamels erfolgte zwar samtpfötig, sollte aber von den etablierten Herstellern keinesfalls unterschätzt werden! Mehr finden Sie im Dossier Lkw-Anhänger www.verkehrsrundschau.de/dossiers