Berlin. Der Elektro-LKW der Zukunft könnte seine Energie nicht aus einem Akku ziehen sondern– ganz klassisch wie die Straßenbahn – aus elektrischen Oberleitungen über der Autobahn. So zumindest sähe die Zukunft eines umweltfreundlichen Straßengüterverkehrs aus, ginge es nach den Vorstellungen des Umweltrates. In seinem am Montag vorgelegten „Umweltgutachten 2012“ schlägt das Gremium, das von sieben Professoren verschiedener Fachrichtungen getragen wird, genau dies vor: Oberleitungen für den Güterverkehr auf Autobahnen. Die Argumente der Experten: Weil es langfristig notwendig sei, den Güterverkehr auf erneuerbare Energieträger umzustellen und Biokraftstoffe aus nachhaltigem Anbau nur in unzureichenden Mengen verfügbar sein werden, erfordere dies die Umstellung auf regenerativ-elektrische Systeme. Weil Akkus für die schweren Lasten im Gütertransport nicht geeignet seien, setzen die Experten auf die Einführung eines Oberleitungssystems für elektrisch betriebene LKW (Trolley-Trucks). Um auch im nicht elektrifizierten Straßennetz mobil zu sein, müssten die LKW zusätzlich zum elektrischen Antrieb mit einem Verbrennungsmotor ausgestattet sein. Diese Option sollte „umfassend technisch, ökonomisch und europarechtlich geprüft und in Demonstrationsprojekten erprobt werden“, heißt es in dem fast 300 Seiten starken Papier, das neben der Zukunft des Güterverkehrs Themen wie Rohstoffknappheit, Meeresschutz, Waldnutzung oder die Grenzen des Wachstums behandelt. Die Elektrifizierung der Hauptmagistralen mit einer Länge von 5.700 Kilometern würde nach Berechnung des Rates 14,25 Milliarden Euro kosten.
Der Sachverständigenrat für Umweltfragen (SRU) ist ein wissenschaftliches Beratungsgremium der Bundesregierung mit dem Auftrag, die Umweltsituation und Umweltpolitik in der Bundesrepublik Deutschland und deren Entwicklungstendenzen darzustellen. Er setzt sich aus sieben Professoren verschiedener Fachdisziplinen zusammen. Sie werden vom Bundesumweltministerium in das Gremium berufen. Das Umweltgutachten kann auf der Website des Sachverständigenrats für Umweltfragen heruntergeladen werden. Das Dokument steht dort auch in einer Kurzversion zur Verfügung. (diwi)
Burkhard Unglaube
Rainer Berlinghof