München. Die wegen der Ukraine-Krise verhängten EU-Sanktionen gegen Moskau machen nicht nur der russischen Wirtschaft zu schaffen, sondern treffen auch deutsche Speditions- und Transportunternehmen, die Russland-Verkehre durchführen. Olaf Metzger, Geschäftsführer der Rhenus Revival, berichtete in diesem Zusammenhang am Dienstag auf der Fachmesse Transport Logistic in München von einer rasanten Verschiebung von Warenströmen aufgrund des Embargos des Westens.
Die Produktions- und Konsumgüter aus Europa würden angesichts der angeschlagenen russischen Wirtschaft weniger nachgefragt. „Diese sind für die Menschen dort inzwischen oft zu teuer“, erklärte der Russland-Kenner. Stattdessen importiere das Land mehr Waren aus Asien, die von Logistikdienstleistern wie Rhenus über andere Transportwege abgewickelt würden. Die wichtigsten Routen und dazugehörigen Grenzübergänge (u. a. St. Petersburg, Wladiwostok, Noworossijsk, Dostyk) stellte Metzger im Rahmen einer Pressekonferenz auf der Transport Logistic vor.
Aktuell sei Flexibilität gefragt, um keine Engpässe in der russischen Wirtschaft entstehen zu lassen. „Gleichzeitig glauben wir an das Widererstarken der Verkehre zwischen der Europäischen Union und den GUS-Staaten mit Russland an der Spitze“, sagte Metzger. Dafür investiere das Unternehmen in seine Angebote. Vor allem bei hochwertigen Verzolldienstleistungen spüre einen immensen Bedarf, so der Geschäftsführer der Rhenus Revival. Hintergrund: Seit 2007 verfügt das Unternehmen über eine eigene Zollbrokerlizenz und kann in Russland die komplette Zollabwicklung für Importe und Exporte übernehmen.
Vereinfachtes Zollverfahren geplant
Um Einfuhren künftig schneller verzollen zu können, will Rhenus eigenen Angaben zufolge gemeinsam mit zehn wichtigen Kunden aus Industrie und Handel sowie und in enger Abstimmung mit den russischen Zollbehörden eine vereinfachte Zollprozedur initiieren. Ziel sei es, so Metzger, dass bestimmte Maßnahmen wie die Zollbeschau oder die Fixierung des Zollwarenwertes innerhalb des Verfahrens für vorbildliche Teilnehmer der Außenhandelswirtschaft entfallen. Diese sorgen derzeit häufig für Probleme beim Import und Verzögerungen.
Die beschleunigte Zollabfertigung soll finanzielle Risiken minimieren und für mehr Planungssicherheit sorgen. Sie soll noch 2015 am Terminal in Smolensk nahe dem Grenzübergang von Weißrussland nach Russland eingeführt werden. Auch andere Güterverkehrsunternehmen könnten in Zukunft von den guten Beziehungen des Logistikdienstleisters zu den russischen Zollbehörden profitieren. Ob und wann mehr als die zehn von Rhenus vorgeschlagenen Unternehmen der verladenden Wirtschaft die vereinfachten Zollabwicklung nutzen können, ist allerdings noch unklar. (ag)
Die Transport Logistic 2015 gilt mit 2050 Austellern und über 52.000 Besuchern als Weltleitmesse für Transport, Spedition und Logistik. Alle Neuigkeiten zur Messe Transport Logistic unter http://www.verkehrsrundschau.de/dossier/messe-transport-logistic