Bonn. Der frühere nordrhein-westfälische Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) will weiter Cheflobbyist der Bahnbranche in Europa werden. Er sei einer von mehreren Kandidaten für die am 12. September in Bonn vorgesehene Wahl, sagte die Sprecherin der Gemeinschaft der Europäischen Bahnen (CER), Eva Böckle, am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa. Die CER-Generalversammlung werde dann über die Nachfolge von Johannes Ludewig (66) entscheiden, der das Amt des CER-Exekutivdirektors in Brüssel bis Ende 2011 ausübt und früher Chef der Deutschen Bahn war.
Die CER-Sprecherin wies zugleich frühere Medienberichte als falsch zurück, denenzufolge es bereits Anfang Mai eine Wahl gegeben haben soll, bei der Rüttgers (60) gescheitert sei. Die Wahlentscheidung sei damals auf den September verschoben worden, sagte Böckle. Die Wahl erfolge durch die Mitglieder in der Generalversammlung. Vorgeschlagen worden sei Rüttgers von der Deutschen Bahn (DB).
Die "Wirtschaftswoche" hatte im Frühjahr berichtet, dass es in der CER Widerstand gegen Rüttgers gebe und sich auch viele kleinere EU-Staaten dagegen wehrten, den Posten wieder mit einem Deutschen zu besetzen.
Rüttgers hatte nach seiner Abwahl im Juni 2010 seinen Rückzug von allen politischen Ämtern angekündigt, er ist aber weiter CDU-Landtagsabgeordneter in Düsseldorf. Der ehemalige CDU-Bundesvize und Bundesminister arbeitet außerdem als Anwalt. Im Sommersemester 2011 war er zudem Dozent an der Universität Bonn, er will nach Angaben des Universitätssprechers auch im Wintersemester 2011/2012 wieder im Fach Politische Wissenschaft lehren. (dpa)