Das Privatkundengeschäft im KEP-Bereich erreicht Rekordniveau, die Gewinne der Dienstleister nicht. Warum?
Rico Back: Das Business-to-Consumer (B2C)-Segment ist das am stärksten wachsende Geschäft, aber auch das schwierigste. Viele Menschen vergessen bei der Bestellung, dass der Dienstleister in der Regel am nächsten Tag liefert (lacht). Erfolglose Zustellungsversuche sind einfach teuer, jedes Mal, wenn der Wagen hält, kostet das schätzungsweise 2,50 Euro. Deshalb testen wir alles, was den ersten Zustellversuch erfolgreich macht: Zustellung am Samstag oder abends sowie eine Same-Day-Lieferung, die wir für Amazon in Mailand anbieten.
Gibt es genug Fahrer, um das Wachstum im B2C-Segment zu stemmen?
Der Nachwuchs an Fahrern ist sicher ein Problem. Da muss man sich anstrengen. Wir arbeiten mit rund 400 Transportunternehmen zusammen, die 5000 Fahrer beschäftigen. Wir versuchen dabei, zu helfen, gute Arbeitsbedingungen zu schaffen, zum Beispiel mit Angeboten zu Schulung und Ausbildung, aber auch mit flexiblen Arbeitszeitmodellen. Dazu gehört, dass die Fahrer bei geringem Sendungsaufkommen die Möglichkeit haben, zu Hause zu bleiben.
Wie stark wird sich Ihrer Meinung nach die taggleiche Lieferung verbreiten?
Wir betrachten Same-day als Nische, die bedient werden sollte. Aber nicht von einem Paketdienst – dafür ist das Geschäft zu unterschiedlich – sondern von einer speziellen Organisation. Deshalb testen wir Same-day in Italien mit unserer Express-Sparte.
Glauben Sie, dass Amazon und Google mit einem eigenen Liefersystem nach Deutschland kommen?
Es ist nur natürlich, dass große Versender darüber nachdenken, ein eigenes System aufzubauen. Schließlich ist auch Hermes so entstanden! Es kann sein, dass Amazon oder Google einen ähnlichen Weg gehen. Diesem Wettbewerb müssen wir uns stellen. Die Dienstleister müssen zeigen, dass sie es als Spezialisten besser können.
Das Interview führte Constantin Gillies