Koblenz/Berlin. Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) erwägt den Bau einer Güterbahnstrecke, mit der das lärmgeplagte Mittelrheintal entlastet werden soll. „Wir lassen durch Gutachten prüfen, ob es östlich oder westlich des Rheintals ebenfalls Möglichkeiten gibt, Strecken so zu führen, dass weniger Menschen betroffen sind, sozusagen über die grüne Wiese“, sagte er der „Mainzer Rhein-Zeitung“ (Dienstag). „Natürlich geht das auch nicht von heute auf morgen.“ Ramsauer ergänzte: „Wenn die Ergebnisse veröffentlicht sind, dass eine Bahntrasse auch zwischen Rhein und A3 verlaufen könnte oder an Eifel und Hunsrück vorbei, dann dauert es keine 24 Stunden, bis wir Proteste aus den dann betroffenen Städten und Gemeinden bekommen werden.“
Der rheinland-pfälzische Infrastrukturminister Roger Lewentz (SPD) teilte daraufhin mit: „Ich freue mich, dass der Kollege Ramsauer sich nach langem Zögern nun doch für eine Alternativtrasse zur Entlastung des Mittelrheintals einsetzen will.“ Der Bund sei nun gefordert, „sich Gedanken über die Trassenführung zu machen und einen ersten Zeitplan zu erstellen“.
Der hessische Verkehrsminister Florian Rentsch (FDP) begrüßte ebenfalls Ramsauers Vorgehen. Er führe mit ihm und Bahnchef Rüdiger Grube bereits Gespräche. Rheinland-Pfalz und Hessen hatten Ramsauer vor mehreren Monaten vorgehalten, eine Ausweichstrecke abgelehnt zu haben. Sein Sprecher wies dies aber damals zurück. Ramsauer habe nur auf die Widerstände und die lange Bauzeit hingewiesen.
Das Bürgernetzwerk Pro Rheintal ist weiter skeptisch
Das Bürgernetzwerk Pro Rheintal befürchtet, dass eine Alternativtrasse „angesichts der derzeitigen Finanzlage und der erforderlichen Planungs- und Realisierungszeiträume für die nächsten Jahrzehnte auch nur ein Traum bleiben wird“. Ramsauers Überlegungen hätten nichts mit dem Ruhebedürfnis der Bürger zu tun, sondern dienten „allein den Interessen der Wirtschaft, den Verkehrsengpass Mittelrhein und Rhein-Main aufzubohren“. Täglich rattern um die 500 Züge durch das obere Mittelrheintal, das zum Unesco-Welterbe zählt. (dpa/bw)